Landkreis Forchheim: Waldkindergärten liegen im Trend

2.3.2018, 06:00 Uhr
Landkreis Forchheim: Waldkindergärten liegen im Trend

© Roland Huber

Auf einer großflächigen Lichtung im Markgrafenforst südlich von Thurn tummeln sich seit gestern 14 „Waldmäuse“. So nennen die drei Erzieherinnen Antje Andorra, Petra Eckert und Danni Kandziora ihre Schützlinge im neuen Waldkindergarten von Hausen. Um den zu erreichen, muss erst ein kurzer Fußweg durch den Wald beschritten werden. Holzhackschnitzel säumen den Pfad, der von hiesigen Waldbauern angelegt wurde.

Im Herzen der Lichtung steht ein roter Bauwagen – nagelneu, aber nostalgisch im Design. Daneben ein Hügel, der im Sommer erblühen soll, und ein nicht minder nostalgisches Holzhäuschen mit einem Herz an der Tür, die Trockentoilette. Im geräumigen Bauwagen können sich die Kinder, wenn das Wetter mal nicht mitspielt, aufwärmen und entspannen. Er wird von zwei Gasöfen beheizt und ist flexibel ausgestattet – mit Garderobe, Regalen mit Bastelzeug, Klapptischen, Sitzbänken, einer (kalten) Mini-Küche und einer eher spartanisch anmutenden Waschgelegenheit – einem Wasserkanister mit Hahn und Schüssel darunter.

Wobei spartanisch die falsche Bezeichnung ist: Der Bauwagen dient im Grunde nur „als Schlupfloch bei schlechtem Wetter“, so Danni Kandziora. Sie und ihre beiden Kolleginnen gehören seit Jahren zum Erzieher-Team der Hausener Regel-Kita Lohe. An ihrem neuen Arbeitsplatz steht der Wald im Mittelpunkt. „Der ist künftig unser Zuhause“, so die Erzieherin, die vom naturpädagogischen Konzept überzeugt ist: „Draußen sind die Kinder wesentlich ausgeglichener und nicht an die Zeitpläne der Erwachsenen gebunden“, erklärt Kandziora. Kurzum: „Sie haben die Möglichkeit, wirklich frei zu sein und können eine sich ständig im Wandel der Jahreszeiten befindende Natur erleben, sich mit ihr auseinandersetzen.“

Landkreis Forchheim: Waldkindergärten liegen im Trend

© Roland Huber

Der Bedarf an Kita-Plätzen ist auch in der Zuzugsgemeinde Hausen groß, die Idee für einen Waldkindergarten entstand bereits im November 2015 und wurde vom Gemeinderat abgesegnet. Als größtes Problem erwies sich aber, ein geeignetes Grundstück dafür zu finden. Drei verschiedene Standorte, unter anderem bei Wimmelbach, wurden ins Auge gefasst und wieder verworfen. „Schließlich haben wir diesen vierten Platz hier gefunden und dann ging alles sehr schnell“, freut sich Hausens Bürgermeister Gerd Zimmer (SPD). Im Sommer 2017 waren die ersten Vorentwürfe vom Hausener Bauamt fertig, die gesamte Kiga-Planung entstand in gemeindlicher Eigenregie.

Rund 50.000 Euro kostete das Projekt. Hilfe gab es seitens der Bayerischen Staatsforsten und aus Mittelfranken. Denn das Wald-Kiga-Gelände befindet sich auf „Grenzgebiet“ und gehört zum Landkreis Erlangen-Höchstadt. „Die Zusammenarbeit ging reibungslos“, so Zimmer. „Wir sind sehr glücklich, dass das dortige Landratsamt unseren Bauantrag so schnell behandelt hat.“

Die jetzige Truppe aus 14 „Waldmäusen“ wird im September anwachsen: Dann sollen es insgesamt 20 Kinder sein, überwiegend aus Hausen, einige wenige aus Heroldsbach. Zudem werden zwei Plätze offen gelassen, falls weitere Anmeldungen aus Hausen kommen. Dass sie kommen, dürfte außer Frage stehen: Zu wenige Kita-Plätze, im Landkreis, in Bayern, in Deutschland, das ist längst eine Binsenweisheit. Angesichts dessen haben Waldkindergärten nicht nur in pädagogischer Hinsicht ihre Vorteile: Innerhalb von Zuzugs-Gemeinden herrscht häufig Platzmangel, der Ausbau bestehender Einrichtungen ist teuer. Wald-Kigas hingegen sind nicht räumlich limitiert, ihr Neubau vergleichsweise günstig.

84 Kitas verzeichnet der Landkreis Forchheim aktuell. Drei davon stehen im Wald: neben Hausen die Forchheimer Waldstrolche, die es seit September 2014 in Serlbach gibt, und der Waldkindergarten Wiesenttal oberhalb von Streitberg, der 1998 eröffnet wurde. Und weitere sollen weitere folgen: In Neunkirchen ist man bei der konkreten Planung, in Eggolsheim steht er auf der Wunschliste einiger Gemeinderäte, ebenso wie in der Hausener Nachbargemeinde Heroldsbach.
Das zeigt: Kitas ohne Dach und Wände sind immer gefragter – pädagogisch wie praktisch.

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