Junges Theater: Unangenehme Sätze in unterhaltsamen Stunden

22.5.2017, 20:00 Uhr
Junges Theater: Unangenehme Sätze in unterhaltsamen Stunden

© Foto: Udo Güldner

Es ist weit gekommen mit der Menschheit. Man kommt sich schon wie ein Proktologe vor, so viele Arschlöcher bekommt man ständig zu Gesicht. Zumindest wenn man Hans-Günter Butzko heißt und auch sonst ein Freund klarer Worte ist. Geradezu genüsslich entlarvte er statistische Taschenspielertricks zum Darmkrebsrisiko, widerlegte falsche Denkmuster bei Rechtspopulisten und regte mit jedem seiner lustigen, doch im Grunde überhaupt nicht lachhaften Sätze das eigene Nachdenken an.

Da ist Butzko ein Kind der Aufklärung, und zwar derjeniger, die vor rund 300 Jahren damit angefangen hatte, den heute vielgepriesenen sogenannten christlichen Werten die humanistischen Ideale entgegenzusetzen. Wissen statt Glauben, Denken statt Nachplappern und der Mensch mit seinen angeborenen Rechten im Mittelpunkt. Das sei mühsam gegen die Kirchen erkämpft worden. Deshalb passten weder der Koran, noch die Bibel, noch irgendeine andere religiöse Schrift, die Menschen bevormunde oder diskriminiere, zum Grundgesetz. "Religionen sind Kartelle zur Durchsetzung von Machtansprüchen, und die Politik knickt ständig davor ein." Es sind unangenehme Sätze, die da in zwei doch sehr unterhaltsamen Stunden auf die Köpfe herunterprasseln. Die wirkliche Gefahr gehe nicht von Attentätern aller Art aus, sondern von einem Gesundheitssystem, in dem jährlich 35 000 Deutsche an mangelnder Hygiene und Ärztepfusch stürben. Oder von Fleischwurst, die inzwischen sogar billiger sei als Hundefutter.

Butzko ist kein Kabarettist, der seinem Publikum bequeme Antworten zurechtlegt, die es nur noch übernehmen müsste. Er ist ein Philosoph, der ständig Fragen stellt und damit an jeder Straßenecke Doppelmoral, Pharisäertum und Heuchelei bloßstellt. Während andere Kabarettisten den "Mut" haben, sich mit muslimischen Minderheiten anzulegen, nimmt Butzko, im Denken wie in den Ellbogen sehr beweglich, gleich alle "Irren" ins Visier. Die Buddhisten, die Zeugen Jehova, die Mormonen, die Veganer, die AfDler.

Als "nicht praktizierender Atheist" machte er sich auch Gedanken über das Paradies, in dem auf Märtyrer ein Sack voll Jungfrauen warten soll. Inzwischen seien aber David Bowie, Prince und Lemmy von Motörhead dort . . . "Ich will einfach nur meine Ruhe haben." Warum müssten denn immer die Glocken läuten? Könnten die Gläubigen sich nicht mit einer Telefonstafette verabreden? "Macht Euch doch mal ein bisschen locker!"

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