Kreis Forchheim: Neue Vorwürfe gegen Biogasanlagen

14.2.2014, 11:00 Uhr
Kreis Forchheim: Neue Vorwürfe gegen Biogasanlagen

© Roland Huber

Marquart, der früher Mitglied bei den Grünen und im Bund Naturschutz war, sagt: „Man muss die gesamte Ökobilanz betrachten – und nicht sagen: Wir produzieren grünen Strom, aber verseuchen dafür das Wasser.“ Genau das passiere aber. Im November warf er den Betreibern der Biogasanlage Eggolsheim vor, verschmutztes Wasser in den nahen Sittenbach zu leiten. Anfang Januar bestätigte das Landratsamt seine Vorwürfe: Untersuchungen hätten ergeben, dass der Bach zu viel Ammonium, Stickstoff und Phosphat enthalte.

Jetzt schlägt Marquart erneut Alarm: In einem Bach neben der Biogasanlage Willersdorf, die dem Landwirt Paul Weber gehört, will er Spuren von Abwasserpilz entdeckt haben – einer Bakterienansiedlung, die in verschmutzten Gewässern vorkommt. Der Naturschützer glaubt, dass der Pilz aus einer Maissilage des Landwirtschaftsbetriebs kommen muss.
Marquart ist überzeugt, dass sich Gärsubstanzen mit Sickersäften vermischt haben und in den Bach geflossen sind.

Er hat Wasserproben entnommen und in einem Labor untersuchen lassen. Die Analyse habe gezeigt, dass das Wasser durch die Ablagerung des Pilzes stark mit Schadstoffen wie Ammonium oder Phosphor belastet sei.

Der Eggolsheimer hat das dem Landratsamt mitgeteilt. Vergangene Woche schauten sich Mitarbeiter der Behörde Webers Hof mit der Biogasanlage an. Sie erteilten dem Landwirt die Auflage, ein Fahrsilo zu entfernen, das schädliche Gärstoffe enthalte.

Landwirt erfüllte Auflage

Gestern teilte Franz Dittrich, Fachbereichsleiter Umweltschutz beim Landratsamt, unserer Zeitung mit, der Landwirt sei der Aufforderung nachgekommen. Allerdings gehöre das Silo nicht zur Biogasanlage. Für die Bewertung der Wasserproben sei das Wasserwirtschaftsamt zuständig. Bisher gebe es keine Stellungnahme.

Landwirt Paul Weber sagt im Gespräch mit den NN über Marquarts Vorwürfe: „Ich bin da ja kein Einzelfall. Er beschuldigt doch jeden.“

Auch die Anlage im Gewerbegebiet Schlammersdorf erregt Marquarts Unmut. Sie wird zu je 20 Prozent von vier Biobauern und der Forchheimer Naturstrom AG betrieben. Marquarts Vorwurf hier: Das Rückhaltebecken der Biogasanlage enthalte schadstoffbelastetes Wasser, mit dem einer der Landwirte einen benachbarten Acker dünge. „Man hat dauernd einen dumpfen, ekelhaften Geruch in der Nase“, sagt Marquart. Außerdem kenne er Leute, die in der Nähe des Betriebes wohnten und jetzt an Allergien litten.

Tatsächlich, erklärt Christof Thoss von der Naturstrom AG, sei der CSB-Wert im Wasser des Rückhaltebeckens erhöht. CSB steht für „Chemischer Sauerstoffbedarf“. Die Ammonium- und Stickstoffwerte seien dagegen normal. „Deshalb darf das Wasser landwirtschaftlich genutzt werden“, erklärt Thoss. „Zum Beispiel zum Düngen von Feldern.“

Unter Zeitdruck

Die Betreiber stehen unter Zeitdruck: Das Landratsamt hat ihnen die Auflage erteilt, das Rückhaltebecken bis Ende nächster Woche zu leeren. Denn es ist nicht befestigt. Es könnte also schadstoffbelastetes Wasser ins Grundwasser eindringen.

Christof Thoss sagt: „Wir sind selber auf die schlechte Wasserqualität aufmerksam geworden und wollten uns ans Landratsamt wenden.“ Doch ein Unbekannter sei ihnen zuvorgekommen. Heinz Marquart war es laut eigener Aussage nicht.

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