Lieber jetzt handeln, als auf die Umfahrung zu warten

9.10.2014, 17:31 Uhr
Lieber jetzt handeln, als auf die Umfahrung zu warten

© Roland Huber

Bei der letzten Stadtratssitzung hatte das staatliche Bauamt Bamberg die Stadt mit ihren Plänen für eine Umfahrung Ebermannstadts im Norden überrascht. Für knapp 89,9 Millionen sollen durch den Feuerstein und den Schottenberg zwei Tunnel gebohrt werden, das Eschlipper Tal von einer Brücke überspannt werden (wir berichteten). Diese Variante hatte der CSU-Stadtrat Klaus Neuner bereits 2003 vorgeschlagen. Bisher war man davon ausgegangen, dass die Umfahrung, wenn überhaupt, südlich, unterhalb der Wallerwarte, an Ebermannstadt vorbei führen soll — so wurde die Umfahrung 2013 im Bundesverkehrswegeplan angemeldet.

„Damals gab es keine Pläne“, sagt Franz Josef Kraus (CSU) zu 2003 — zu dieser Zeit Bürgermeister. In den 60er Jahren habe es erste Planungen für eine Umgehung unterhalb der Wallerwarte gegeben, Mitte der 90er sei dann die Idee aufgekommen, die B 470 auf die Bahnlinie zu verlegen und über Brücken nach Gasseldorf zu führen. 75 Millionen Mark hätte das gekostet, sagt Kraus. Die hätte die Stadt selbst bezahlen müssen, das Haushaltsvolumen betrug damals zehn Millionen Mark. Projekt beerdigt.

Kraus, für die CSU noch im Kreistag aktiv, wünscht sich: „Man sollte die Umgehung nicht pauschal verteufeln, sondern einen Fuß in der Tür lassen.“ Wenn man jetzt nichts mache, passiere für alle Zeiten nichts. Sobald die Detailplanungen stünden, könne man sich alles genauer anschauen.

Bezahlen soll die jetzt vorgestellte Umfahrung der Bund. Soll das Projekt realisiert werden, müsste es mit vordringlichem Bedarf in den Bundesverkehrswegeplan aufgenommen werden — und dafür müsste die Stadt die Abgeordneten einbinden, die dann politischen Druck ausüben sollen. Die Zeit drängt, ein Stadtratsbeschluss müsste fallen, doch weil die Auswirkungen einer Umfahrung noch gar nicht klar sind, will sich Bürgermeisterin Christiane Meyer (NLE) nicht die Pistole auf die Brust setzen lassen. Für die Stadtratssitzung am kommenden Montag ist eine Aussprache angesetzt, bei einer Klausur im November will der Rat ausführlich diskutieren.

Über die Auswirkungen der Umfahrung könnte die Regierung von Oberfranken Auskunft geben — dort werden Städtebauliche Maßnahmen begleitet. Zur Umfahrung will man sich aber nicht äußern. „Nicht unsere Planung“, heißt es von der Pressestelle. Pauschalplätze gebe man nicht ab. Damit bleibt offen, ob die Umfahrung, die 60 Prozent des Durchgangsverkehrs aus Ebermannstadt nehmen soll, schädlich für die darbende Innenstadt sein könnte — oder eine Chance, weil entlang der ehemaligen B 470 dann Platz für neue Ideen wäre.

Was wollen die Bürger?

Neue Ideen — für die Umfahrung — fordern auch die Fraktionsvorsitzenden im Stadtrat. Für Rainer Schmeußer (CSU) stellt sich die Kernfrage jedoch schon früher. Nämlich, ob die Ebermannstädter überhaupt eine Umgehung wollen. Abhängig von der Antwort sei zu prüfen, was man für die Anwohner der Ortsdurchfahrt tun könne. Oder, welche Umgehungsvariante sinnvoll sein könnte.

Schmeußer, der vorerst nur für sich selbst sprechen will, hat vor allem aus geologischer Sicht große Bedenken. Als Kind habe er zwei, drei Hangabrutsche am Hasenberg unterhalb des Feuersteins erlebt. Anwohner dort und im Diesbrunnen seien besorgt was passiere, wenn nun ein Tunnel gebohrt werde. Hinzu kämen die Kosten. „Ich sehe derzeit wenig Realisierungschancen“, sagt Schmeußer. Statt sich auf die Tunnellösung zu versteifen, müsse man sich nun intensiv um Optionen bemühen.

Auch Sebastian Götz, Fraktionsvorsitzender der MOG, hält die Umfahrung bei diesen Kosten für eher unrealistisch. Auch weil das Gebiet hangrutschgefährdet sei, dies habe ein Gutachten Ende der 70er Jahre festgestellt. Götz fordert nun innovative Lösungen und Ideen von Seiten der Behörden, wie die B 470-Anwohner geschützt werden können — möglicherweise, indem man den Verkehr entzerre. Vorher müssten aber die Bürger gefragt werden. „Ganz wichtig ist es, keine voreiligen Entscheidungen zu treffen.“

In Ruhe entscheiden will auch die NLE. Drei Aspekte müssten geklärt werden, so der Fraktionsvorsitzende Erwin Horn. Die Auswirkungen auf die Stadt, die Auswirkungen auf die Verbindung zwischen den Autobahnen 3 und 9 sowie drittens: kurz- und mittelfristige Lösungen für die Anwohner. Insgesamt sehe man angesichts der Kosten die Umfahrung eher kritisch. Für 90 Millionen Euro ließen sich sicherlich auch andere Möglichkeiten finden.

„Das ist die allerletzte der möglichen Lösungen“, sagt Ludwig Brütting, Fraktionsvorsitzender der FWBB. Man verschrecke die Öffentlichkeit mit einer derart überzogenen Planung. „Gebt euch endlich mit der B 470 zufrieden“, könnte das Signal an die Ebermanstädter heißen, vermutet Brütting. Er will lieber auf lärmbegrenzende Maßnahmen setzen — angesichts der Terminierung und der Kosten hält er die derzeitige Planung für nicht realistisch. Knapp ein Jahresbudget aus dem Bundesverkehrswegeplan für Bayern würde allein für Ebermannstadt verwendet.

Doch es gibt auch andere Stimmen. Die Bundesstraße mitten durch die Stadt trennt die früheren Orte Ebermannstadt und Breitenbach und wird auch deshalb als sehr störend empfunden. Nicht wenige Breitenbacher sind vom Verkehr stark betroffen. Dem Vernehmen nach wird hier über die Gründung einer Bürgerinitiative nachgedacht, die sich für eine Entlastung — in welcher Form auch immer — einsetzen will. Gleiches, die Gründung einer Bürgerinitiative, haben wohl auch die Gegner vor.

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