"Oleg Popov war ein ganz außergewöhnlicher Mensch"

4.11.2016, 10:36 Uhr

© Archivfoto: Löwisch

Er soll demnächst im engsten Familienkreis auf dem Friedhof in Egloffstein zu Grabe getragen werden. Oleg Popov liebte die Fränkische Schweiz. Wenn er nicht gerade irgendwo auf der Welt unterwegs war, um in einer Zirkusmanege aufzutreten, war Egloffstein sein Refugium, sein Rückzugsort.

Hier lebte er seit über 25 Jahren in einem Anwesen am Ortsrand mit seiner Frau Gabriela Lehmann, die in Egloffstein aufgewachsen ist. "Hier bei uns war er nicht der weltberühmte Clown, sondern einfach Mensch — und das war ihm immer auch ein Anliegen", so erinnert sich Egloffsteins Bürgermeister Stefan Förtsch. "Man traf ihn beim Einkaufen beim Bäcker oder Metzger oder auf dem Wertstoffhof."

"Ein Paradies"

Popov mochte Menschen, die ihre Heimat schätzen, weiß Förtsch, der mit dem Weltstar freundschaftlich verbunden war. Als er 2014 zum Ehrenmitglied des Rotarier Club Auerbach ernannt wurde, sagte Popov damals: "Der heutige Abend ist mir sehr wertvoll, weil er mir zeigt, dass die Menschen hier in mir einen Freund sehen." Bei dieser Gelegenheit betonte er auch, dass er sich in der Fränkischen Schweiz sehr wohl fühle, deren Landschaft er oft als "Paradies" bezeichnete.

Der damalige Rotary Clubpräsident Walter Tausendpfund, der erst jüngst im Juli wieder mit einer Rotarier-Delegation bei Popov war, um ihm zu seinem 86. Geburtstag zu gratulieren, sagt über ihn: "Er war eine einzigartige Persönlichkeit." Wohl auch aus der Liebe zu seiner zweiten Heimat heraus hat Oleg Popov sogar ein Lied für Egloffstein geschrieben, das im Mai 2013 beim Heimattag der Fränkischen Schweiz uraufgeführt wurde.

Altbürgermeister Christian Meier, der mit seiner Frau Lilo bei den "Egloffsteiner Burgspatzen" singt, erinnert sich noch gut daran, wie das Lied entstanden ist. "Popov sang den Text auf Russisch vor, seine Frau übersetzte es ins Deutsche, Eberhard Hofmann hat die Grundmelodie dazu geliefert und so entstand dann das Lied: ,Egloffstaa, wie bin ich Dir so nah‘."

Mit Putin telefoniert

An dessen 80. Geburtstag kann sich Meier noch gut erinnern. Man sei zusammengesessen, da habe Wladimir Putin angerufen, um zu gratulieren. Popov habe im Nebenzimmer lange mit dem russischen Staatschef telefoniert. Hinterher habe die Runde erfahren, dass er dabei Putin ganz schön die Meinung gesagt habe. Jener habe offenkundig angefragt, wann er mal wieder nach Moskau käme.

Daraufhin habe Popov gesagt, dass er dann wieder käme, wenn Putin endlich dafür sorge, dass seine Berufskollegen und Künstler endlich krankenversichert würden wie hier in Deutschland. Einer, der Oleg Popov sehr gut kannte, ist Siegfried Senfft. Der Unternehmer aus Mostviel bei Egloffstein ist mit Gabi, Popovs zweiter Ehefrau, seit Kindheit an eng befreundet. Sie seien wie Geschwister aufgewachsen. "Er war ein sehr außergewöhnlicher Mensch mit einer unheimlichen Ausstrahlung", berichtet Senfft.

Der letzte Wunsch

Gerade versuche er, ein Visum für Russland zu erhalten, um Gabi, die noch in Rostow am Don ist, bei der Organisation der Bestattung zur Seite zu stehen. "Oleg wollte in Egloffstein begraben werden und seine Frau möchte das auch", so Senfft, der hofft, dass dieser letzte Wunsch des großen Clowns in Russland auch respektiert wird.

Wenn alles klappt, werde es am Montag in Rostow am Don in der Zirkusmanege, wo Oleg Popov seinen letzten Auftritt hatte, eine große Trauerfeier für den Weltstar geben. Dann werde Oleg Popov — vielleicht noch nächste Woche — im engsten Familienkreis am Friedhof in Egloffstein bestattet.

 

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