Mit voller Kraft durch den eisigen Main-Donau-Kanal

19.1.2017, 17:53 Uhr
Mit viel Kraft schiebt sich die „Angermünde“ durch die Eisschollen auf dem Main-Donau-Kanal.

© Roland-Gilbert Huber-Altjohann Mit viel Kraft schiebt sich die „Angermünde“ durch die Eisschollen auf dem Main-Donau-Kanal.

Die Sonne blendet, es ist klar und kalt. Auf dem Main-Donau-Kanal bewegen sich die dicken Eisschollen nur leicht im Takt der Wellen, die die "Angermünde" in Bewegung gesetzt hat. Sie ist eine von drei Eisbrechern, die aktuell im Dauereinsatz sind, um den Kanal befahrbar zu halten. Die dicken Eisschollen knarzen unter der Last der schweren Dame, bis sie brechen.

Es ist das erste Mal seit gut 20 Jahren, dass Andreas Taronna wieder am Steuer eines Eisbrechers sitzt. Eigentlich kommt er aus Passau und ist Kapitän eines Vermessungsschiffes. Doch es gibt hier nicht genug Personal, erklärt Jörg Blömer, Leiter des Außenbezirks Neuses des Wasser- und Schifffahrtsamts Nürnberg - oder in anderen Worten der Herr über den Kanalabschnitt Bischberg bis Erlangen. Der Kapitän der "Angermünde" sei krank und so sei Taronna eben eingesprungen. Gemeinsam mit einem Steuermann, einem Matrosen und einem Schiffsjungen macht er anderen Schiffen den Weg durch den vereisten Main-Donau-Kanal frei.

Sanftes Gleiten: Fehlanzeige

"Das ist schon eine Abwechslung", findet der 54-Jährige. "Eisbrechen - das ist wie mit einem Traktor über den Feldweg fahren", mit dem anmutigen Gleiten eines Schiffs über das Wasser habe das nicht mehr viel zu tun. Aktuell ist die Eisdicke gerade noch so an der Grenze des Machbaren. "Bald", sagt Taronna mit Hinblick auf die niedrigen Temperaturen der nächsten Tage, "geht gar nichts mehr".

Schon jetzt bleibt mancher Frachter auf der Strecke. Die meisten der Schiffe auf dem Main-Donau-Kanal sind in Richtung Rotterdam, Antwerpen, Amsterdam unterwegs - "90 Prozent", schätzt Taronna. Viele haben Terminfrachten geladen, müssen pünktlich ihren Anschlusshafen erreichen, in denen ihre Fracht auf Hochseeschiffe verladen wird. Im Eis stecken zu bleiben, ist in so einem Fall natürlich extrem schlecht. Wenn das Eis zu dick wird, muss die Crew anlegen und auf höhere Temperaturen hoffen - das ist "ärgerlich und teuer".

Jetzt kommt die "Angermünde" aber noch durch. Steckengebliebene Schiffe werden an einen Haken genommen und aus dem Eis gezogen. "Wir fahren gleich weiter nach Erlangen, ein Schiff hat dort aufgegeben, die sind im Unterwasser liegengeblieben", sagt Taronna.

Die Arbeit kann ganz schön kniffelig sein: Alle Schleusen des Kanals sind zwölf Meter breit. Das Schiff, dem sie in den nächsten Stunden Begleitschutz durchs Wasser geben werden, ist 11,40 Meter breit.

Nichtsdestotrotz findet Taronna: Kapitän zu sein, ist ein absoluter Traumberuf Es ist nicht schwierig, ihm das zu glauben: Aus dem Steuerhaus blickt er in die Weite, hinaus auf den eisigen Kanal, der Himmel ist so blau, wie es nur geht.

"Man sitzt hier viel angenehmer als im Büro", sagt Taronna und lacht. "Und ich komm’ viel rum." Jetzt zum Beispiel nach Erlangen - unsere Zeit an Bord ist vorbei. Die "Angermüde" muss ablegen, es geht weiter.

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