Obertrubach: Türen des letzten Einkaufsmarktes schließen

2.9.2017, 10:00 Uhr
Obertrubach: Türen des letzten Einkaufsmarktes schließen

© Foto: Roland Huber

"Wir gehen zum Schmoller" hieß es vor Jahrzehnten, wenn sich die Obertrubacher zum heutigen "Kaufhaus Wölfel" in der Trubachtalstraße aufmachten. Nur noch in der Erinnerung der Bürger existiert der Markt ab dem 15. Oktober. Ab diesem Tag bleibt die Ladentüre für immer verschlossen.

Ein Kilo Karotten reicht zum Überleben nicht aus

"Mein Mann möchte seine Rente genießen und alleine kann ich nicht weitermachen", begründet Hannelore Küpfer, 62, diesen Schritt. "Ich kann nicht davon leben, wenn jemand ein Kilo Karotten und Sahne kauft", sagt Küpfer. Freilich, Stammgäste, meist ältere Bürger, gebe es auch, doch "die Jungen", kauften woanders ein. Bei ihr meist nur das, was beim Einkauf in den großen Supermärkten vergessen wurde. "Wir sind zum Großteil Lückenbüßer", sagt Küpfer.

Überraschend kommt das Ende des Ladens deshalb nicht. Schon vor eineinhalb Jahren haben die Küpfers mit Infozetteln deutlich gemacht, dass die wirtschaftliche Lage nicht gut sei und die Bürger aufgerufen, ihr Einkaufsverhalten zu überdenken. Der Effekt sei nur ein paar Wochen spürbar, also mau gewesen.

Jetzt versucht Bürgermeister Markus Grüner alle Hebel in Bewegung zu setzen. Er will den letzten Einkaufsmarkt im Dorf nicht verlieren — weder für die Einheimischen, noch für die Touristen. Grüners Ziel ist ein Dorfladen.

Außerordentliche Bürgerversammlung

Für den 18. September um 19 Uhr im Gasthaus "Zur Post" hat der Bürgermeister zu einer außerordentlichen Bürgerversammlung aufgerufen. Wolfgang Gröll, ein Experte in Sachen Dorfläden, ist an diesem Abend zu Gast. Nach eigener Aussage betreut er über 80 Einrichtungen in Bayern.

Als die NN im Mai ausführlich über die Rückkehr der Dorfläden im Landkreis berichteten, hatte Gröll von vier wichtigen Faktoren für einen nachhaltigen Erfolg gesprochen: Überzeugte Bürger, motivierte Mitarbeiter und ein regionales Sortiment sowie regelmäßige Investitionen.

Vom Erfolg eines Dorfladens in Obertrubach ist unter diesen Voraussetzungen auch Gemeinderat Roland Wölfel (Bürgerwerkstatt) überzeugt. Mit ihm hat Grüner "einen Experten" in seiner Runde, so der Bürgermeister. Mit seiner Beratungsgesellschaft Cima berät und begleitet Wölfel Kommunen auch in punkto Nahversorgung.

Bistro mit Café?

Wölfel kann sich vorstellen, dass die Gemeinde das denkmalgeschützte Gebäude nebst Nebengebäude kauft, modernisiert und mit einer für beide Seiten wirtschaftlichen Miete an einen Betreiber übergibt. Der Laden könne um ein Tagesbistro und angeschlossenes Café erweitert werden. Tagsüber könnten sich Senioren auf eine Tasse Kaffee und für Veranstaltungen treffen, abends Jugendliche. Bis zu 90 Prozent Fördermittel gebe es für derartige Vorhaben.

 

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