Kunsthandwerkermarkt zog die Massen an

17.6.2018, 20:00 Uhr
Kunsthandwerkermarkt zog die Massen an

Überall scheint man von Handtaschen umzingelt zu sein. Auch wenn Frauen vielleicht behaupten werden, man könne nie genug davon haben. Hier jedenfalls sind sie in allen denkbaren Farben und Formen zu finden, aus Leder, aber auch aus gebrauchtem Segeltuch. "Es gibt hier nur handgemachte Stücke, keine Handelsware, die nur weiterverkauft wird", beschreibt Susanne Fischer die Philosophie des Kunsthandwerkermarktes.

Von der Leiterin des Pfalzmuseums stammt der Tipp, sich bei Helge Ott (55) im Kaisersaal umzusehen. Der ist Silberschmied, verarbeitet aber auch Gold. Die Berufsbezeichnung führe etwas in die Irre, so der Münchner, denn sie bedeute nur, dass man Gebrauchsgegenstände herstelle. Also Dinge wie Kerzenleuchter oder Besteck.

Seine Ausbilder an der Berufsfachschule in Kaufbeuren hätten aber stets großen Wert auf künstlerische Gestaltung gelegt. Seinen dreidimensionalen Schmuckstücken sieht man das an. Auch wenn die Grundform ein Quadrat ist. Seit 31 Jahren hat er Ringe, Armreife und Ohrringe "für Feingeister" vervollkommnet. Edelsteine finden sich kaum, störten sie doch das schlichte, zeitlose Design, das Helge Ott mit seinen mehr als 20 Schmiedehämmerchen und stundenlanger Handarbeit anstrebt. Seine Kunstwerke sollen aber nicht nur gut aussehen, sondern sich trotz ihrer geometrischen Form auch bei der Haut einschmeicheln. Bevor er nach Forchheim kam, stellte Helge Ott in New York, Frankfurt am Main und Berlin aus.

Im Pfalzgewölbe haben Elisabeth Hümmer und ihr Team vom Kinderschutzbund über 100 Kuchen zusammengetragen. Etwa 30 ehrenamtliche Helferinnen sind an der Kaffeekanne und der Tortenschaufel im Einsatz. Der Erlös kommt Präventionsprojekten an Schulen zugute.  Im Schatten der Marienkapelle duftet es nach Salbei, Lavendel und Zitronengras. Glücklicherweise regnet es gerade nicht. Sonst hätte Jutta Kaiser (41) große Probleme. Würden sich ihre Kunstwerke unter dem Ansturm des Wassers doch auflösen.

Dabei ist das bei ihren handgemachten Naturseifen eigentlich auch gewollt. Vor sieben Jahren ist sie nur wegen der Seifenküche von Großenbuch nach Effeltrich gezogen. Sie brauchte den Platz, um an ihren Kräuter- und Milchseifen zu "basteln". Für den Peelingeffekt findet sich Blaumohn in den duftenden Würfeln. Für desinfizierende Wirkung Salz aus dem Toten Meer. Und wenn es stärker schäumen soll, sind Seifen aus Kuh-, Esels-, Ziegen- oder Schafsmilch genau das Richtige. Selbst an Allergiker hat Jutta Kaiser gedacht, indem sie ohne ätherische Öle experimentiert hat. "Andere joggen oder gehen ins Fitness-Studio. Für mich ist das Kaltrühren der Seifen der Ausgleich."

An einer Ecke zwischen zierlichen Metalldrachen, denen Kunstschmied Hubert Hunstein aus Haag Feuer unter dem Hintern gemacht hat, und jemandem, der mit schneidender Stimme "scheiß scharfe Messer" anbietet, haben sich die beiden Musiker Christian "Garry" Hofmann und Markus "Hann" Brückner niedergelassen.

"Accoustica" aus Stockheim brauchen zwei Gitarren und ihre Stimmen, um James Blunt oder die Rolling Stones akustisch durch den Pfalzgraben ziehen zu lassen. Dort versetzt der Gesang sogar Steinskulpturen in heitere Schwingung. Auch nach vier Stunden scheint einem vieles entgangen zu sein.

 

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