Nekolla: „Ich habe gewusst, was auf mich zukommt“

25.8.2014, 18:00 Uhr
Nekolla: „Ich habe gewusst, was auf mich zukommt“

© F.: Edgar Pfrogner

Ein wenig verlassen ragt der Nagel aus der Wand. Das Bild, das hier, im Amtszimmer des Bürgermeisters, noch vor wenigen Monaten hing, gehörte Werner Wolf, der es zum Ende seiner Amtszeit mitnahm. Hans-Jürgen Nekolla ist noch nicht dazu gekommen, das Bild zu ersetzen. „Ich hatte noch keine Muße“, sagt er. Auch ansonsten hat er das Büro noch so belassen, wie es Wolf verlassen hat.

Nekolla hat andere Prioritäten. Eine ist nur wenige Meter von seinem Arbeitsplatz entfernt: der Marktbrunnen, der seine besten Zeiten lange hinter sich hat. Nekolla will, dass der Brunnen spätestens im Frühjahr 2015 saniert ist, „ich warte aber schon sechs Wochen auf ein Angebot“. Dass vieles sehr lange dauert, diese Erfahrung macht Hans-Jürgen Nekolla gerade. Dass vieles sehr lange dauert, dies war auch von Seiten der SPD ein oft bemühter Vorwurf an Amtsvorgänger Wolf. „Es ist aber Aufgabe, dass man dranbleibt“, sagt Nekolla.

Erster Ansprechpartner

Der Einstieg ins Amt hielt für den 57-Jährigen keine Überraschungen bereit, hatte er zuvor als Zweiter Bürgermeister Werner Wolf bereits länger vertreten. „Ich habe gewusst, was auf mich zukommt. Man ist für alle Probleme immer der erste Ansprechpartner.“ Das sei auch in Ordnung, „wenn’s nicht gerade Sonntagnacht um 12 ist“.

Das Familienleben habe sich durch das neue Amt nicht groß verändert, sagt der Vater von Amelie (6), Kerstin (13) und Jonas (15). „Als Selbstständiger bist du auch relativ eingebunden gewesen.“ Die Geschäfte seines kleinen Werkzeugmacher-Betriebs führt inzwischen einer von Nekollas Angestellten. „Ich schaue zweimal die Woche für eine halbe Stunde hin.“

„Ein Job für Jahre“

Eine erste Weiche hat Nekolla in Bayreuth gestellt: Kürzlich sprach er bei der Regierung von Oberfranken vor und fragte an, inwieweit Gräfenberg die Altstadtsanierung („Ein Job für Jahre“) vorantreiben darf – trotz Strukturhilfen des Freistaats. Denn die verbieten eigentlich, dass die Stadt mehr als ihre Pflichtaufgaben tut. Die Regierungsbeamten sahen sich daraufhin selbst in Gräfenberg um – und gaben grünes Licht. Voraussetzung ist allerdings ein städtebauliches Entwicklungskonzept. Für eine schönere Altstadt will Nekolla nun „sensibilisieren, begeistern, Wege freischaufeln“.

Gemessen wird er in den kommenden Jahren („18 Jahre mach ich aber nicht“) auch daran, ob der in Angriff genommene Breitbandausbau gelingt oder ob der Schulstandort gestärkt werden kann. Und über allem schwebt das große Ziel der Haushaltskonsolidierung. Nur gemeinsam mit dem Stadtrat kann Nekolla seine Ziele erreichen. Er verspricht: „Ich werde mich nie gegen Vorschläge und konstruktive Kritik verschließen.“

Nun, in der Ferienzeit, ist es ruhiger geworden in der VG. Zeit für Hans-Jürgen Nekolla, sich auch Gedanken über langfristige Projekte zu machen, bevor es im September mit der Familie in den Urlaub auf Elba geht. Zeit, vielleicht auch ein Bild zu finden für den Nagel, der noch so einsam aus der Wand ragt.

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