Mäc Härder tischt in Forchheim gefällige Schonkost auf

8.10.2018, 17:19 Uhr
Mäc Härder tischt in Forchheim gefällige Schonkost auf

© Udo Güldner

Was Mäc Härder im Forchheimer Jungen Theater serviert, ist vielleicht nicht anspruchsvoll, trifft aber den Nerv der Fans.

Was sagt der fränkische Mann zu einer Frau, die sich in ein potthässliches Kleid gezwängt hat? "Meins is es ned" oder "Wers mooch". Vielleicht sogar "Is amoll wos anders" oder "Reschbegd bei der Figur." Immerhin will man ja nicht als unhöflich, gar schofelig gelten. Aber loben will man die ästhetische Katastrophe auch nicht.

Was für Textilien gilt, gilt auch für Texte, gerade für die sogenannten komischen. Denn Mäc Härder hat sich die gute alte Zeit vorgenommen, jenes "früher", das doch angeblich so viel besser, in Wirklichkeit aber einfach nur früher war. Eine Zeit, in der man noch ganze Häuser brauchte, um zu telefonieren; in der man noch gegessen hat, was auf den Tisch gekommen war. Auch auf der Kleinkunstbühne. Hier ein farbloser Blondinen-Witz, da ein halbgarer Scherz über Schwule, dann noch etwas Lustiges über islamistische Terroristen, die sich selbst in die Luft sprengen. Bombenstimmung!

Nur wenige Male verlässt Mäc Härder die gag-arme Gegend, um plötzlich eminent politisch zu werden. Da scheint er seine "Dritten" endlich geschärft und den richtigen Biss zu haben. Wenn er afghanischen Flüchtlingen Ratschläge gibt, wie man "ein richtiger Deutscher" werden könne: Durch Bastelexzesse wie das Blumenpressen, durch endloses Hören aller Benjamin Blümchen-Kassetten und Handkantenschläge gegen wehrlose Sofakissen. Diese Stippvisite in die Gedankenwelt und Gefühlslage hätte ruhig noch länger dauern dürfen.

Im Laufe des Abends kommen deshalb nicht nur die Erinnerungen wieder hoch. Auch das mulmige Gefühl, dass man mit einer Kanonade an ins Gehirn gebrannten Werbesprüchen der 70er und 80er, die man nur laut sagen muss, das Publikum in helles Entzücken versetzen kann. Und mit Scherzfragen wie: "Wie heißt der Gruppensex in einer Bäckerei? Drei Schnecken auf einem Amerikaner." Haben Senioren doch als "Kernkompetenz Kaffeetrinken und Kärchern".

Derlei intellektuelle Schonkost reicht er den Rentnern, deren Leiden er im letzten Drittel seines Programms noch verlängert. Dazu gibt es Schlagerbrei der Flippers, eine dünne Suppe aus Sieben-Achtel-Hosen und irgendetwas Undefinierbares, das wie ein Wortspiel klingt: Eine Frau, die täglich frische Blumen kauft (Neu-Rose), ein mehrlagiges christliches Toilettenpapier (Drei-Faltigkeit) und ein Schäfer, der seine Tiere schlägt (Mäh-Drescher). Da steckt Mäc Härder längst in einem Testbild-Anzug, um den Sendeschluss auch optisch anzukündigen. Aber nicht den eigenen.

Der Kabarettist macht munter weiter, wobei ihn seine Zuhörer bisweilen an Schlagfertigkeit weit übertreffen und mehrfach aus dem Konzept bringen. Auch wenn zu Beginn das Klappern der Gelenke Mäc Härders bis in die letzte Reihe hinein zu hören ist, ein "alter Knacker" ist er noch lange nicht. Sonst hätte er seine legendären Jonglage-Einlagen mit leeren Flaschen namens Erdogan, Putin und Trump ebenso wenig unfallfrei über die viel zu niedrige Bühne gebracht, wie die Nummer, in der ein Apfel, ein Ei und ein Medizinball versuchen, seinen Händen zu entkommen.

Zweieinhalb Stunden später hatten seine Zuhörer sich gekugelt und immer wieder nachgelacht. Vielleicht weil Mäc Härder ihnen für kurze Zeit den Eindruck vermittelt hatte, es sei noch alles wie früher: Etwa der "Humor", der im "Blauen Bock" amüsiert hat. Das ist lange vorbei. Das Alter hat aber auch etwas Tröstliches: Viele der orthopädischen Pointen Mäc Härders, die schon solange unterwegs sind, dass sie einen Gehstock brauchen, um sich überhaupt aufrecht halten zu können, werden glückseligen Gedächtnislücken anheimfallen. In spätestens einem Jahr werden sie wohl verschwunden sein. Außer Mäc Härder kommt wieder – mit einem "neuen" Programm.

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