Kunstwerk zum Mauerfall aus Erlanger Ausstellung gestohlen

25.11.2014, 15:07 Uhr
Kunstwerk zum Mauerfall aus Erlanger Ausstellung gestohlen

© privat

Zur Erinnerung: Während einer Schau der jungen Leipzigerin Andrea Meng hatten im Frühjahr Diebe aus dem Schaufenster der Neuen Galerie des Kunstvereins an der Erlanger Hauptstraße ein Künstlerutensil entwendet.

Nachdem die Lokalzeitung darüber berichtet hatte, meldete sich eine ältere Dame beim Kunstverein. Sie hatte vor einiger Zeit im Schlossgarten zwischen Büschen eine dort hineingeworfene Platte mit einem Pferdemotiv gefunden. Diesen vermeintlichen, wild entsorgten Müll nahm sie mit - als Geschenk für ihre Enkeltochter.

Nun ist wieder ein Kunstwerk aus einer Schau verschwunden. Diesmal eine moderne Arbeit des Künstlers Stephan Graf Bentzel, der zurzeit im Barclub "Transfer" an der Westlichen Stadtmauer Straße ausstellt.

Bei der Eröffnung entwendet

"Transfer"-Betreiber Volkmar Ziche vermutet, dass bei der Eröffnungsparty vor einer Woche (vermutlich in der Nacht zum Sonntag gegen 3 Uhr) ein oder mehrere Gäste einen dummen Scherz gemacht haben. "Stefan Graf Bentzel ist natürlich sehr sauer auf diese ,Vandalen‘." Zumal das Werk durchaus seinen Wert auf dem Kunstmarkt hat.

Ziche hofft nun, dass die Arbeit Bentzels vielleicht irgendwo gefunden wird - und den Weg zurück ins "Transfer" findet. Die Erlanger Polizei ermittelt. Stephan Graf Bentzel lebt und arbeitet auf Schloss Jägersburg. Er beziffert den Entwendungsschaden auf 6500 Euro.

So etwas ist dem Künstler noch nicht widerfahren. Er selbst spricht von einem dreisten Kunstraub: "Ich vermute eventuell sogar ein politisches Motiv dahinter", ist Bentzel der Meinung. Wie er darauf kommt? Bei dem Kunstwerk handelt es sich um ein Werk, welches der Künstler im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Berliner Mauerfall geschaffen hat.

Künstler versteht Raub nicht

Bentzel glaubt, dass sich vielleicht jemand durch das Kunstwerk auch gestört oder gekränkt gefühlt hat und man es deswegen "verschwinden" ließ. "Dabei war das nie meine Intention gewesen und ich wollte mit meiner Kunst auch nicht provozieren."

Das Kunstwerk besteht aus einem Einkaufswagen, in dem ein abgesplitterter Brocken einer Mauer zu sehen ist. "Ich wollte damit den Berliner Mauerfall in Verbindung mit dem Thema Konsum künstlerisch thematisieren", so von Bentzel. "Sicherlich liegt die Bedeutung von Kunst immer im Auge des Betrachters", sagt der Künstler und gibt auch zu, dass man durch eigenwillige Interpretationen sein Kunstwerk vielleicht auch missverstehen könne.

Bentzel hofft, mit seinen künstlerischen Visionen niemandem zu nahe getreten zu sein. Verärgert ist er trotzdem, nämlich über den Umstand, dass man eventuell störende Kunstwerke dann einfach "verschwinden" lässt. Der Sinn hinter einem solchen "Kunstraub" erschließt sich Bentzel nicht. Mit einem Beispiel aus der eigenen Familie zeigt er dafür Verständnis: "Mein Großvater hat einmal Steine auf die Zugspitze geschleppt, um eben gerade zu zeigen, dass nicht alles im Leben einen Sinn ergeben muss."

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