NSU-Krimiautor Eckert zu Gast in der Fränkischen

14.10.2016, 08:00 Uhr
NSU-Krimiautor Eckert zu Gast in der Fränkischen

© Foto: Stefan Braun

Irene Peter und Wolf Sander ist es zum wiederholten Male gelungen, einen renommierten Autor zu einer Lesung in die kleine, beschauliche Buchhandlung in der Ebermannstädter Hauptstraße zu lotsen. Horst Eckert las aus seinem neuen Roman „Wolfsspinne“ vor. Der Roman, in dem zum dritten Mal der Düsseldorfer Kriminalkommissar Vincent Che Veih ermittelt, hat zwei Teile. Zu Beginn springt der Autor zurück in den November 2011, als in Eisenach in einem ausgebrannten Wohnmobil zwei junge Männer erschossen aufgefunden wurden.

Die Ermittlungen gegen den Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) beginnen. „Mir war vor fünf Jahren klar: Darüber will ich schreiben“ berichtet der Autor, „doch am Anfang hatte ich keinen Zugang zu dem Thema, Material habe ich aber dennoch gesammelt.“ Als Quelle dienten ihm Veröffentlichungen aus dem Internet, speziell aber die Protokolle des Münchner Prozesses.

Vor zwei Jahren begann Eckert zu schreiben. „Ich hatte eine riesige Hemmschwelle, mich in die Denkweise der Rechten hineinzuversetzen, das war teilweise eklig“ berichtet Eckert vor seiner Lesung. In den Fall bringt er als eigentliche Hauptperson einen V-Mann ein, der am letzten Bankraub des rechten Duos, das im Roman andere Namen hat, beteiligt war. Kurz darauf erschießt dieser V-Mann aufgrund eines inneren Zwiespaltes die beiden und zündet das Wohnmobil an.

An die offizielle (Selbstmord-) Version, wie sie die Staatsanwaltschaft verfolgt, glaubt der Autor nicht und sieht sich hierbei nicht alleine. Dagegen sprechen zu viele Details, auf die der Autor auch teilweise eingeht. „Ich halte es für wahrscheinlicher, dass die beiden umgebracht wurden, das sieht sogar der Thüringer Landtag so.“ Wie ein Roter Faden zieht sich, das war bei den kurzen Passagen, die Eckert vorlas eindeutig, die Kritik an Verfassungsschutz und BKA durch den Roman. „Ich glaube nicht an eine solche Serie von Pannen. Unter anderem wurden wichtige Akten kurzfristig geschreddert, das war ein bewusstes Vertuschen, weil es etwas zu verbergen gibt.“ Eckert nimmt kein Blatt vor den Mund.

Fakt oder Fiktion?

Im zweiten Teil nimmt er die Zuhörer mit in die Gegenwart. Was zunächst wie ein üblicher Krimi beginnt, gerät sukzessive in Verstrickungen zu den Vorkommnissen im November 2011. Diesmal spielen Pegida und Co. eine Rolle. Die Grenze zwischen Fiktion und Realität sind teilweise fließend. Wieder taucht der V-Mann aus Thüringen auf und gerät aufgrund mangelnder Kooperation und gegenseitigem Misstrauen der Organe in höchste Lebensgefahr.

Heraufbeschworen wird diese unbewusst durch Kommissar Veih. Ob der V-Mann die brenzlige Situation überlebt, das lässt der Autor offen. Kurz vor der entscheidenden Szene beendete er seine Lesung und lässt sich auch durch Nachfragen nicht erweichen, dieses Detail preiszugeben.

Eckert hat lange recherchiert. Das Ergebnis ist nicht nur ein spannender, lesenswerter Roman, sondern auch ein deutlicher Anstoß zum Nachdenken.

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