Kommissar Zufall und die zwei Forchheimer Drogenbrüder

23.2.2017, 12:21 Uhr

So war es 2014 reiner Zufall, dass der Polizeibeamte aus Waldsassen auf die beiden mit über 70 000 Euro versteckt im Auto traf und Geldwäsche vermutete. Und genauso zufällig, kam die Kette in Gang, die letztlich zur Festnahme der Beiden im April vergangenen Jahres führte. Seither sitzen Anton und Benno S. (Namen geändert) in U-Haft und müssen sich jetzt vor der Großen Strafkammer verantworten.

Ende März 2016 griffen Polizisten bei Waldsassen eine Frau auf, als sie die Landesgrenze mit 25 Gramm Crystal zu Fuß passieren wollte. Sie ist eine gut verdienende Industriemechanikerin aus Erlangen, die schon seit langer Zeit verschiedene Drogen konsumiert. "Es war sozusagen das erste Mal, dass ich selber direkt Crystal holte", sagte sie als Zeugin aus. Ihre Bezugsquelle in Forchheim war eine Weile zuvor versiegt. Ihr Dealer war eine Frau, die das Crystal über mehr als fünf Jahre von den beiden Brüdern bezogen hatte.

Erkenntnisse durch Handydaten

Immer am Ersten eines Monats holte die Frau bei ihrer Dealerin etwa fünf Gramm und oft in der Monatsmitte auch noch einmal. Die Forchheimerin machte Angaben über ihre Bezugsquellen bei Polizei und Zoll und setzte damit die Ermittlungsmaschinerie überhaupt erst in Gang.

Eine Handy-Ortung der Polizei ergab, dass sich Anton S. Ende März einige Stunden in Tschechien aufgehalten hat, per Whatsapp Kontakt mit seinem Vermieter aus dem westlichen Landkreis hatte, der — wie seine Handydaten verrieten — auch im Grenzraum war. Der ermittelnde Beamte vom Zollfahndungsamt konnte aus den Daten sogar die genaue Fahrtroute rekonstruieren.

Am 5. April schlugen dann die Zöllner zu. Um 5.30 Uhr standen sie bei Anton und zeitgleich bei Benno vor der Tür. Der Leiter der Durchsuchung listete akribisch auf, was und wen sie in Antons Wohnung vorgefunden hatten: einen wachen Anton und eine Verwandte des Vermieters, die eine Haschpfeife und eine Bong dabei hatte; ein benutztes Schnupfröhrchen und ein leeres Tütchen unter dem Tisch. Im Schlafzimmer fanden die Ermittler in einer Blechdose über 200 Gramm Crystal und in einem Stoffbeutel einen geladenen Revolver und weitere Munition. Anton wurde verhaftet.

Bei Benno verlief es ähnlich: Im Keller entdeckten die Beamten eine große Menge pyrotechnisches Material. Ein Fachmann für Sprengstoffe wurde hinzugezogen. Erst er entdeckte das dort versteckte Rauschgift. Der Zeuge vom Zoll bestätigte: "Er ist kein verkappter Terrorist; das war nur für sein pyrotechnisches Hobby". Zudem fanden sie Informationen über Cannabisanbau, Samen, jede Menge Crystal und eine 100-Gramm-Platte Hasch.

In Haft schrieb Anton ein Manuskript seiner Lebensgeschichte, in dem er Details preisgab, unter anderem dass er im März 2016 mit seinem Vermieter 560 Gramm Crystal gekauft und geschmuggelt habe. Über Umwege nahm Anton dann Kontakt zu der Zwischenhändlerin in Forchheim auf: Er werde sie wegräumen, wenn sie nicht Kontakt zu seinem Anwalt aufnähme, ließ er ausrichten.

Die 56-Jährige war verwundert, da seit sie drei Jahren keinen Kontakt mehr zu ihm gehabt hatte. Aus persönlichen Gründen oder — so die Version ihrer Erlanger Abnehmerin —, weil Anton das Crystal gestreckt habe, hatte sie auf Benno als Dealer gewechselt. Also reagierte sie nicht, wurde dann aber erneut kontaktiert. Eine Mittelsperson überbrachte die Drohung, Anton werde sie und sich umbringen.