Nur Uwe und Ben lächeln noch: Traillauf durch den Kellerwald

28.8.2018, 19:58 Uhr
NN-Leser Uwe Trendelenburg (links) mit Sohn Ben und NN-Redakteur Patrick Schroll beim Geländelauf.

© Anestis Aslanidis NN-Leser Uwe Trendelenburg (links) mit Sohn Ben und NN-Redakteur Patrick Schroll beim Geländelauf.

Es ist der gefühlt kälteste Tag des Sommers. Pünktlich um 19.30 Uhr steht Uwe, 39, bereit. "Die Laufgemeinde", hat mir Uwe per E-Mail geschrieben, "besteht aus vielen bunten Vögeln. Ebenso abwechslungsreich sollte das Training sein und die Strecken." Auf eine betont kleine, sieben Kilometer lange Tour durch den Forchheimer Kellerwald hat er mich eingeladen und von Trampelpfaden geschrieben, die wir überwinden müssen.

Dass es über Stock, Wurzeln und Stein geht, hat er nicht verraten. Er wollte mich wohl nicht verschrecken.

Kaum 100 Meter unterwegs, schlägt das Herz bis zum Hals, denn gefühlt senkrecht nach oben geht es in den Kellerwald. Zu dem Zeitpunkt lachen nur noch zwei: Uwe und Ben. Ben ist 22 Monate jung und lächelt gut gelaunt im Babyjogger vor sich hin. Kein Wunder, er wird ja auch von Papa Uwe chauffiert.

An dem oberen Keller vorbei, tauchen wir weiter in den Wald ein. Die asphaltierte Strecke haben wir nach wenigen Schritten verlassen. Jetzt knarzt es unter den Schuhen. Hügliger Waldboden, durchsetzt mit Wurzeln, dekoriert mit Zweigen und kurvenreich angelegt: Meine erste Trailstrecke.

Ich weiß zwar nicht, wie schnell wir unterwegs sind, dass wir schnell unterwegs sind, merke ich aber. Während bei mir der Schweiß schon tropft, gibt sich Uwe noch entspannt. Das Reden wird schwieriger — für mich. Licht am Ende des Waldes ist erstmals auf Höhe der Lebenshilfe in Sicht. Nur kurz laufen wir über eine Lichtung, um gleich danach wieder in das Gebüsch einzutauchen. Zum ersten Mal achte ich nicht auf die Kilometerzeit, sondern mit Argusaugen auf den Boden. Jetzt eine Sekunde unaufmerksam sein, könnte das Aus für mein Vorhaben bedeuten. Bei engen Passagen rennt Uwe mit Ben voran, weist mich auf gefährliche Stellen hin.

Laufen, das ist für Uwe mehr als nur Sport, sondern ein Erlebnis in und mit der Natur. Seine Kilometerzeit ist ihm deshalb auch egal. Er befreit sich von dem Druck. Bevor wir uns im Dickicht Richtung Reuther Sportplatz aufmachen, laufen wir einen kleinen Umweg. "Wer mit mir läuft, läuft am Ende immer ein wenig mehr", sagt er und kündigt schon die nächsten Extra-Meter an und lacht dabei. Der will mich triezen! Da bin ich mir sicher. Später jedoch nicht mehr. Denn wir bleiben plötzlich stehen. Nicht nur zum Verschnaufen, sondern zum Genießen. Zwischen Forchheim und Reuth blicken wir in der Dämmerung auf die Stadt mit ihren bunten Lichtern, bis hinter Erlangen reicht der Blick, das Mondlicht beginnt, erste Schatten zu werfen. Uwe lädt mich zu einem Moment des Genießens ein, bevor es zurück in den Wald geht.

Brotkrümmel streuen! Hab ich glatt vergessen. Ob wir den Weg zurück finden? Dort oben, im Wald im Dreieck zwischen Forchheim, Eggolsheim und Weilersbach bin ich orientierungslos und gleichzeitig begeistert von den Pfaden, die vor meiner Haustüre liegen. Solange ich mich an die Fersen von Uwe hefte, komme ich sicher zurück. Sagt er.

Eine kleine Gemeinheit hat er dann doch eingebaut. Ich hatte ja gehofft, dass er seine Ankündigung vergisst. Der Himmel hat sich schon schwarz-blau verfärbt, als wir irgendwo zwischen Reuth und Forchheim an der Stange hängen. Klimmzüge stehen nach sechs Kilometern auf dem Programm. Ben strahlt, als er an der Stange hängt und von Papa Uwe gehalten wird. Ich muss mich alleine hochziehen . . .

Freude aufs Sofa

Die letzten Kilometer führen durch Serlbach und den Wald. Es geht bergab. Zwischen den Blättern glitzern die ersten Lichtstrahlen, wir kommen der Zivilisation näher. Zwischenzeitlich hänge ich mich an Ben, der dreht sich um und findet es toll, von mir geschoben zu werden. Nach 8,5 Kilometern freue ich mich auf ein frisches und von Uwe versprochenes Bier, alkoholfrei natürlich. Während ich mich auf mein Sofa freue, sitzt Ben noch putzmunter unter uns. Uwe ist sich nach dem Trail sicher: "Die zehn Kilometer schaffst du in einer Stunde." Na dann Prost!

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