KMBB spielt in Forchheim letztmalig in alter Besetzung

7.1.2019, 09:00 Uhr
KMBB spielt in Forchheim letztmalig in alter Besetzung

© Foto: Udo Güldner

Den "Hoochie Coochie Man" hat sich Rainer Adebahr zum Abschied gewünscht. Den Klassiker aus den Händen Muddy Waters´. Weil die Bluesband schon seit längerer Zeit kaum noch echte Blues-Nummern spielte. Noch einmal setzte der Altmeister mit seinen 64 Jahren zu einem inspirierenden Solo an, während sich hinter ihm beim Bläsersatz mit Harald Dalhammer, Stephan Greisinger (beide Saxofon), Guido Grimm, Thomas Schleicher (beide Trompete) und Jürgen Trießl (Posaune) Wehmut breitmachte

"Menschlich tut es mir sehr weh für die Bandkollegen, aber nach 27 Jahren wollte ich einfach wieder das spielen, was mich vor über vier Jahrzehnten schon begeistert hat: Rockmusik." Deshalb wird "Ade" weiterhin bei der Jam-Session-Band "Jamily" die Gitarre aufjaulen lassen. Und einmal jährlich bei seinem Projekt "The Band After" in Bamberg im Scheinwerferlicht stehen. "Da geht es nur um die Gaudi." Ein bisschen davon war nun zu spüren, als die KMBB Aretha Franklins "Chain of fools" zur Hand nahm und Frontfrau Nadin Albrecht wusste, dass derlei Soulgesang geröhrt gehört.

Dabei begann das KMBB-Abenteuer für Rainer Adebahr eher unspektakulär. Eines Tages sei einer seiner Gitarrenschüler, Christian Boltze, zu ihm gekommen und habe gefragt, ob er nicht jemanden kenne. Er selbst wolle nach sechs Jahren bei der KMBB aufhören. "Auf Blues hatte ich damals Bock." So begann eine lange und sehr abwechslungsreiche Zeit, die zu einem Open Air-Ereignis auf der Schleuseninsel vor mehr als 2000 Besuchern und vor sechzehn Jahren sogar zu einer Tournee durch die Vereinigten Staaten führte.

In Trance gespielt

Neuen Dingen zuwenden will sich auch Thomas Langguth, einer der Begründer der KMBB, als diese noch ein Quintett ohne Bläsersatz war. Ihn beschäftigt seit sechs Jahren die Fotografie, die einem Individualisten deutlich mehr Entwicklungsspielraum zugesteht als eine zwölfköpfige Band. Dass er ausgerechnet bei Isaac Hayes´ faszinierend melodischer Funk-Hymne "Do Your thing" in Trance geriet und seine Mitspieler jenseits des Flow nicht mehr wahrnahm, mochte da ins Bild passen.

KMBB spielt in Forchheim letztmalig in alter Besetzung

© Foto: Udo Güldner

Nach 34 Jahren ist damit nur noch Keyboarder Ralf "Banz" Heilmann aus Hausen als KMBB-Gründungsmitglied übrig. Als Neuzugang wird Peter Pelzner (52), studierter Jazz-Gitarrist aus Nürnberg, das Durchschnittsalter freilich nicht wesentlich senken. Vielleicht aber wird es ihm gelingen, den Bluestrain von den eingefahrenen Gleisen etwas auf Nebenstrecken umzuleiten. Um neuen Schwung in die KMBB zu bringen.

"Beständigkeit" oder "Trägheit"?

Jenseits der personellen Veränderungen war es nämlich ein KMBB-Konzert wie viele andere zuvor. Sogar das Publikum kam einem bei näherem Hinsehen bekannt vor. Einige brauchten nun allerdings einen Stuhl. Die Setlist las sich wie ein Ausschnitt vergangener Auftritte im Kulturkeller. Möglicherweise weil die Zuhörer das so erwarteten. Wobei am musikalischen Hand- und Mundwerk nichts auszusetzen war. Doch waren es Klänge, die man schon kannte. Vielleicht ist diese programmatische "Beständigkeit", man könnte es wie Frontsänger Alex Teubner auch "Trägheit" nennen, einer der tieferen Gründe, warum die Kult-Combo nach zweieinhalb Jahrzehnten im Schatten des Kellerwaldes beim letzten Annafest keine Bühne mehr betreten durfte.

Dabei können sie als Average White Band noch immer"Pick up the pieces" und daraus ein fetziges Etwas formen. Wenn man sich denn an neue Songs herantraute und nicht nur von der zweifelsfrei vorhandenen Substanz lebte. Denn die wird nicht ewig vorhalten.

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