Neue Kraft im Frauenfußball: Effeltrichs Erfolgsformel

16.5.2017, 13:05 Uhr
Neue Kraft im Frauenfußball: Effeltrichs Erfolgsformel

© Foto: Maxbauer

Zur Saison 2011/12 übernahm Christian Wagner die Effeltricher Damen in der Kreisklasse. "Bis dahin hatte es noch geheißen, Ball einfach aus der Abwehr wegschlagen. Die Umstellung darauf, selbst mehr zu spielen, hat etwas Zeit gebraucht", erinnert sich der frühere Jugendtrainer und Herren-Spielleiter. Zwei Schritte nach vorn bedeuteten oft auch einen Schritt zurück. "Die Mädels aber zahlen dir deine Geduld mit ungeheurer Dankbarkeit zurück und sind lernwillig." Demgegenüber sei es beim männlichen Geschlecht immer schwierig, jemandem so bedingungslos zu folgen. Die kontinuierliche Entwicklung rührte auch aus der Unterstützung auf organisatorischer Ebene her. "Die Wertschätzung ist mit der neuen Vorstandschaft noch einmal gestiegen, das geht über die Finanzierung eines Auswärtstrainingslager hinaus", bekräftigt Wagner. 2014, als die neue Vereinsspitze gewählt war, gelang die Rückkehr in die Kreisliga, es folgte jedoch sofort der Abstieg.

Am Abstieg gewachsen

Zur besonderen Geschichte gehört für Christian Wagner an diesem Punkt die Tatsache, "dass wir nach dem Rückschlag nicht auseinandergegangen sind. In Gegenteil: Uns haben sich seitdem viele Neuzugänge angeschlossen." Der Kern aus rund sieben einheimischen Spielerinnen wurde aufgefrischt. "Die personelle Konstanz ist unsere Basis. Früher war es jede Woche ein Kampf, zwölf oder 13 Namen zusammenzubekommen. Heute können wir eine zweistellige Zahl an Ausfällen kompensieren", so Wagner. Zur neuen Runde soll sogar eine zweite Mannschaft gemeldet werden.

Derweil avancierte mit Gina Obert eine der Neuen zur überragenden Torschützin. Die 21-Jährige, die sich beim ASV Möhrendorf im Training mit den Jungs aus der A-Jugend messen konnte, hatte mit über 40 Treffern maßgeblichen Anteil an der Vizemeisterschaft 2016, die den neuerlichen Sprung ins Kreisoberhaus ermöglichte. Aktuell kratzt die Spardorferin Obert schon wieder an der 30-Tore-Marke.

Die Erfolgsformel indes sieht Christian Wagner, der in der Zwischenzeit ein Trainergespann mit dem Langensendelbacher Christopher Emmert bildete, im Teamgefüge. "Nicht nur Christopher und ich liegen auf einer Wellenlänge. Die Mannschaft hält wahnsinnig gut zusammen. Es gibt keinen Ärger und keine Stars." Die gute Stimmung zog mit Christine Schrott, Katja Haskowic, Laura Lechner, Jessica Miess oder Torhüterin Daniela Glauber weitere Verstärkungen mit teils hochklassiger Erfahrung an. Als Sinnbild des vorhandenen Geistes nennt Wagner die verletzte Spielführerin Sandra Lorenz, die am 1. Spieltag vergangenen Sommer nach 20 Minuten mit einem Kreuzbandriss ausschied. "Der Schock hat uns noch enger zusammengeschweißt. Es ist schon außergewöhnlich, dass sie trotzdem kein einziges Training verpasst."

Die Begeisterung trug die Effeltricherinnen zum Start in die laufende Saison zu sieben Siegen in Serie. "Dabei wussten wir nicht, was wir sportlich reißen können. Nach den vorherigen Erfahrungen war der Klassenverbleib unser bescheidenes Ziel. Die Mädels haben gemerkt, dass sie noch gar nicht am Limit sind und ziehen es seitdem mit ungebremsten Ehrgeiz durch", verrät Wagner.

Die Reifeprüfung legten sie jetzt vor beachtlicher Kulisse an einem Freitagabend bei Flutlicht gegen den amtierenden Vizemeister aus Hetzles ab, den der SpVgg-Trainer in höchsten Tönen lobt: "Meinen Respekt für ihre Leistung, obwohl einige Stammkräfte fehlten. Sie haben nicht gejammert, sondern uns mit konzentrierter Abwehrarbeit das Leben schwer gemacht." Weil Torjägerin Obert abgemeldet war, sprangen andere in die Bresche. Franziska Erlwein per Freistoß und Jessica Rauh per Elfmeter brachten den Favoriten auf Kurs, ehe ein Torhüter-Missgeschick den Anschluss durch Daniela Leuthäußer bedeutete. Effeltrich konterte sich zur 3:1-Entscheidung durch Marie Gelder.

Für den Meisterjubel ist es allerdings noch zu früh. In Effeltrich wird fest davon ausgegangen, dass Verfolger Adelsdorf — mit zwei Nachholpartien in der Hinterhand — den Abstand für ein Finale am letzten Spieltag von derzeit sieben noch auf einen Zähler reduzieren wird. Platz 2 und damit der Durchmarsch in die Bezirksliga ist den Schützlingen von Christian Wagner und Christopher Emmert dagegen nicht mehr zu nehmen. Anders als im Vorjahr Hetzles werde man das Abenteuer wagen, teilt Wagner mit. Er sieht keinen Anlass zu Befürchtungen, dass sich der komfortable Personalstamm empfindlich verschmälert.

Keine Kommentare