Ordner voller Kriterien

9.4.2014, 08:00 Uhr
Ordner voller Kriterien

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Ein dicker Ordner mit Erklärungen und Unterlagen zum Ausfüllen ist vor vielen Wochen zum ständigen Begleiter von Jahn-Vorstandsmitglied Uwe Schüttinger geworden. Selbst im Büro hat er ihn dabei, verbringt jede freie Minute zwischen Arbeit, Familie und Jugendtraineramt mit den Regionalliga-Regularien des Bayerischen Fußballverbandes. „Obwohl ich die Inhalte aus den nahezu identischen Dokumenten des letzten Jahres schon kenne, komme ich mit Einlesen und allem Drum und Dran auf an die 100 Stunden“, sagt Schüttinger.

Rückblick: 2013 verzichtete der Forchheimer Traditionsklub nach kurzer Beratung aus finanziellen Gründen auf den Lizenzantrag. Früh wurde hingegen in dieser Spielzeit der Mannschaft, die von Beginn an überraschend wieder zu den Spitzenteams der Bayernliga Nord gehörte, signalisiert, dass der Verein einen Versuch wagen will. Dabei konnten die Verantwortlichen noch nicht ahnen, dass die Mitglieder auf der Hauptversammlung im Frühjahr 2014 die Weichen für den Umzug in den Stadtnorden samt kompletter Entschuldung stellen würden (wir berichteten). Die finanziellen und infrastrukturellen Voraussetzungen für die Regionalliga werden mittel- bis langfristig also gegeben sein, kurzfristig aber stellt der Lizenzantrag die gleiche Herkules-Aufgabe wie im Vorjahr dar. „Wir müssen vor dem Umzug noch mindestens eine Saison auf unserem jetzigen Gelände spielen. Die Sportflächen und auch ein neues Vereinsheim mit Kabinen werden erst neu errichtet“, weiß Schüttinger.

Eine Woche, bis zum nächsten Mittwoch um Punkt 12 Uhr, hat der Jahn noch Zeit, seine Unterlagen einzureichen. „Etwas Bauchschmerzen werde ich dann schon haben, weil wir im Bereich Stadion und Sicherheit weit weg von den Anforderungen liegen“, erklärt Schüttinger, „aber wir geben alle Mängel ehrlich an und hoffen auf die eine oder andere Ausnahmeregelung.“ Immerhin sei der Verband anderen kleinen Vereinen wie dem SC Eltersdorf entgegen gekommen.

Testlauf bei Naidoo-Konzert

Mit einer verlängerten Übergangsfrist, so hofft Schüttinger, könne der Jahn Ideen vom Sicherheitskonzept des Xavier-Naidoo-Konzertes im Sommer auf dem Vereinsgelände übernehmen. Vielleicht fallen der SpVgg auch ein paar Absperrzäune oder mobile Toilettenwagen in die Hände. Die werden bei besonderen Sicherheitsspielen benötigt, um eine Trennung von heimischen und gegnerischen Zuschauern zu gewährleisten. Vorgesehen ist dann auch ein zweiter Eingang. So geschehen beim Bayernliga-Spitzenspiel im März 2013 zwischen dem Jahn und dem FC Schweinfurt. Der Trennzaun auf der Tribüne müsste exakt zwei Meter hoch sein, schreibt der BFV vor.

Viele der Leistungen, die über die formale Benennung von Ordnern, Stadionsprecher oder Medienbeauftragter (dürfen alle nicht in Personalunion fungieren) oder die Notwendigkeit eines abgetrennten Raumes zur Dopingkontrolle hinausgehen, könnten die Forchheimer in jedem Fall nur provisorisch anbieten. Speziell fordern die Regionalliga-Statuten neben der amtlichen Bestätigung eines Stadions mit dem Fassungsvermögen für 2500 Zuschauer mindestens 100 überdachte Sitzplätze, festgeschriebene Kapazitäten an Steh- und Sitzplätzen für Gästefans sowie neutrale Zuschauer und freilich Presseplätze mit Stromanschluss. „Eine WLAN-Verbindung ist keine Pflicht“, merkt Schüttinger süffisant an.

Dafür gibt es am jetzigen Standort kein Problem, was die Verfügbarkeit von Notruf- und Polizeieinsatzzentrale betrifft. Den Einsatzkräften stünde stets die Jahn-Halle zur Verfügung, die bei Heimspielen dann aber für keine andere Veranstaltung genutzt würden dürfte. Die Sanitäter der benachbarten Rettungsdienste BRK und ASB stehen auf Abruf bereit.

Die finanziellen Belastungen alleine durch Gebühren sind der zweite Punkt, an dem der Jahn an seine Schmerzgrenze gehen muss, ohne dass höhere Benzinkosten oder Prämien für seine Spieler inbegriffen sind. Die einmalige Zulassung zur Regionalliga kostet etwa 2000 Euro (Bayernliga etwa 1400 Euro), die Abgaben für den Spielbetrieb einer Saison belaufen sich auf zirka 15 000 Euro, so Schüttinger. Der Verband verlangt pro Heimspiel fünf Prozent der Eintrittsgelder (mindestens aber 250 Euro), jedes Schiedsrichtergespann ohne Spesen für die Anfahrt kostet 400 Euro. Dazu kommt eine Beteiligung von 88 Euro pro Heimpartie für die Video-Produktion der Internetsendung BFV-TV.

Die Regionalliga-Klubs zahlen also für ihre kurzen Fernsehauftritte, liefern überdies sämtliche relevanten Spielinformationen und Statistiken selbst. Dafür treten sie alle Vermarktungsrechte ab und der Verband streicht die Werbegelder ein. Freilich müssen auf den Mannschaftstrikots die Logos der Liga sowie der Sponsorenpartner der Regionalliga aufgedruckt werden.

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