Musikalischer Marathon im Forchheimer Stadtpark

1.9.2014, 08:00 Uhr
Musikalischer Marathon im  Forchheimer Stadtpark

© Foto: Roland Huber

Rund um den kleinen Teich kommt Picknick-Atmosphäre auf. Auf Decken und Kissen haben sich die zahlreichen Zuhörer gelagert, um am Samstag die Sonnenstrahlen und die Musik zu genießen. Einige Passanten gehen verwundert vorüber.

Gegründet zum ersten „Stadtpark mit Musik“ scheint „The Sorcerer’s Apprentice“ aus logistischen Gründen vor dem Aus zu stehen. Gitarrist Jonas „Johnny“ Lieberth, der ursprünglich aus Unterstürmig stammt, studiert in Jena, so dass Proben und Auftritte schwer zu koordinieren sind. Bei ihrem Gig in der Grünanlage allerdings lässt sich das Powertrio — Bassist Gabriel Tarmassi aus Kersbach und Schlagzeuger Kilian Geus aus Bamberg gehören auch dazu — nicht davon abbringen, dem Blues-Rock der 70er Jahre zu huldigen. Dass Tarmassi zwar seine Haarpracht verloren hat, nicht aber seine rhythmische und melodiöse Kraft, beweisen „procol harum“-angehauchte Stücke. Eine kleine stilistische Hommage an die Rolling Stones lässt diese an wild-wütenden Gitarrenriffs glatt zerschellen.

Keine Pause für die Zunge

In den Umbaupausen ist die Bühne dann von Worten verslamt. Felix Kaden (Erlangen) und der Poetry Slam lassen witzige, politische und poetische Satzkaskaden herabregnen, in denen die Zunge keinen Urlaub macht. Jack Lucas (Amberg), Martin Geier (Weißenburg), Sebastian Shaw (Augsburg), Verena Pösold (Schwabach) und Adina Wilcke (Wien) lesen oder rhapsodieren auf der Suche nach der eigenen Identität, einem Sinn im Leben oder einer Ordnung in der Welt. Gewinner des „Szepters of Awesomeness“ ist Martin Hönl (Dietenhofen) mit einem drastischen Pamphlet zur Discountergesellschaft, die alles immer schneller und billiger will.

Liebe, Einsamkeit und Abschied

Ihren ersten Auftritt überhaupt haben „Paula und Philipp“. Die Geschwister aus Aschaffenburg spielen zwar einige englischsprachige Songs, darunter Coverversionen der US-Rockband „The Killers“ oder der britischen Band „The Kooks“, ihr Herzblut liegt aber im muttersprachlichen Liedermacher-Genre. Während Philipp Stenger (26), Student der Elektrotechnik in Erlangen, den melancholischen Balladen den gitarrigen Grundton vorgibt, singt Paula Stenger (21), Musikstudentin in Frankfurt, die traurigen Texte um Liebe, Einsamkeit und Abschied, bis es simont und garfunkelt.

Dann glaubt man plötzlich Klingonen singen zu hören. Dabei sind es Sandra Elflein und die Bamberger Formation „Faey“. Die wagt sich, auch ohne ihren verwunschenen Bassisten, an die Vertonung eines mittelenglischen Liebesgedichtes aus dem 14. Jahrhundert. Ein Wagnis, das mit Drehleier, Flöte und viel Einfühlungsvermögen gelingt. Mit den „Herbstfeuern“ des Schatzinsel-Autors Robert Louis Stevenson verzaubert und bezaubert „Faey“ die Zuhörer, die sich nach dem letzten Ton wieder auf die Wiese trollen.

Da ist vom mystischen Nebel weit und breit nichts zu sehen, auch wenn man ihn nach diesem Auftritt fühlt. Das Megafon-Organisations-Quartett aus Robert Hübschmann, Dennis Kaljuk, Jonas Lieberth und Gabriel Tarmassi zeigt sich indes mit der Rekordbesucherzahl, dem friedlichen Ablauf, der musikalischen Qualität und dem Zuspruch für den veganen Grillstand sehr zufrieden.

Mittlerweile beginnt das wenige Wasser hinter der Bühne zu brodeln. Obwohl die Sonne längst ihre Strahlkraft verloren hat. Vielleicht weil die schnelleren und härteren Enkel „Black Sabaths“ die Verstärkeranlage übernommen haben. Auch die hartgesottenen Hardrock-Fans fassen sich bei „Bolzen“ an die Ohren. Manch einer sucht Abstand und entdeckt dabei die kleine „Seebühne“, auf der eine Kuschelecke wartet.

Oben ohne am Schlagzeug

Die Stoner-Rock-Band aus Bamberg ist auch dort, und selbst oben auf der Dernbach-Bastion mit ihrer beinahe meditativen Auffassung von Heavy-Metal und Psychedelic Rock noch gut zu hören. Während Korbinian Wolf (Gitarre) und Thomas Dudek (Bass) ganz grob die punkige Richtung vorgeben, nutzt Schlagzeuger Alex Simon die Gelegenheit, beim Open Air oben ohne zu spielen, bis sein Instrument sich in seine Einzelteile auflöst.

Das Finale gehört den Tanzwütigen einer Rave-Party der DJs Lukas Hartmann und Christopher Hasse. „Selva Electronica“ aus Bamberg verführt sogar zu einem Bad im kühlen Nass. Erst danach beginnt es zu regnen.

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