Nach Pächter-Pleite: Goldner Stern in Muggendorf eröffnet neu

19.2.2016, 11:50 Uhr
Nach Pächter-Pleite: Goldner Stern in Muggendorf eröffnet neu

© Fotos: Kai Barnickel

„Es ist der schlimmste Fall eingetreten“, sagt Andreas Bugl. Innerhalb von zwei Jahren hätten die Pächter den Ruf des renommierten Hotels und Gasthauses derart beschädigt, dass immer mehr Gäste lieber anderswo einkehrten. Am Ende mussten die Pächter Insolvenz anmelden. „Doch das Haus zu schließen oder an einen Investor zu verkaufen, der es dann womöglich nicht mehr als Hotel genutzt hätte, das kam für uns nicht in Frage“, erklärt Bugl. Dafür habe er zu viel Herzblut in das Unternehmen gesteckt.

2002 pachtete der aus Straubing stammende Geschäftsmann das Traditionshaus im Ortskern von Muggendorf, dessen Geschichte bis 1686 zurückreicht. 2005 kaufte er es dem früheren Eigentümer ab. Über die Jahre investierte der Hotelier immer wieder in den Ausbau seines Betriebes.

Einstieg ins Busunternehmen geplant

„Das Geschäft lief stabil, wir hatten eine jährliche Auslastung von 70 Prozent“, erinnert sich Andreas Bugl. In dieser Zeit überlegte sich der Familienvater, der das Haus mit seiner Frau führte, als Junior-Chef in das Busunternehmen seines Vaters in Niederbayern einzusteigen. Den „Goldnen Stern“ wollte er verpachten.

„Natürlich haben wir uns vorab überlegt, an wen wir verpachten“, sagt er rückblickend. Das Pächter-Team — der eine führte ein Hotel in Nürnberg, der andere kam aus Coburg — hatte einen guten Ruf. Ein Vertrag wurde ausgehandelt. „Aber natürlich kann ich ihnen darin nicht vorschreiben, wie sie das Haus zu führen haben.“ Mündliche Vereinbarungen habe es dennoch gegeben. „Sie hätten den Betrieb einfach nur weiterführen müssen, wie wir ihn aufgebaut hatten“, meint der 38-Jährige.

Die Angst, dass es mit der Verpachtung nicht funktioniert, habe er von Anfang an gehabt — und sie wuchs mit jedem Gespräch, dass er mit Gästen führte. Oft wurde er auf das Missmanagement der Pächter angesprochen. „Aber mir waren die Hände gebunden“, bedauert er noch immer. Das einzige was er machen konnte, war das Gespräch suchen. Aber: „Die wollten es offensichtlich immer anders machen, als ich vorgeschlagen habe.“

Gleich am Anfang wurden die Portionen im Restaurant verkleinert, gleichzeitig aber die Preise erhöht. Auch habe Bugl immer mehr Beschwerden darüber gehört, dass das Essen nicht frisch gekocht gewesen sei. „Der Restaurantbereich ist komplett eingebrochen“, klagt er. Nicht viel besser sei es bei den Übernachtungszahlen gewesen. „Da wurde ausschließlich von der Substanz gelebt, noch nicht einmal nötige Reparaturen wurden durchgeführt.“

Vorräte waren leer

Dementsprechend erschrocken war er, als er mit seiner Familie Anfang Februar vom Insolvenzverwalter den Schlüssel zurück bekam. Im Gastraum bröckelte der Putz, die Fliesen auf der Treppe, die von der Küche zum Lagerraum führt, waren abgeschlagen, im Wellnessbereich streikte die Klimaanlage, Vorratsraum und Weinkeller waren leer. „Da blutet einem das Herz“, meint Andreas Bugl.

Seitdem musste alles ganz schnell gehen: Reparaturen wurden durchgeführt, ein neues Team musste gefunden werden. Die Mehrzahl seiner früheren Mitarbeiter hatte in den zwei Jahren das Hotel verlassen. „Aber ich habe sehr gute Leute gefunden“, freut er sich. So steht ab März mit Michael Teichmann ein in der Region bekannter Koch ich der Küche.

Nach Pächter-Pleite: Goldner Stern in Muggendorf eröffnet neu

Das Restaurant hat momentan noch geschlossen, der Hotelbetrieb läuft jedoch weiter. „Deshalb stehe ich zur Zeit selbst in der Küche und koche für unsere Gäste“, erklärt der Chef. Am 1. März plant er die große Wiedereröffnung — mit einer neuen Speisekarte, die mit frischen, aber auch bewährtem Angebot an 2014 anknüpfen soll. Als Wiedergutmachung für die Gäste soll es kulinarische „Eröffnungsknaller“ zum Preis von fünf Euro geben.

Nachdem er sich vom ersten Schock erholt hat, blickt der Hotelchef positiv in die Zukunft. Noch in diesem Jahr plant er weitere Investitionen: Einige der Hotelzimmer im Altbau sollen saniert werden und im Restaurant sollen Möbel im modernen Landhausstil auch optisch den Neuanfang symbolisieren.

Und eines weiß er sicher: „Jetzt gibt es keine Diskussionen mehr darüber, eventuell nach Niederbayern zurückzugehen. Ich bleibe hier und will das aufrecht erhalten, was ich mit dem Goldnen Stern geschaffen habe.“

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