Mit dem Colt: Forchheimerin stellte sich US-Militär

30.4.2017, 19:05 Uhr
Mit dem Colt: Forchheimerin stellte sich US-Militär

© Foto: privat

Es war hart, aber nicht jeder hat die Chance mitzumachen: "Ich wollte es unbedingt", erzählt die 19-jährige Offiziersanwärterin Isabella Hecht über den 24-Stunden-Vielseitigkeits-Wettkampf im amerikanischen West Point, bei dem sie knapp 35 Kilometer weit mit 19 Kilogramm Gewicht auf dem Rücken marschiert ist. Von 60 Mannschaften erzielte ihre elfköpfige Truppe den 17. Platz.

Isabella Hecht hat im letzten Jahr ihr Abitur am Ehrenbürg-Gymnasium in Forchheim gemacht. Danach ging es für sie zur Bundeswehr: "Ich war schon immer von der Teamarbeit begeistert, das selbstbewusste Auftreten der Soldaten gefällt mir", sagt die junge Frau.

Mit den Männern mithalten

Noch immer findet man bei der Bundeswehr eher Männer als Frauen. "Genau das hat mich an der Bundeswehr und dem Wettkampf gereizt. Ich finde, wir Frauen sollten zeigen, dass wir auch beim Marschieren im knietiefen Matsch mit den Männern mithalten können", erzählt Isabella Hecht. Ihr Ziel ist es, nach ihrem Studium Feldjägerin zu werden. Feldjäger werden als Militärpolizei in unterschiedlichen Bereichen eingesetzt, auch zum Personal- oder Fahrzeugschutz.

Während ihrer Grundausbildung in Hammelburg wurde die Forchheimerin von den Hörsaal-Leitern der Offiziersschule des Heeres ausgewählt, um an dem Training für den Wettkampf in Amerika teilzunehmen. Beim Gewichtheben hat sie schon vor der Bundeswehr ihre Muskeln trainiert. "Dadurch war die Grundlage gelegt und das kilometerlange Marschieren zwar anstrengend, aber auszuhalten. Trotzdem musste ich noch hart arbeiten, um bei dem Wettkampf mithalten zu können."

Marsch mit 20 Kilogramm Gepäck

Mit einer 60-Mann-Truppe ging es in die Vorbereitungen. In einem dreimonatigen Training mit Klimmzügen, Liegestützen, Schießübungen und langen Märschen mit etwa 20 Kilogramm Gepäck, wurden die besten ausgewählt. Am Ende hatte sich ein elfköpfiges Team qualifiziert, zu dem auch Isabella Hecht gehörte.

Anfang April ging es nach West Point, wo Isabella und ihr Team mit Mannschaften aus der ganzen Welt zusammentrafen. "Schon im Training mussten wir beweisen, was wir draufhaben, denn es gab nicht mehr nur uns, sondern viele andere mindestens so stark motivierte Teilnehmer".

Ausgestattet mit einem 19 Kilogramm schweren Rucksack, einer elf Kilogramm schweren Weste, einem Helm und bewaffnet mit einem Colt M 4-Karabiner ging es los: 24 Stunden volle Konzentration und Durchhaltevermögen warteten auf Isabella und ihre Mitstreiter, die überzeugt sein konnte: "Schon von Anfang an wusste ich, dass mein Team immer hinter mir steht, wenn etwas schieflaufen würde. Bei einem solchen Kampf unterstützt jeder jeden."

Ungewohnt bergige Landschaften

Am ersten Tag marschierten die Wettkämpfer 19 Kilometer. Die bergigen Landschaften waren die deutschen Teilnehmer nicht gewohnt. "Es war ganz anders, als im Training auf flachen Landschaften. In West Point ging es den Berg hinauf und wieder herunter, dabei steckten wir teilweise knietief im Matsch."

Für die Wettkampfnacht bekam Isabellas Truppe den Tipp von Amerikanern, dass es unterwegs eine Schlafmöglichkeit gäbe, aber bei näherer Erkundung war die nicht wirklich angenehm. Und die eigenen Rucksäcke, zwar mit Schlafsack und Poncho-Zelt ausgestattet, schützten kaum vor Kälte. "Es hat geschneit und man musste sich durch Bewegung warmzuhalten versuchen", erzählt die junge Frau.

Am zweiten Tag mussten die Wettkämpfer weitere 15 Kilometer marschieren: "Das zerrt schon an der Kondition, aber Aufgeben war zu keinem Zeitpunkt drin, denn wenn man angekommen ist, überkommt einem das Gefühl von Stolz – auf jeden einzelnen aus der eigenen Truppe", erinnert sich Isabella an ihren ehrgeizigen Einsatz.

"Wohl gefühlt"

Die Frage, ob es für sie als einzige Frau unter Männern schwierig gewesen sei, beantwortet Isabella mit einem klaren "Nein". Sie habe sich immer wohl gefühlt. Mit ihren 1,65 Metern war sie vom Wuchs her zwar die Kleinste, aber ihre Teampartner hätten ihr nie Angst eingeflößt. 

Wenige Tage nach ihrer Rückkehr erhielt die deutsche Truppe das Ergebnis ihres anstrengenden Einsatzes. Unter 60 Mannschaften hatten sich die Deutschen zusammen mit Isabella Hecht aus Forchheim den 17. Platz erkämpft.

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