Krankenstand zu hoch: Eltern als Betreuer in der Kita Burk

9.3.2018, 05:56 Uhr
Krankenstand zu hoch: Eltern als Betreuer in der Kita Burk

© Jens Büttner/dpa

Die katholische Kindertagesstätte in Burk wusste sich nicht mehr anders zu helfen und bat nach Rücksprache mit dem Elternbeirat Väter und Mütter, den Personalengpass zu überbrücken. Zusätzlich zu zwei Dauererkrankten fehlten weitere Beschäftigte wegen Krankheit. In der vorletzten Woche trat daher ein regelrechter Stundenplan in Kraft, bei dem sich Eltern eintragen konnten.

Dies wiederum führte einerseits zu Protesten von Eltern, die mit dieser Art von Flickschusterei prinzipiell und aus pädagogischen Gründen nicht einverstanden waren. Andererseits hielt der Personalengpass an. Mit der Folge, dass die Kindergartenleitung in der vergangenen Woche per Aushang die Eltern bat, "bei eventueller Möglichkeit" die Kinder zu Hause zu lassen. Die beiden Gruppen (50 Kinder) wurden zu einer Notgruppe zusammengefasst.

Inzwischen, sagt die Kindergartenleitung (der von allen Seiten viel Engagement zugebilligt wird), hat sich die Situation entspannt, die Kinder könnten wieder normal betreut werden. In der Elternschaft allerdings staut sich in Burk schon seit Jahren Frust über die Dauerbaustelle Krankenstand an. Hier versucht die Kirche nun mit einem Modell gegenzusteuern, das sich andernorts bereits bewährt hat. Der zuständige Pfarrer Mariadas Kalluri ist selbst erkrankt und konnte daher nicht zu dem Thema befragt werden. Im Zusammenhang mit Eltern als Erzieherinnen-Vertretung tun sich freilich viele Fragen auf.

Dürfen Eltern als Betreuer in Kitas aushelfen?

Der Fachberatung und -aufsicht für Kindertageseinrichtungen am Landratsamt ist der Fall in Burk bekannt. Grundsätzlich gilt: "Die Aushilfe von Eltern ist nur im Akutfall und über einen begrenzten Zeitraum möglich, um in einer unvorhersehbaren Notsituation die Aufsichtspflicht zu gewährleisten."

In Burk habe die "Problematik einen erkennbar strukturellen Hintergrund mit Einflussfaktoren auf unterschiedlichen Ebenen. Eine behördliche Eingreifpflicht, die eine Teil- oder sogar eine Komplettschließung der Kita bedeuten kann, wird dann unumgänglich, wenn durch festgestellte Mängel eine konkrete Gefährdung des Kindeswohls nicht mehr ausgeschlossen werden kann. In der Kita Burk ist dies derzeit nicht erkennbar."

Damit Eltern als Nothilfe einspringen dürfen, kann der Träger "präventiv" einen "Aushilfspool" bilden, "mit vorhergehender Einweisung in die Tätigkeit unter Beachtung des Schutzkonzepts und der Pädagogik der Kita, der Anforderung des erweiterten Führungszeugnisses und einer Schweigepflichterklärung".

Sind Kita-Träger auf Personalengpässe eingestellt?

Die Stadt Forchheim erklärt, auch in ihren Kitas habe es kürzlich durch Krankheitsausfälle in Kindergärten und Krippen Personalengpässe gegeben: "Allerdings ist es jetzt wieder etwas besser geworden", so eine Sprecherin.

Die Stadt konnte immer flexibel reagieren, zum Beispiel "indem Personal aus anderen Einrichtungen zur Aushilfe einspringen konnte". Wohl dem, der so viel Personal hat. Wie lange noch bei anhaltendem Kinderboom? Die Berufe der Erzieherin und der Kinderpflegerin werden weder sehr gut bezahlt noch stehen sie in der Gesellschaft in besonders hohem Ansehen. Darauf weist Elisabeth Bräunig, die Leiterin des Beruflichen Schulzentrums Forchheim, hin.

Hier werden in der Berufsfachschule für Kinderpflege jährlich zwei Klassen für die zweijährige Ausbildung zur Kinderpflegerin gebildet (natürlich auch zum Kinderpfleger). Jede Klasse hat bis zu 30 Schülerinnen.

Allerdings, so Bräunig, gebe der oberfränkische Markt nicht so viele Stellen her, dass alle ausgebildeten Kinderpflegerinnen auch hier heimatnah eine Anstellung finden könnten.

Ist genug Personal vorhanden?

Der Bedarf ist in Forchheim da, erklärt die Pressestelle der Stadt. Doch Personal zu finden werde immer schwieriger: "Aktuell suchen wir zur Anstellung im Kindergartenbereich eine Erzieherin als Vollzeitkraft und zwei Kinderpflegerinnen. Außerdem sind noch zwei Stellen für Jahrespraktikanten für das Jahr 2018 zu besetzen." Die Fachaufsicht bestätigt: Qualifiziertes Personal im Bereich der Kindertagesbetreuung zu finden sei "bereits seit längerer Zeit schwierig". Dieses Problem tritt "nahezu flächendeckend auf. Leider zeichnet sich auch keine nachhaltige Verbesserung ab".

Die Personaldecke sei "generell eher zu kurz". Akuter Personalausfall durch Krankheit könne "die Einrichtungen deshalb schnell in eine prekäre Lage bringen". Fallen Akut- und Langzeiterkrankungen gar zusammen, sei "oftmals bereits die Aufsichtspflicht der Kinder nicht mehr gesichert". Dann müsse der Kita-Träger "umgehend reagieren. Maßnahmen können eine Reduzierung der Öffnungszeit, eine Teil- oder sogar Komplettschließung der Einrichtung sein".

Wie gut ist die Ausbildung?

"In Frankreich sind Erzieherberufe Studienfächer", sagt Elisabeth Bräunig zum Stellenwert, der andernorts dem Kita-Personal beigemessen wird. Um in der Berufsfachschule für Kinderpflege die Ausbildung aufnehmen zu können, sind keine besonders hohen Hürden aufgestellt. Aber: "Wir haben eine Probezeit", sagt Bräunig. Innerhalb derer zeige sich in der Regel, ob jemand für die "sehr sensible" Arbeit mit Kindern im Vorschulalter geeignet ist. Nach der zweijährigen Ausbildung zur Kinderpflegerin steht der weiteren Ausbildung zur Erzieherin bei einer Fachakademie für Sozialpädagogik nichts im Wege.

Bräunig: "Wir haben in den letzten Jahren vermehrt Quereinsteigerinnen bei den Kinderpflegerinnen." Sie meint Frauen, die selbst schon Kinder haben und sich noch im fortgeschrittenen Alter dazu entscheiden, eine erzieherische Ausbildung zu beginnen.

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