Kein Witz: Fahrstühle am Bahnhof Forchheim fahren bald

31.5.2018, 08:00 Uhr
Nagelneu und einsatzbereit — allerdings (noch) zum Stillstand verdammt: Die Fahrstühle am Bahnhof müssen vielen Anforderungen genügen, bevor sie offiziell in Betrieb gehen dürfen.

© Ralf Rödel Nagelneu und einsatzbereit — allerdings (noch) zum Stillstand verdammt: Die Fahrstühle am Bahnhof müssen vielen Anforderungen genügen, bevor sie offiziell in Betrieb gehen dürfen.

Frank Kniestedt, dem zentralen DB-Kommunikator für alles, was mit dem Großprojekt ICE-Trassen-Ausbau München-Nürnberg-Berlin zu tun hat, diese Frage zu stellen, ist eine obligatorische, mitunter rhetorische Angelegenheit geworden: Wann werden die Aufzüge zu den Bahnsteigen zur Nutzung voraussichtlich freigegeben?

Man muss es so umständlich Formulieren, denn einsatzbereit sind die Fahrstühle am Bahnhof eigentlich längst. Nur ist der Umstand, dass ein Lift theoretisch schon fahren kann, nicht entscheidend. Auf die Details kommt es an. Sprich: alle technischen und sicherheitstechnischen Vorgaben müssen erfüllt und vom Tüv abgesegnet werden. „Darum gibt es bei Aufzügen immer ein Theater“, sagt Kniestedt. Querelen um Montagemängel mit der Fahrstuhlfirma oder Ärger mit der Telekom, die sich um den Anschluss der Lifte an die Notrufleitung kümmert – all das führt zu Zeitverzögerungen.

Am Forchheimer Bahnhof waren die Glaskabinen und Schächte der künftigen Aufzüge schon im Sommer 2017 mehr oder weniger fertig. Damals kündigte man bei der DB eine Inbetriebnahme „bis Jahresende“ an. Dann „bis Ende Januar“, dann „bis Anfang Februar“ und irgendwann gab man einen weiteren unverbindlichen Termin komplett auf. Und im April hieß es: „Wir gehen, vorbehaltlich einer mängelfreien Montage, von einer Inbetriebnahme bis zum Sommeranfang aus.“

Die letzte Vorhersage scheint sich Kniestedt zufolge nun jedoch tatsächlich zu bewahrheiten: „Diese, spätestens nächste Woche sollen unsere drei Aufzüge auch wirklich fahren.“ Moment mal, drei Stück? Müssten es nicht eigentlich vier sein, am neuen, achtgleisigen Bahnhof?

Durchaus, aber der Fußgängertunnel gilt als Ortsverbindung zwischen der Innenstadt und Reuth – einschließlich des Fahrstuhls an der Bayreuther Straße. Und damit wurde das Rathaus in die Pflicht genommen: Die Bahn baute den Tunnel und schaffte die Voraussetzungen für einen Aufzug auf der Ostseite, dessen Kosten, rund 425.000 Euro, musste wiederum die Stadt schultern. Wobei man glücklicherweise auf eine großzügige Förderung vom Freistaat bauen konnte.

Eine eigene Leitung

Jedenfalls kocht die Stadt an der Bayreuther Straße ihr eigenes Fahrstuhl-Süppchen. Und wie bei der Bahn sind auch hier jede Menge Zutaten vonnöten, bevor von einem fahrenden Lift gesprochen werden kann. Beispielsweise eine eigene Stromleitung, verlegt von den Stadtwerken. Im Bauamt hofft man, dass der Aufzug paar Wochen nach seinen drei westlichen Geschwistern in Betrieb gehen kann, anvisiert ist der Juli.

Bleibt zuletzt die Frage, wann der komplette Bahnhof das Prädikat „barrierefrei“ erhält. Denn Hürden gibt es auch abseits der Tunnel-Treppen. „Das geschieht im Zuge der laufenden Bauarbeiten auf der Westseite“, so Frank Kniestedt. Will heißen: neben dem Bahnsteig 1 und den Schienen wird gleichwohl auch am Toiletten-Häuschen neu gebaut, inklusive behindertengerechtem Zugang.

Ein ungesundes, aber für manche Pendler zwingend notwendiges Thema soll im Rahmen dieser Arbeiten ebenfalls beseitigt werden: die fehlenden Raucherbereiche auf den Bahnsteigen. Ihre Nicht-Existenz sorgt bei Nikotin-Anhängern für Schmunzeln – wenn sie via automatischer Lautsprecheransage regelmäßig ermahnt werden, ihr qualmendes Geschäft doch bitte in den dafür vorgesehenen Bereichen zu verrichten.

In Fahrtrichtung links liegen gelassen wird wiederum das Bahnhofsgebäude selbst: Hier sind laut DB-Sprecher Kniestedt bislang keine Sanierungsmaßnahmen vorgesehen, das Hauptaugenmerk liege jetzt erst mal auf dem großen Trassen-Ausbau selbst.

Aber vielleicht schenkt die Bahn dem Gebäude ja Beachtung, wenn im Herbst die Züge auf den neuen Gleisen 1, 2 und 3 rollen können. Denn seit die Bauarbeiten auf der Westseite begonnen haben, gleichen die altehrwürdige Mauern zunehmend einem Geisterhaus: Kaum noch ein Pendler, der sich in den Zeitschriften-Laden im Inneren verirrt.

Gleiches galt zwischenzeitlich fürs Bistro, das man nur nach einem umständlichen Gang durchs Gebäude und über einen schmalen Korridor am Rande des gesperrten Baustellen-Bahnsteiges 1 erreichen konnte. 

 

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