Ein Pinzberger für Söder: Minister Glauber tritt sein Amt an

12.11.2018, 20:32 Uhr
Ein Pinzberger für Söder: Minister Glauber tritt sein Amt an

© Foto: Tobias Hase/dpa

Flora und Fauna sind eigentlich nicht die Themen, mit denen die Bürger Glauber in Verbindung setzen. Das zeigt der Blick auf eine der größten Suchmaschinen im Internet. Wer dieser Tage nach dem Namen "Thorsten Glauber" sucht, bekommt automatisch ergänzende Suchbegriffe vorgeschlagen. Ihre Reihenfolge bildet ab, auf welche Fragen zu Glauber die Menschen im weltweiten Web nach Antworten suchen.

"Freundin" steht als Begriff an erster Stelle. Gefolgt von "Familie". Darauf am Telefon angesprochen, ist ein Lächeln von Glauber zu hören. Und mehr als das gibt er bei dem Thema auch nicht preis. "Ich werde mein Privatleben aus der Politik heraushalten", sagt er. "Das hat nichts mit der Politik zu tun." Somit müssen sich die neugierigen Sucher mit bereits bekannten Fakten begnügen: Glauber ist ledig und hat eine Tochter.

Sein Thema: Energie

Zu welchen Fragen der Pinzberger aber prompt eine Antwort geben könnte, selbst wenn er um Mitternacht aus dem Schlaf geweckt würde, verrät er durchaus: zum Thema Energie. In seinen zehn Jahren als Landtagsabgeordneter war der Freie Wähler energiepolitischer Sprecher seiner Fraktion. Auch war das Umweltthema für den neuen bayerischen Umweltminister ein Teil seiner Berufung als Architekt. "Nachhaltiges Bauen" sei ihm geläufig, sagt er, und "heute in aller Munde". Glauber begründet damit indirekt auch seine Qualifikation für das neue Amt.

Gratulieren dazu wollte sich der 47-Jährige lange Zeit partout nicht lassen, obwohl nur wenige Tage nach der Landtagswahl sein Name für das Amt in ganz Bayern kursierte und schon erste Glückwünsche von befreundeten Politikern eingetroffen sind. Das verbot ihm nach eigener Aussage der Respekt vor dem Amt: "Erst wenn ich meine Ernennungsurkunde in den Händen halte", sagte Glauber. Die hat er im Landtag nun erhalten.

Bis dahin war für Glauber noch alles offen. In der Politik können sich die Dinge über Nacht ändern, aus gehandelten Ministern wieder normale Landtagsabgeordnete werden. Ein solcher war Glauber spätestens nach der Wahl 2013 nicht mehr, als er zum zweiten Mal das Ticket für München löste. Als Vize-Chef seiner Fraktion rückte er an vorderste Stelle der Landespolitik und war deshalb auch bei den Koalitionsverhandlungen mit von der Partie.

Was in Bayern in den nächsten fünf Jahren passieren soll, verhandelte Glauber in einem kleinen Kreis für den Bereich Energie mit. Darunter fällt zum Beispiel das Thema Flächenverbrauch. Der soll auf fünf Hektar pro Tag reduziert werden. "Die Grünen wollten ein Volksbegehren, wir haben es in den Koalitionsvertrag geschrieben", sagt Glauber. Das passt zum Credo des wiedergewählten bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder (CSU), der Bayern und die bayerische Politik "ökologischer" machen will.

Für die Freien Wähler ist die Regierungsverantwortung eine Bewährungsprobe. Schon im Vertrag zeigt sich, dass sie nicht alle ihre großen Themen haben umsetzen können. Im Umweltbereich betrifft das die sogenannte 10-H-Abstandsregelung bei Windrädern. An der hält die schwarz-orange Koalition fest, auch wenn die FW sie abschaffen wollten. So steht es auch noch auf Glaubers Internetseite. "Wir haben uns darauf verständigt, bei dieser Frage die Kommunen, die ein Windrad bauen wollen, zu beraten", sagt Glauber.

