Kegelsport vom Allerfeinsten

FORCHHEIM - Anfang Mai schlägt das Herz des Kegelsports in Oberfranken. In Speichersdorf wird die Weltmeisterschaft ausgetragen. Was bedeutet das für die Vereine in der Region? Die NN fragten Reinhold Trautner vom SKC Eggolsheim und Michael Parzefall vom TSV Ebermannstadt.

Die Kegelwelt schaut ab dem 7. Mai in den Landkreis Bayreuth, genauer in die 6000-Einwohner-Gemeinde Speichersdorf. Dort werden 19 Nationen knapp drei Wochen lang in verschiedenen Wettkämpfen und Altersklassen gegeneinander antreten, in Team, Tandem (Zweier-Teams) und Einzel, U 14, U18, Damen, Mixed und Herren.

In der Dreifachturnhalle werden dafür extra acht neue Kegelbahnen der Spitzenklasse aufgebaut, mit täglich bis zu 700 Besuchern rechnen die Organisatoren. „Der Vorverkauf läuft ganz o. k.“, sagt Sepp Teufel, der die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit übernommen hat.

Die Idee zum Turnier in Speichersdorf hatte ein einzelner Sportbegeisterter. Heute wird sie Wirklichkeit. Die Organisation des größten Sportereignisses der jüngeren Speichersdorfer Geschichte — vor Jahrzehnten richtete man die Kunstflug-Weltmeisterschaft aus — ruht auf ehrenamtlichen Schultern. Bis zu 30 Helfer sind pro Schicht im Einsatz — unter ihnen könnten auch einige Ebermannstädter sein. Der Verband hat beim TSV-Abteilungsleiter Michael Parzefall angefragt, ob Jugendliche den Bahndienst übernehmen könnten. Im März will man noch einmal darüber reden.

© Foto: Irene Lenk

Reinhold Trautner spielt in der Landesliga-Mannschaft des SKC Eggolsheim. Er war schon bei einigen Weltmeisterschaften dabei, besonders gerne erinnert er sich an das Turnier in der Slowakei. Damals waren die Bahnen in der Kurve eines Eishockeystadions aufgebaut. „Das war eine Wahnsinns-Stimmung.“

Spielerinnen aus Bamberg

Trautner will sich eine Karte für Speichersdorf kaufen, um „sehr guten Kegelsport zu sehen“. Die Weltmeisterschaften sind eigentlich europäische Meisterschaften — von anderen Kontinenten ist kein Team dabei. Dafür aber Titelverteidiger Ungarn, Rumänien oder Serbien, um einige Favoriten zu nennen. Und eben Deutschland. Spielerinnen des SKC Viktoria Bamberg stellen allein die Hälfte es Damenteams.

2009 wurde das vor heimischem Publikum in Dettenbach (Baden-Württemberg) noch Weltmeister, die Herren Zweiter. 2011 durfte Deutschland nicht antreten, weil man nicht auf die international gespielten 120 Wurf umstellen wollte. „2013 in Ungarn musste man durch die Qualifikation und gewann die haushoch“, sagt Pressesprecher Teufel. Nach der Vorrunde war dann aber trotzdem Schluss. Er glaubt, dass es nun, vor heimischem Publikum, mindestens genauso gut wird. „Besondere Motivation“ hat Cheftrainer Günther Doleschel versprochen.

© Foto: privat

Trautner rechnet dem Team mehr als Außenseiterchancen zu. Parzefall ist vorsichtiger. Er hofft, dass die Deutschen die durch die Zwangspause fehlende internationale Erfahrung aufholen konnten.

Unabhängig vom Ausgang des Turniers hofft Teufel, dass die Weltmeisterschaft in der „Kegelhochburg Nordbayern“ mit dem spannenderen 120-Wurf-System dem Sport einen Schub verpasst. Schulausflüge wären toll, vielleicht bleibt dann der ein oder andere ja hängen. Das kann sich auch Trautner vorstellen. An einen Boom glaubt er aber nicht — aus der Kegelszene hat er ähnliches gehört. „Vielleicht in der Region dort selbst, weil die Presse das Thema hervorhebt.“

Keine Bahnen für TSV

Ähnlich sieht es Parzefall. „Bei uns in Oberfranken ist die Kegeleuphorie eh sehr hoch.“ Natürlich hofft er, dass sich Jugendliche für den Sport begeistern. Der TSV ist weithin für seine Jugendarbeit bekannt. Meist käme der Nachwuchs aber über Freunde oder Eltern, schon weil Kegeln medial nicht so präsent sei.

Das „Highlight“ WM sollte man gesehen haben, meint Parzefall. Er selbst will auf jeden Fall hin, über die Abteilung vielleicht auch eine Fahrt anbieten. In Speichersdorf sieht er dann Kugeln auf neuesten Bahnen ins Ziel rollen — diese Bahnen hätten nach dem Turnier die alten in Ebermannstadt ersetzen können. Nach der WM werden sie günstig verkauft. Parzefall, immer engagiert, hatte den Finger gehoben und sogar schon ein Angebot eingeholt — es scheitert aber am Finanziellen. Noch sind die TSV-Kegler ein Stück von der Weltspitze entfernt.

Infos und Tickets zur WM unter www.sportkegel-wm-2015.de