Künstler lassen in ihre Ateliers blicken

17.5.2015, 19:00 Uhr
Künstler lassen in ihre Ateliers blicken

© Udo Güldner

Es ist eine wenig glanzvolle Umgebung, in der Bernhard Hirschbecks Ideen geboren werden. Eine alte Scheune inmitten von Weigelshofen, in der Werkzeuge an der Wand hängen, kleine Styropor-Modelle inspirieren und große Steinblöcke noch auf die Hand des Bildhauers warten. Vor dem Haus stapeln sich Steinblöcke, dahinter fließt der Eggerbach. Seit acht Jahren entwirft und meißelt Bernhard Hirschbeck hier Grabmäler, Brunnen oder andere Kunstwerke. Sogar Waschbecken für Privatleute oder Hotelketten hat der Oberbayer aus Titting schon gestaltet. „Ich versuche, meine Auftraggeber von meiner Sichtweise zu überzeugen.

Dabei darf ruhig auch provoziert werden, insofern man dem bereits vorhandenen Respekt entgegenbringt.“ So wie bei seinen Entwürfen für einen Rokoko-Brunnen, den sich eine damals 80-jährige Frau gewünscht hatte. „Für ihren Hesperiden-Garten in Johannis, der bereits seit dem Mittelalter den reichen Bürgern vor den Stadttoren zur Erholung gedient hat.“

Die vorgefundenen architektonischen Elemente hat Bernhard Hirschbeck aufgenommen, mit Formensprache und Handschrift aber eigene Akzente gesetzt. „Es ist jedesmal ein anderer, ein persönlicher Zugang, ständig gibt es neue Ansätze und Ideen.“ Nach zwei Jahrzehnten in Nürnberg, in denen ein ehemaliger Pferdestall als Domizil diente, hat den Steinmetz- und Bildhauer-Meister, der auch als Restaurator arbeitet, die ruhige Lage nach Eggolsheim gezogen. Und der Wunsch, Atelier und Wohnung in eins zu legen. „Das ist in der Nürnberger Innenstadt unmöglich.“

Künstler lassen in ihre Ateliers blicken

© Udo Güldner

Bernhard Hirschbeck nutzt sowohl weiche Sedimentgesteine wie Sand- oder Kalkstein, als auch hartes Tiefengestein wie Granit. „Für mich ist die Spannung des Materials
entscheidend, der Zugang zum Stein.“ In den Vordergrund zieht es Bernhard Hirschbeck nicht. Weshalb es bislang noch keine öffentliche Ausstellung von ihm gegeben hat.

Direkt neben dem Rathaus in Heroldsbach hat Wolfgang Schmidt Quartier gefunden. Nachdem der freischaffende Künstler über ein Jahrzehnt in Poppendorf residierte, malt und unterrichtet der gebürtige Amberger nun im historischen „Kuratenhaus“. „Mir war die Produktion von Kunst immer wichtiger als die Reproduktion. Deshalb habe ich nicht lange an der Hauptschule unterrichtet. Ich bin eher der handwerkliche Typ.“

Im kleineren Raum schwimmen exotische Fische durch alte Fabrikhallen, wimmelt es von Hirschkäfern, Wespen und Schmetterlingen, bleiben verblüffende Einfälle im Gedächtnis. „Das sind meine phantastischen Ideen, die auch meine Anfänge als Maler markieren.“ Ein surrealistisches Element auf den Acryl- und Ölbildern, das einen skelettierten Pferdekopf oder einen Laubfrosch zeigt, der so gar nicht wie einer aussehen mag, eher wie ein einäugiger Tintenfisch. Der größere Raum des Ateliers versammelt Aquarelle, auf denen fränkische Motive zu sehen sind. „Aber keine Postkartenidyllen, sondern marode, verwitterte Gebäude, um die sich keiner mehr kümmert.“

Der Chronist des Untergangs

Der Charme des Verfalls fasziniert Wolfgang Schmidt nicht nur bei Mühlenruinen in Unterzaunsbach, Feuerwehrhäuschen in Steppach oder schiefen Scheunen in Hallerndorf. Auch die Baustelle des alten Erba-Geländes in Bamberg hat den Chronisten des Untergangs magisch angezogen. Mit dem Pinsel rückt Wolfgang Schmidt auch dem Schloss Aufseß zuleibe und erklärt dabei seine Arbeitsweise: „Die Architektur male ich realistisch und sehr exakt, fast schon fotografisch. Aber die Umgebung lasse ich in einem Meer der Farben untergehen.“ Um die Mauern herum ergießt sich die Farbe in Strudeln, Spritzern und Strömen. Wie eine Wolke, die das Objekt umwölkt.

 

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