Müll vermeiden: Forchheim muss noch lernen

18.8.2017, 16:00 Uhr
Müll vermeiden: Forchheim muss noch lernen

© Christian Charisius/dpa

Rund 455 Kilogramm Müll produziert der Bundesbürger im Jahr, wenn noch Bioabfälle und Wertstoffe hinzugerechnet werden. Die bundesdeutsche Gesamtmenge liegt bei ekligen 37,4 Millionen Tonnen.

Meister der Müllsparer ist der Kreis Aschaffenburg mit 56,5 Kilogramm pro Kopf. Der Kreis Forchheim liegt mit seinen 88,7 Kilo auf Platz 107 unter 393 Müllmachern bundesweit, deren Daten die Statistischen Landesämter ausgewertet haben. Die rote Laterne hat Bremerhaven mit 347,2 Kilo Haus- und Sperrmüll pro Kopf.

Mit "Wertstoffen" tricksen

Haus- und Sperrmüll, dessen Pro-Kopf-Menge sich im Kreis Forchheim auf insgesamt 16 673 Tonnen summierte, ist freilich nur ein Teil des Müllbergs, der in Haushalten anfällt. Die Gesamttonnage aller Haushaltsabfälle lag bei 51 481 Tonnen. Der Trick liegt in der Deklaration. Denn wird Abfall als "Wertstoff" deklariert, wird er aus der Hausmüllmenge herausgerechnet.

Berücksichtigt man im Kreis Forchheim das komplette Aufkommen an Haushaltsabfällen, dann lag das 2015 bei 448,3 Kilo pro Kopf. Im Jahr 2012 hatte der Pro-Kopf-Wert noch bei 441,8 Kilogramm pro Nase gelegen: Der Mensch produziert mehr Müll!

Warum die Menschen im Kreis Forchheim die zweieinhalbfache Menge Müll in die Tonne werfen wie im bayerischen Kreis Aschaffenburg, ist schwierig zu fassen. Das föderale System grätscht hier dazwischen, denn die zuständigen Stadt- und Landkreise entsorgen überall nach einem anderen System: Gelbe Tonnen, Gelbe Säcke, Graue Tonne, Blaue Tonnen, Grüne Tonnen, Braune Tonnen, Heimkomposter, Glascontainer, Wertstoffhöfe.

Während in der einen Stadt brav nach Grün-, Braun- und Weißglas, nach Altpapier, Rest-, Bio- und Plastikmüll getrennt wird, favorisiert man im Nachbarlandkreis die Methode "Flach und Rund". Dabei landet dann Papier zwischen Plastikfolien und Tetrapaks und Glas jeder Farbe zwischen Dosen und Verpackungen. Noch einen Kreis weiter fungiert die Papiertonne zugleich als "Kombi- Tonne" für Altkleider und Papier.

Ein Blick auf die anderen Müllarten lohnt sich, um abzuschätzen, wie jeder individuell zwischen Spitzenreiter und Schlusslicht einzuordnen ist. So liegt das Pro-Kopf-Aufkommen organischer Abfälle im Kreis Aschaffenburg bei 153,3 Kilogramm. Im Raum Forchheim sind es 138,8 Kilogramm pro Kopf. Dazu sortieren die bayerischen Mülltrenner pro Nase 194,8 Kilo Wertstoffe aus und stopfen sie nicht in die graue Tonne. In Bremerhaven sind das dagegen 99,6 Kilogramm pro Kopf. Im Kreis Forchheim stehen 163,3 Kilogramm Wertstoff pro Mensch in der zuständigen Statistik.

Die Menge an Haushaltsabfällen hat sich bundesweit in den vergangenen vier Jahren minimal um 1,2 Kilo pro Kopf verringert (im Kreis Forchheim ist sie demgegenüber um 6,5 Kilo pro Kopf gestiegen). Ein Teil davon (vor allem Verpackungen) sind "Wertstoffe". Wer also möglichst viele Wertstoffe aussiebt, kommt auf den Müllsparer-Spitzenplatz. Die fleißigsten Wertstoffsammler leben, wer hätte anderes erwartet, in Bayern, und zwar in der Stadt Rosenheim. Hier kamen zuletzt 270,8 Kilo pro Kopf zusammen, also noch mehr als im Kreis Aschaffenburg.

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