Lauschiger Abend im "Stadtpark mit Musik" in Forchheim

21.8.2016, 19:23 Uhr
Lauschiger Abend im

© F.: Huber

Von einem Moment auf den anderen ging gar nichts mehr. Gerade noch hatten „Me & Reas“ ihre Zugabe angestimmt, da wurde es auf der Bühne ganz dunkel und unheimlich still.

Während sich das Technikteam Linus Strom und Tim Körner auf Fehlersuche machten, tat das Musiker-Trio aus Nürnberg das einzig Richtige. Sie kamen näher und spielten ohne Verstärkung ihre Songs.

Hatten „We brought a penguin“ in den vier Jahren ihres Bestehens als Singer-Songwriter-Duo von sich reden gemacht, so brachten die Nürnberger Studenten diesmal sogar einen Schlagzeuger mit norwegischen Wurzeln mit. Stein Winiesdorffer ergänzte Johannes Weichelt und Patrick Reif, die mit folksamen Gitarren, einer E-Mandoline und einer mundharmonischen Melodica der britischen Indie-Pop-Band „The Kooks“ gefährlich nahe kamen.

Dass es niemals regnet im südlichen Californien, wusste zwar Albert Hammond, als die Skate-Punker „Primetime Heroes“ aus der Gegend um Neustadt an der Aisch ihre Schallwellen über den kleinen Teich an die Küste des Publikums branden ließen, hatten sich die Wolken über dem Open Air-Festival aber bereits zusammengezogen. Schnell, hart und unerbeatlich erzählte das Quartett von Frauen, Feiern und vielen Getränken und schonte dabei weder Instrumente noch Stimmbänder. Patrick List (Gesang), Lukas Vogl (Bass) und Bastian Wagner (Schlagzeug) ließen trotz melodischer Komponente das eine oder andere Plektrum verglühen.

Der Poetry-Slam, der wie der gesamte Tag von Felix Kaden (Erlangen) moderiert wurde, brachte mit Eva Stützer (Mühlhausen/Thüringen), Steven (Nürnberg), Slamsieger Daniel Wagner (Heidelberg), Titelverteidiger Martin Höhnl (Dietenhofen), Pascal Simon (Ingolstadt) und Andreas in der Au aka „AIDA“ (Erfurt) eine ganze Reihe erstklassiger Wortjongleure.

Die lebende Slam-Legende Wehwalt Koslovsky (Hamburg), der dieses Genre in Deutschland erst salonfähig gemacht hatte, überstrahlte als wortgewaltiger Fixstern eine literarische Sternstunde.

Schließlich rockten sogar drei „Einzelgänger“ die Bühne, die sich, in Anlehnung an Johnny Cashs Klassiker „The Solitaries“ nennen. Bei ihnen flossen die Verse Robert Frosts, die Westernmusik Ennio Morricones, Balkanbeats und der Punkrock zu einer brandheißen Lava zusammen. Egal ob das Trio Milanko Todorovic (Gitarre), Bernd Rupprecht (Bass) und Roman Bahr (Schlagzeug) von der Tragik des Scheiterns oder der Vergänglichkeit der Liebe sang, es klang, als ob hinfortreitende Country-Music auf einen melancholischen Quentin Tarantino getroffen wäre und beide das Duell überlebt hätten. Nur die städtische Stromversorgung kapitulierte da ein zweites Mal.

Und so standen vier DJs im etwas schummrigen Licht. Alwin Tihic (Forchheim), Matthias Wartenberg (Wiesenthau/Nürnberg) und das Duo „Durch Dick & Dünn“ Philipp Gerstle und Tobias Medla (Nürnberg) legten Techno und Techhouse-Klänge auf.

Der Poetry Slam im Jungen Theater wird am 28. September ab 20 Uhr wieder aufgenommen. Mehr dazu unter: www.jtf.de

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