"Kühe wurden noch nie so gut gehalten wie heute"

14.1.2018, 10:00 Uhr

© Foto: AELF Bayreuth

Jürgen Nützel, der Vorsitzende der KZG Forchheim, ist sich sicher, wer behauptet, dass eine artgerechte Tierhaltung bei so viel Fleischkonsum nicht möglich ist, "die Leute sollten sich besser informieren", sagt er und verweist auf die stark rückläufigen Zahlen von Rinderzüchtern im Land. Seit dem Milchstreik 2008, als sich die Milchviehhalter gegen die niedrigen Milchpreise zu wehren versuchten, sei die Anzahl der Betriebe von rund 100 000 auf etwa 70 000 zurückgegangen. "Jeden zweiten, dritten Tag hört doch sogar hier in der Region ein Milchviehbetrieb auf", sagt Nützel.

Beim Rinderzuchtverband Bayreuth, dem Dachverband der KGZ, hat Markus Schricker ähnliche Zahlen parat. Im Landkreis Forchheim gab es im Mai 2017 noch 151 Milchviehbetriebe mit 4568 Milchkühen; Herdbuchzüchter, das sind die mit Stammbaum-Tieren, gibt es derzeit noch 81 Betriebe mit 3404 Herdbuchkühen, Tendenz rückläufig. "Forchheim ist nicht der stärkste Landkreis, was die Rinderzucht angeht", sagt Markus Schricker. Das liegt zum einen an der Juralandschaft der Fränkischen Schweiz, in der man von Natur aus eher auf Nebenerwerbslandwirtschaft ausgerichtet ist. Und natürlich spielen die Kosten eine Rolle. KZG-Vorsitzender Jürgen Nützel sagt, wer für etwa 100 Kühe neu bauen will, braucht heutzutage leicht 1,5 Millionen Euro.

 Die Züchter aus dem Landkreis Forchheim haben sich entweder auf Milchrassen oder Rinder zur Doppelnutzung spezialisiert. Das heißt, die Kühe produzieren Milch; männliche Tiere, die nicht für die Zucht benötigt werden, verkaufen die Bauern als Nutzkälber oder ziehen sie im eigenen Betrieb zur Fleischproduktion auf. In Oberfranken hält man vorwiegend die Rasse Fleckvieh, braun-weiß gescheckte Kühe; einige Bauern haben schwarz-bunte oder Holsteins im Besitz.

Auf ihrer Homepage verweist die KZG Forchheim auf die Praxis der Enthornung von Kälbern, die innerhalb von sechs Wochen zu erfolgen hat. Dem Kälbchen werden Schmerzmittel und Betäubungsmittel verabreicht. Darauf angesprochen, ob das nicht Tierquälerei sei, antworten Markus Schricker und Jürgen Nützel unisono, dass dies zum Schutz der Landwirte und der Tiere notwendig sei.

Verletzungsgefahr durch Hörner

"Es kommt zu Rangkämpfen, bei denen sich die Tiere verletzen", so Schricker; Nützel sagt, jede Kopfbewegung berge Gefahren für den Landwirt im Laufstall. "Die Tiere setzen die Hörner auch ein", so der KZG-Vorsitzende. In Jürgen Nützels Bestand gibt es etwa zehn bis 15 Tiere, die bereits hornlos gezüchtet worden sind. Dies sei sowieso die Zukunft, so der Züchter, aber es brauche eben noch einige Zeit.

Markus Schricker vom Zuchtverband ist überzeugt davon, dass "Kühe nie so gut gehalten wurden wie heute". Sie haben Freilauf, im Stall gibt es Liege- und Fressbereich und in den meisten Betrieben würden die Tiere regelmäßig gebürstet. Fast schon Wellness, möchte man meinen. Wären da nicht die Veröffentlichungen zu den agrarindustriellen Horrorszenen des massenhaften Züchtens, Mästens, Schlachtens und Verwertens.

Doch laut der Auskünfte der Zuchtexperten sind Forchheimer Betriebe eher kleinbäuerlich strukturiert und Jürgen Nützel erzählt von den Kühen als "dankbare Tiere", die eine gute Behandlung mit größerer Milchleistung danken.

Die nächste Versammlung der Kreiszuchtgenossenschaft (KGZ) Forchheim findet am  Donnerstag, 18. Januar, um 19.30 Uhr, in der Gastwirtschaft Kroder in Schlaifhausen statt.

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