Motorsägen kreischen am Walberla

11.2.2016, 16:49 Uhr
Motorsägen kreischen am Walberla

© Foto: Michael Meyer

Am Walberla ist inzwischen eine Tafel angebracht, die über die traditionelle Mittelwaldnutzung informiert. Dabei handelt es sich um eine alte forstliche Nutzungsform, für die die Kirchehrenbacher auch staatliche Fördermittel erhalten. Die Flächen für die Mittelwaldnutzung liegen heuer nicht so exponiert wie 2015, wo direkt neben dem Hauptweg von Kirchehrenbach auf die Hochfläche des Walberla die Bäume auf Stock gesetzt wurden. Allerdings werden in diesem Bereich noch einige Bäume entnommen, um so das typische, offene Landschaftsbild des Berges langfristig zu erhalten.

Holzrecht für 127 Parteien

Diese Form der Waldbewirtschaftung hat eine alte Tradition. Jedes Jahr wird vom gemeindlichen Waldausschuss zusammen mit der zuständigen Forstrevierleiterin Susanne Sommersacher ein Teil des Gemeindewaldes ausgewählt und zur Nutzung freigegeben. Im Vorfeld wird eine bestimmte Anzahl gleich großer Parzellen, die sogenannten Gerten, markiert und nummeriert und dann in der Rechtlerversammlung verlost. Das Recht auf die Holznutzung im Gemeindewald haben nur die Hauseigentümer des alten Kerns von Kirchehrenbach, insgesamt 127 Parteien. Mit einem Hausverkauf geht das Recht auf die neuen Eigentümer über.

Im Gegensatz zum Hochwald werden bei der Mittel- und Niederwaldnutzung die Gehölze nur „auf Stock“ gesetzt. Die meisten Bäume, vor allem Linden, Haseln und Hainbuchen, verkraften den Rückschnitt ohne weiteres und treiben wieder aus. Über die vielen Jahre der Nutzung können sehr große Baumstöcke – sozusagen Stümpfe, aus denen der Baum immer wieder neu austreibt – entstehen.

Im Mittelwald werden einzelne gut gewachsene Bäume, sogenannte Lassreitel oder Überhälter, stehen gelassen, die später als Bauholz genutzt werden können. Im Niederwald wird der gesamte Bestand auf Stock gesetzt. Früher war die Nieder- und Mittelwaldnutzung in der gesamten Fränkischen Schweiz weit verbreitet. Da der Wald im Turnus von zehn bis 30 Jahren – in Kirchehrenbach etwa alle 25 Jahre – auf Stock gesetzt wurde, wuchs er nicht sehr hoch. Die markanten Felsen waren dadurch weit besser zu sehen, als das heute der Fall ist. Viele alte Landschaftsbilder und Stiche zeugen davon.

Weil in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr Häuser mit Öl beheizt wurden, ist die Mittelwaldnutzung extrem zurückgegangen. In Deutschland und auch in Bayern wird nur noch etwa ein Prozent der Wälder als Mittel- oder Niederwald genutzt.

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