Ortspitz: 200 Jahre Peterhof wird groß gefeiert

1.5.2018, 08:00 Uhr
Ortspitz: 200 Jahre Peterhof wird groß gefeiert

© Fotos: Roland Huber

"Wohnhaus mit Stall und angebautem Schweinestall, Scheuer, Backofen und Hofraum. Die bewirtschaftete Fläche beläuft sich zu diesem Zeitpunkt auf 36 Tagwerk 19 Dezimal": Es ist ein historischer Schatz, den Anni und Gerhard Reichold in Händen halten: Das Grundsteuerkataster aus dem Jahr 1848, das ihr Anwesen, den Peterhof, aufgelistet hat. Der Inhaber wird mit "Bairischpeter Peter Reichold" angegeben. "Daher kommt auch der Hausname Peterhof", erklärt Anni Reichold, die mit ihrer Familie auf dem Hof lebt. Dem "Peter sein Hof", wurde damals kurzerhand zum Hausnamen "Peterhof".

Ortspitz: 200 Jahre Peterhof wird groß gefeiert

Bereits im Jahr 1818, also exakt vor 200 Jahren, hatte Peter Reichold den gesamten Besitz "mit den Mobilien von der Schwiegermutter und Witwe Margareta Wagner" übernommen, heißt es in dem historischen Dokument weiter.

Heute, wohnen immer noch die "Reicholds" auf dem Hof inmitten von Ortspitz. Die Vorfahren in den vergangenen zwei Jahrhunderten hießen durch die Bank weg mit Vornamen Johann. Heute sind es Gerhard und Anni Reichold, die zusammen mit ihrer Familie dem Hof Leben einhauchen.

In der siebten Generation leben sie hier, da klingt Stolz aber auch viel Verpflichtung in der Stimme mit, wenn Anni Reichold zurückblickt. Immer wieder wurde das Gemäuer angebaut, umgebaut und aufgestockt, eine Maschinenhalle errichtet, der Backofen abgerissen und das Wohnhaus abgerissen. In den frühen 90er Jahren werden die landwirtschaftlichen Gebäude in Ferienwohnungen umgebaut, die Milchviehhaltung aufgegeben und stattdessen eine Abfindungsbrennerei eingerichtet. Ein großer Schritt in die Zukunft, wie sich heute zeigt.

Denn neben dem Obstanbau (fünf Hektar Obst und drei Hektar Kirschen) und den Ferienwohnungen ist es gerade die Brennerei, die der Familie ein drittes Standbein sichern soll.

Waren es einst der Schwiegervater und ihr Mann Gerhard, die in früheren Jahren mehr aus Freizeitvertreib mit den hochprozentigen Geistern experimentierten, machte Anni Reichold im Jahr 2015 Nägel mit Köpfen. Zwei Jahre lang ließ sie sich in Freiburg und Weinsberg in die Kunst des Destillierens einweisen, wurde Brennmeisterin. Dass sie dabei die erste Brennmeisterin in Franken ist und die zweite in ganz Bayern, erwähnt die 52-Jährige, viel zu bescheiden, nur en passant. Ebenso wie ihre Ausbildung zur Edelbrand-Sommelière.

Im alten Kuhstall ist in den vergangenen Wochen und Monaten eine Probierstube und Schau-Brennerei entstanden. Der luftige moderne Gastraum bietet Platz für rund 60 Personen.

Hhier können nicht nur die hauseigenen 52 Sorten Brände und Liköre verkostet werden, eine "Bauernhof-Gastronomie" mit frischen Produkten aus der Region, so Anni Reichold, soll für die nötige feste Unterlage sorgen etwa für die Kunden, die bei Brennseminaren und Verkostungen live dabei sind. Ob Brände, Geiste oder Liköre: Einen Favoriten hat Anni Reichold dabei nicht. "Ich rieche lieber, als dass ich schmecke" sagt sie und taucht die Nase tief in ein Glas bernsteinfarbenen Birnenbrand.

Am 1. Mai wird die Schaubrennerei im Peterhof offiziell ab 10 Uhr mit einem Weißwurst-Frühschoppen eröffnet. Mittags wird Ortspitzer Angusrind vom Grill und Schäuferla serviert, für Süßschnäbel gibt es Kaffee und Kuchen. In der hauseigenen Bar mixt ein Barkeeper Cocktails auf Basis von Peterhof-Destillaten. Für die Musik sind der Ebser Blech-Mix und Herbert Gröschel verantwortlich.

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