Katharinenspital: Heute geht es ums Ganze

30.6.2015, 06:00 Uhr
Katharinenspital:  Heute geht es ums Ganze

© Ralf Rödel

Dass aus dem stationären Altenheim Katharinenspital eine Seniorenwohnanlage mit ambulanter Tagespflege, Mittagstisch und sozialem Treffpunkt wird, ist eigentlich schon beschlossene Sache. Eigentlich. Die Stadträte haben noch nicht entschieden, welcher der drei Kandidaten die ambulante Pflege übernehmen soll. Zwei Anbieter für die Tagespflege machen in ihrem Konzept das Angebot, in dem Neubau auch stationäre Gruppen zu betreuen. Die Verwaltung schlägt den Stadträten des Stiftungsausschusses jetzt vor, sich endgültig von diesem Konzept zu verabschieden. Finanziell wäre die teilstationäre Variante zwar vorteilhaft, weil der potenzielle Betreiber eineinhalb Stockwerke pachten würde und damit die große Investition (die Rede ist von insgesamt mindestens elf Millionen Euro), zumindest was diese Gebäudeteile betrifft, gleichsam wie von selbst abbezahlt werden würde, heißt es in der Sitzungsvorlage. Aber: „Alle Experten raten uns zum ambulanten Konzept“, sagt Oberbürgermeister Franz Stumpf.

Die Kritiker des Wohnanlagen-Konzepts werfen der Stadt vor, den Stiftungszweck zu verraten. Wo ist noch Platz für bedürftige Senioren, wenn die Wohnungsmieten der Stiftung bis zu 13 Euro pro Quadratmeter kosten werden? „Das können wir doch über die Wohnungsgröße steuern“, sagt der OB und meint damit, kleinere Appartments kosten weniger Miete. Die Rede ist von 35 oder 42 Quadratmeter großen Ein-Zimmer-Appartments.

Dass das soziale Element in Zukunft keine Rolle mehr spielt, sieht Franz Stumpf nicht als Problem. In der Satzung sei keine Rede davon, dass die Stiftung etwas verschenke. Dort stehe nur, die Stiftung fördere die Alten- und Krankenhilfe. Tatsächlich folgt danach unter §2 Stiftungszweck folgender Satz: „Sie verfolgt damit ausschließlich und unmittelbar mildtätige und gemeinnützige Zwecke (. . .).“ Das Wort „mildtätig“ will der OB dabei so interpretiert haben, dass es schon ein mildtätiger Akt ist, seniorengerechte Wohnungen zur Verfügung zu stellen. Außerdem habe die Stiftung schon seit Jahren keine sozialen Aspekte mehr in dem Sinn verfolgt, dass sie bedürftige alte Menschen unterstützt hätte. Ganz im Gegenteil, schließlich sei das Katharinenspital das teuerste Pflegeheim der Stadt.

Argumentationshilfe für das ambulante Modell liefert auch der Jahresabschluss des Regiebetriebs Katharinenspital. Im Vergleich zu den Vorjahren hat das Altenheim fast doppelt so viel Verlust eingefahren: 215 000 Euro sind es. Zum einen sei das Heim nicht optimal belegt gewesen (minus 2,6 Prozent betriebliche Erträge), zum anderen habe man mehr für das Personal zahlen müssen (plus 3,7 Prozent), erklärt Detlef Winkler von der Kämmerei. Für die Verwaltung ist das einmal mehr der Beweis, dass sich ein stationäres Heim in der Größenordnung nicht rentiert.

Die öffentliche Sitzung des Stiftungsausschusses tagt am Dienstag, 30. Juni, 15 Uhr, im Sitzungszimmer des Rathauses.

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