Eine andere Hoffnung, die die FW im Landkreis vor allem den Ebermannstädtern gemacht hatten: den Stichtag für die rückwirkende Abschaffung der Straßenausbaubeitragssatzung auf den 1.1.2014 zu legen. Vom FW-Vorsitzenden Hubert Aiwanger, jetzt stellvertretender Ministerpräsident, hatte das Bürgerforum Ebermannstadt diese Zusage vor der Wahl erhalten (wir berichteten). Das hätte nicht nur die Bürger gefreut, ihre Beiträge hätte dann womöglich der Freistaat übernommen, sondern eine aufgeheizte Diskussion um die Strabs in Ebermannstadt befriedet. Die FW haben hierzu ein Volksbegehren angestrebt, doch in den Koalitionsvertrag ist diese Stichtagsregelung nicht eingegangen.

Stattdessen ist von einem 50 Millionen Euro schweren Härtefallfonds die Rede. Ob Ebermannstadt davon profitiert? Glauber kann dazu noch nicht viel sagen. Eine Kommission will sich mit den Härtefällen beschäftigen und dieser will er nicht vorgreifen. "Es ist jedenfalls keine Pauschale für alle Bürger."

Politiker in zweiter Generation

Die Bürger und Glauber. Sie sind schon lange mit dem Namen verbunden, noch bevor Thorsten Glauber 1993 für die FW in seinem Heimatort Pinzberg in die Politik ging. Maßgeblich begleitet und unterstützt hat ihn sein Vater Reinhardt Glauber, ebenfalls Architekt, Gemeinderat von 1972 bis 1990, Bürgermeister von 1990 bis 1996, Landrat von 1996 bis 2014, Bezirksrat von 1998 bis vor wenigen Wochen. "Meine Familie ist eine klassische Baufamilie", sagt Glauber. Die Generationen davor waren Flaschner, Maler, Schreiner.

Mit "Nimm 2" haben Senior und Junior 2013 für sich geworben, für den Bezirks- und den Landtag. Beide erfolgreich. Der Sohn weiß, was er dem Vater zu verdanken hat. Der "Glauber" ist im Landkreis zu einer Marke geworden und das hat bei den Wahlen geholfen. 2013 wie auch 2018 darf sich Thorsten Glauber mit dem besten Erststimmenergebnis seiner Partei in ganz Bayern schmücken. 25,2 Prozent waren es 2018 für Glauber im Stimmkreis Forchheim, 25 Prozent holte Hubert Aiwanger in seinem Gäu.

Zum Umweltminister vorgeschlagen worden zu sein war für Glauber einerseits "die größte Wertschätzung, die man kriegen kann", andererseits eine logische Konsequenz seines Einsatzes und Wahlerfolges.

Einen Vorgeschmack darauf, was das neue Amt für ihn bedeutet, hat Glauber bereits in den Wochen zwischen der Wahl und der Ernennung zum Minister erhalten. Ein paar Stunden nur war er zu Hause in Pinzberg, im Wahlkreisbüro ist die Liste mit Personen, die auf einen Rückruf von Glauber warten, in die Länge gewachsen. Gerade mal zum Wäschewechseln reichte die Zeit. Zu den 70 bis 80 Wochenstunden, die Glauber nach eigener Aussage als Landtagsabgeordneter bisher im Dienst war, werden als Minister noch ein paar mehr kommen, vermutet er. Auch der Lebensmittelpunkt wird sich stärker gen Landeshauptstadt entwickeln.

Freudentaumel in Pinzberg

Fraglich ist, ob er sein Amt als Gemeinderat (seit 2002) und Dritter Bürgermeister (seit 2008) in Pinzberg weiter wahrnehmen kann. Für einen Minister gilt: Er darf keine Aufgabe inne haben, die das Ministeramt zu viel Zeit kostet. In Pinzberg überwiegen ohnehin die Freude und der Stolz über einen Minister aus den eigenen Reihen. Bürgermeister Reinhard Seeber (CSU) kündigte bereits eine kleine Feier am Rande der nächsten Gemeinderatssitzung an.

Mit den FW in der Regierung kommt Glauber nach eigener Aussage dort an, wofür er in die Politik gegangen ist: "Um mitzugestalten." Mit ihm sitzen zwei weitere Forchheimer im Parlament: Michael Hofmann (CSU) und Sebastian Körber (FDP). Zu dritt würde sich doch fast schon eine Fahrgemeinschaft lohnen. Findet auch Glauber und lacht. Er hat spontan schon mal einen Namen dafür gefunden: "Forchheim Mobil". Seinem Motto aus dem Wahlkampf bleibt er damit treu. Da sagte er: "Politik darf nicht nur bierernst sein."

7 Kommentare