Lehrer aus Ebermannstadt radelt in 30 Tagen in den Iran

7.10.2015, 08:00 Uhr
Lehrer aus Ebermannstadt radelt in 30 Tagen in den Iran

© Fotos: privat

Fast immer ist Bickel allein und nur mit ein paar unverzichtbaren Werkzeugen, einem Notschlafsack und wenigen Wechselklamotten im Rucksack auf dem Gepäckständer unterwegs. Seit 2005 hat er im Uhrzeigersinn die Metropolen Nord- und Osteuropas erreicht, war auch in Minsk, Moskau, Wolgograd und 2014 in Ankara. Heuer war Teheran des Ziel des 47-Jährigen, der lange Zeit die vom Vater vererbte Leidenschaft bei Concordia Strullendorf auslebte, einer ehemaligen Radrennfahrerhochburg mit nationaler Talentschmiede.

Bereits am Ende des ersten Tages erreichte der Extremsportler nach 270 Kilometern Passau, um dann an der Donau entlang Wien, Budapest und Belgrad zu durchqueren — im Schnitt etwa 220 Kilometer täglich —, bevor er am neunten Tag Istanbul am Bosporus ansteuerte. Nur hier und später in Tiflis („Für mich die schönste Stadt meiner diesjährigen Tour“), gönnte sich der „Fahrradverrückte“ einen Ruhetag. Ansonsten startete er diszipliniert um 8 Uhr morgens, radelte bis zum Anbruch der Dunkelheit, um dann ein Hostel, eine Pension oder ein Hotel zu suchen, was fast überall mühelos gelang. Lediglich in Georgien habe er einmal ein privates Quartier in Anspruch nehmen müssen. Doch ein Einheimischer bot ihm sofort ein Nachtquartier an, ohne dafür Geld zu verlangen.

Heinrich Bickel gerät ins Schwärmen, wenn er über die Gastfreundschaft und Anteilnahme der Menschen redet, die ihm auf seiner langen Reise begegnet sind. Wirklich überall, auch in den entlegensten Dörfern der Türkei, Armeniens oder des Iran, hätten sich die Menschen um den Fremden gekümmert und ihm zu helfen versucht.

Atemberaubende Landschaft

Landschaftlich gehört für den „Globetreter“ die zirka 800 Kilometer lange Route vorbei am iranischen Hochgebirge zu den atemberaubendsten, die er jemals gesehen hat. Einer der Höhepunkte war der etwa 2800 Meter hohe Kandovan-Pass, der vom Kaspischen Meer hinüber nach Teheran führt; ein anderer das Bergdorf Masouleh, ein Weltkulturerbe rund 50 Kilometer vor der Großstadt Rasht.

In der Hauptstadt selbst beeindruckte ihn vor allem der Fernsehturm, das sechsthöchste Gebäude der Welt, von dessen Plattform aus er sich überzeugen konnte, wie modern Teheran eigentlich ist.

Die zwei Gesichter des Iran

Aufgrund der kurzen Aufenthaltsdauer maßt sich der Pädagoge nicht an, über die politische Situation des Landes Auskunft geben zu können. Doch er glaubt, dass man strikt zwischen der persischen Bevölkerung und dem herrschenden Regime unterscheiden sollte.

Auf der einen Seite die unübersehbaren Merkmale der islamischen Revolution von 1979 wie das pompöse Khomeini-Mausoleum oder die bedrohlichen Raketen auf alten Mercedes-Lastwagen.

Auf der anderen Seite hilfsbereite, grundehrliche Bürger, denen er im Laden bedenkenlos den Geldbeutel mit den gebündelten Rial-Scheinen reichen konnte: Sie hätten nur das herausgenommen, was ihnen wirklich zustand, erzählt Heinrich Bickel. Und als der hilflose Deutsche in Teheran fürs U-Bahnfahren Kleingeld benötigte, habe ihn ein Einheimischer eingeladen und ganz selbstverständlich bis zur gewünschten Linie begleitet. Für den Realschullehrer prägende Erlebnisse, die er künftig in seinen Schulklassen und bei bestimmten Stammtischgesprächen einbringen wird.

 

 

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