Morschreuth: Hier fühlen sich Elfen und Orks wohl

11.8.2017, 05:57 Uhr
Morschreuth: Hier fühlen sich Elfen und Orks wohl

© Anestis Aslanidis

"Alle Antreten!", schallt eine Stimme aus dem Wald. Innerhalb einer Minute stürmen Elfen, Menschen, Orks und Zwerge auf die Waldfläche. Stramm gestanden in einem großen Kreis lauschen alle den Befehlen ihres Kommandanten.

Bereits zum elften Mal findet das Zeltlager "Felder der Ehre" in Morschreuth statt. "Ich habe das früher selbst gemacht und irgendwann habe ich dann auch begonnen, selbst zu organisieren. Erst einmal für Erwachsene und 2005 das erste Mal für Jugendliche", erklärt Bruno Wissenz, Veranstalter des Lagers. Dieses Jahr gab es zum ersten Mal zwei Lager, "damit wir alle Ferienzeiten in Europa abgedeckt haben", so der 39-Jährige.

Das ist auch nötig, denn die Jugendlichen kommen nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus Belgien, Frankreich, Luxemburg, Österreich und der Schweiz. 250 Jugendliche zwischen elf und 27 Jahren tummeln sich hier. Besser gesagt: Elfen rauschen umher und Orks treiben ihr Unwesen. Aber warum die große Altersspanne? "Mir ist wichtig, dass junge Menschen dabei sein können. Ich will niemanden ausschließen. Hierbei geht es darum sich in eine Rolle hineinzuversetzen. Zu Beginn des Lagers können die Teilnehmer auswählen, ob sie ein Mensch, Elf, Zwerg oder Ork sein möchten. Auch Carolin Zangl ist eine von ihnen. Die 22-Jährige ist bereits zum fünften Mal im Zeltlager dabei. "Sie gehört praktisch schon zum Inventar", scherzt Wissenz.

Auf die Frage warum sie eine Elfe sein wollte, sagt sie, es mache Spaß sich spitze Öhrchen anzukleben. Und was macht eine Elfe so? "Da ich eine Waldläuferin bin, muss ich mich oft anschleichen und viel auskundschaften. Ich bekomme auch oft viel Dreck ab, wenn ich auf dem Boden rumkrieche", sagt die 22-Jährige, "ich war schon immer sehr an Fantasy interessiert und hier kann ich einfach mitentscheiden was passiert". Ihre Elfenkleidung hat sie komplett selbst genäht. Und nicht nur das: Ihren Livona-Siera Ed-i-Noss hat sie sich ebenfalls selbst ausgedacht. Der letzte Teil des Namens bezieht sich auf ihren Stamm und bedeutet "Ich gehöre dem Hause Erin an".

Wie läuft so ein Tag im Mittelalter-Zeltlager ab? Fest steht: Es ist nichts für Langschläfer. Um sieben Uhr beginnt der Tag mit einer Zeltkontrolle und Morgensport: Kämpfen, Fallschule, Liegestützen etc. Anschließend wird gemeinsam gefrühstückt. Nach dem stärkenden Mahl geht es weiter mit Unterricht, unter anderem Heilunterricht, Tarnunterricht und Kampfunterricht.

Aber auch grundlegende Sachen stehen auf dem Plan: "Die meisten hier können kein Feuer machen. Das sind Sachen, die lernt man schnell", erklärt der Veranstalter. Der spannendste Teil beginnt am Abend: Dort passieren die sogenannten Plots.

Bei einem Rundgang durch das Lager fallen zuerst die vielen Zelte mit unterschiedlichen Wappen auf. Außerdem ein runder, mit Holzlatten umzäunter Bereich: ein Duellring. "Im Prinzip kann bei uns jedes Problem durch ein Duell gelöst werden", erklärt der 39-Jährige. "Diese Duelle heißen ,Kreiz‘, das bedeutet, es darf kein Blut vergossen werden." Die verwendeten Waffen sähen zwar ziemlich realistisch aus, bestünden aber aus Sicherheitsgründen aus Schaumstoff.

Trotz Schaumstoff: Wenn 50 Krieger schreiend mit ihren Waffen auf einen zurennen, kann einem schon mal mulmig werden. Auf einmal kommt ein junger Waldläufer angerannt. Drei von ihnen sind noch nicht von ihrer Walderkundung zurückgekehrt. Ruhig bleiben und einen Suchtrupp losschicken, meint Wissenz.

Neben den Schlafzelten gibt es ein Lazarettzelt, in dem die Verwundeten versorgt werden. Hier liegt gerade Julian Klein aus Bonn, um seine realistisch wirkende Wunde verarzten zu lassen. "Das Ganze hier macht voll Spaß. Ich mag es irgendwelche Rollen zu spielen und als Barbar kann man hier richtig die Sau raus lassen", erzählt der 19-Jährige.

Der Höhepunkt des Zeltlagers findet am Samstag um 13.30 Uhr statt. Dort wird es eine finale Schlacht geben, an der alle Spieler beteiligt sind. Auch die wiedergefundenen Waldläufer.

 

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