Paradies für seltene Obst-Arten in Hiltpoltstein

30.11.2016, 17:00 Uhr
Paradies für seltene Obst-Arten in Hiltpoltstein

© Rolf Riedel

HILTPOLTSTEIN — In Zusammenarbeit mit Gerhard Bergner von der Regierung von Oberfranken wurden auf dem neuen Grundstück nun 90 Obstbäume gepflanzt. Bei diesen Bäumen handelt es sich um sehr seltene und vom Aussterben bedrohte Äpfel- oder Birnensorten.

Die Regierung von Oberfranken hat in einem Biodiversitätsprojekt in den Jahren 2013 bis 2015 mehr als 4000 Obstbäume in 15 oberfränkischen Gebieten erfasst und bestimmt. Dabei wurden rund 400 verschiedene Apfel- und Birnensorten entdeckt. Von den seltensten Bäumen wurden Edelreiser für die Vermehrung geschnitten und auf Unterlagen „gepfropft“.

Diese 130 alten Sorten wurden in einer Forchheimer Baumschule und im Ökologisch-Botanischen Garten der Universität Bayreuth wieder vermehrt. Viele davon sind seit über 100 Jahren aus den Baumschulen verschwunden, kaum ein Gärtner hat sie seither mehr nachgezogen. Darunter die „Frühe Dörrbirne“, die nur zufällig im Zug einer Hausrenovierung gefällt wurde oder die „Kleine“, „Große“ und „Rote Pfalzgräfin“, die bisher in Deutschland als verschollen galten und bei der Kartierung wieder entdeckt wurden.

Auch eine andere fränkische Traditionssorte, die „Gelbgraue Rosenbirne“, galt bisher als verschollen. Eine ähnliche Rarität ist der „Purpurrote Agatapfel“, dessen hoher Ertrag auch bei den beiden, im Rahmen des Projektes, entdeckten Bäumen bestätigt wurde. Der attraktive und wohlschmeckende „Geflammte Cousinot“ war früher als „Schmelzling“ in Franken weit verbreitet. In Oberfranken konnte bei der Kartierung bisher nur ein Altbaum bei Thurnau gefunden werden.

Fürstlicher Spätzünder

Der „Grüne Fürstenapfel“ ist ein sehr lange haltbarer Tafelapfel, der erst im März seine Qualitäten zeigt. Bis vor sechs Jahren war die Sorte in Deutschland verschollen. Nun war es also soweit: Auf dem Acker auf dem bis vor wenigen Wochen noch Mais angebaut war, sind nun zusammen mit dem Kreisfachberater für Obst- und Gartenbau, Hans Schilling, Landrat Hermann Ulm, Obstbaufachberater Günter Daut und Gerhard Berger von der Regierung sowie etlichen Hilfskräften die Jungbäume in die Erde gebracht worden.

Hans Schilling möchte die einzelnen Bäume mit den jeweiligen Sorten-namen kennzeichnen, dann steht die neue Anlage für die Bevölkerung zur Begehung offen. Somit ist eine Besichtigung für interessierte Bürger jederzeit möglich. Eingerahmt wird die Schauanlage im Frühjahr mit einem mehrjährigen Blühstreifen.

Paradies für seltene Obst-Arten in Hiltpoltstein

© Rolf Riedel

Der Sortenerhalt ist jedoch nicht der einzige Grund, warum sich die Höhere Naturschutzbehörde an der Regierung für die alten Obstbäume einsetzt. Gerade alte, knorrige Obst-bäume bieten vielen höhlenbrütenden Vögeln wie Specht, Wendehals und Gartenrotschwanz eine Heimstätte. Aber auch Fledermäuse, viele Insektenarten, Pilze und Flechten nutzen diesen vielfältigen Lebensraum. Streuobstbestände zählen zu den artenreichsten, allerdings auch zu den gefährdetsten Lebensräume in Deutschland. Als vom Menschen geschaffene Elemente der Kulturlandschaft, können sie langfristig nur durch eine nachhaltige Nutzung und Pflege erhalten werden.

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