Neue Kreisverkehre für die Straßen Forchheims

17.3.2018, 08:00 Uhr
Neue Kreisverkehre für die Straßen Forchheims

© Archivfoto: Aslanidis

Roland Brütting ist ein "erklärter Fan" von Kreisverkehren. Das gibt der Experte vom städtischen Straßenverkehrsamt unumwunden zu. "Sie haben vor allem eine niedrigere Unfallkostenrate." Soll heißen: Die Unfälle, die in einem Kreisel passieren, sind wegen der geringeren Geschwindigkeit in der Regel nicht so schwerwiegend, wie jene, die an einer Kreuzung passieren – für Mensch und Fahrzeug.

Doch auch die Zahl der Unfälle ist laut Brütting niedriger: Gibt es in einer Kreuzung im Durchschnitt 32 Konfliktpunkte, an denen es zwischen den verschiedenen Verkehrsteilnehmern krachen kann, sind es im Kreisel nur acht. "In Kreisverkehren mit zwei Fahrstreifen ist die Quote zwar etwas höher — aber die Unfälle sind weniger gefährlich", so Brütting — vor allem wenn kein Fußgänger- und Radverkehr eingebunden ist. Zudem seien Kreisel im Normalfall leistungsfähiger — die Autos kämen einfach besser voran als mit einer Ampel.

Und auch viele Forchheimer sind ihnen wohl gesonnen. Bestes Beispiel: Das nicht ganz regelkonforme Provisorium am Paradeplatz. Es hat sich bewährt, die Autofahrer überzeugt — und bleibt deshalb (wir berichteten).

Neue Kreisverkehre für die Straßen Forchheims

© Foto: Horst Linke

Auch Brütting hat es ins Herz geschlossen. Man könnte ihn ausbauen, vergrößern, vorschriftsmäßig umgestalten. Dem entgegen steht momentan die ungewisse Zukunft des Paradeplatzes.

Da nicht klar ist, wie er künftig umgebaut werden soll, macht es laut Brütting derzeit auch (noch) keinen Sinn, Hand an den Kreisel zu legen. Trotzdem soll er bleiben.

Fünf stehen derzeit laut Brütting in Forchheim Stadt: Am Kersbacher Bahnhof, am Kersbacher Kreuz — früher ein unfallträchtiges Nadelöhr — das Provisorium am Paradeplatz, einen im Industriegebiet Süd sowie einen in Burk. Und es gibt noch mehr Knoten- und Staupunkte, denen ein Kreiskonstrukt gut tun würde.

So zum Beispiel der Kreuzung Bamberger Straße — Steinmetzstraße — Von-Brun-Straße. Dadurch ließe sich der ständige Rückstau in die Von-Brun-Straße zumindest reduzieren, erklärt Brütting. Außerdem würde dann auch die Radverkehrsführung besser laufen als jetzt.

Der Landkreis und das Staatliche Bauamt planen außerdem an der Staatsstraße von Forchheim nach Baiersdorf einen Kreisverkehr (zirka 500 Meter vor dem Hausener Kreisel), da diese Stelle von der Obersten Bayerischen Baubehörde als Unfallhäufungspunkt gelistet wurde.

Auch an der Kreuzung Hans-Böckler-Straße —Äußere Nürnberger Straße — Hafenstraße geht es oft nur zäh voran. Planungen für einen Kreisverkehr gibt es dafür zwar schon, erklärt Brütting. Doch das Konzept liege momentan — vermutlich kostenbedingt — auf Eis.

Rückstaus vermeiden

Obwohl Brütting, wie gesagt, ein bekennender Kreisel-Freund ist, hat er einmal in seiner Laufbahn eine negative Stellungnahme zu einem Konzept abgegeben. Im Gespräch war damals, die Kreuzung Birkenfelderstraße — Zweibrückenstraße — Klosterstraße mit einem Kreisel zu verbinden. Aber: "Die Verkehrsbelastung wäre an dieser Stelle zu hoch gewesen", beschreibt der Experte. An der Ampel hätte sich sonst zu Spitzenzeiten ein Rückstau bis in den Kreisverkehr bilden können.

Auch der Automobilclub ADAC rät Politikern und Verkehrsplanern, es mit den Kreisverkehren nicht zu übertreiben. Nicht überall seien sie geeignet. "Die Einsatzmöglichkeiten werden mitunter überschätzt. Auf keinen Fall stellen sie eine Universallösung für alle Knotenpunkte dar", schreibt der Automobilclub in einem Leitfaden. Stattdessen brauche es "detaillierte Einzelfallprüfungen vor Ort".

Rollt beispielsweise über die zu verknüpfenden Straßen jede Menge Bus- und Lkw-Verkehr, sind vor allem kleinere Kreisel nicht geeignet. Sollen sie auch Fußgängerquerungen miteinbeziehen, werden Kreisverkehre in der Nähe von Blinden- oder Gehbehindertenwohnheimen vom ADAC beispielsweise nicht empfohlen. Und schon gar nicht, wenn es in dem Gebiet räumlich sehr eng zugeht.

Es müssen nämlich neben der Verkehrsbelastung noch bestimmte bauliche Kriterien berücksichtigt werden: So rät der ADAC zu möglichst senkrechten Zuleitungen, um ein gutes Sichtfeld zu ermöglichen. Der Verkehr müsse aber geradeaus fahrende Wagen "deutlich umlenken", um zu erreichen, dass die Fahrer vom Gas gehen.

Dabei spielt auch die Mittelinsel eine Rolle: Zwar gibt es andernorts (meist kleine) Kreisverkehre, bei denen sie flach gestaltet und somit überfahrbar ist — was oft den Lkw zugute kommt. Davon hält Brütting jedoch nicht viel: "Hier besteht die Gefahr des Durchschusses": Die Geradeausfahrer hätten keinen Anreiz, abzubremsen — was nicht gerade der Sicherheit diene — zumal auch Fahrradfahrer die Kreisverkehre nutzen. In größeren Modellen sei eine Erhöhung sowieso vorgegeben — es dürfe kein Blickkontakt mit dem Gegenverkehr bestehen.

So weit, so gut. Doch damit ein durchdachtes Konzept in der Praxis auch funktioniert, braucht es vor allem eins: achtsame Autofahrer. "Wer den Kreisel verlässt, muss blinken, denn das gilt als Abbiegen", erklärt Brütting. Beim Reinfahren, so wie es viele machen würden, "bringt das nichts".

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