Pfalzmuseum: Bunte Lesung zum Dreißigjährigen Krieg

24.5.2018, 10:00 Uhr
Pfalzmuseum: Bunte Lesung zum Dreißigjährigen Krieg

© Foto: Jana Röckelein

Über böhmische Dörfer, musikalische Schuster und ganz viel Musik ging es bei einer bunten Lesung über den Dreißigjährigen Krieg am Freitagabend. Mit dem Titel "Alte Schweden, Dafne und die Pappenheimer" wurde ein Füllhorn an Überraschungen angepriesen.

Die Erste war sogleich, dass die Veranstaltung nicht wie geplant im Innenhof der Kaiserpfalz, sondern im Pfalzmuseum selbst stattfand. Präsentiert wurde der Abend von "Aline und den Streifenhörnchen", besser bekannt als: Schauspielerin und Sängerin Aline Joers, Entertainer und Sprichwortexperte Rolf-Bernhard Essig sowie Komponist, Spielvirtuose und Historiker Franz Tröger.

Zusammen oder einzeln trugen Joers, Essig und Tröger Lieder des Krieges vor – und auch das (zahlenmäßig überschaubare) Publikum ließ im Kanon über "Pappenheimer und Schweden" die Stimmen erklingen. Gespielt und gesungen wurde unter anderem Musik von Paul Dessau aus Brechts "Mutter Courage", teilweise wurden Texte und Musik von Essig und Tröger selbst geschrieben und komponiert.

Es wurde nicht nur gesungen und geschunkelt, auch "Zeitzeugen" kamen zu Wort. So zum Beispiel eine Bamberger Nonne, die aufgrund einer Hungersnot während des Krieges 1600 Tote in 25 Wochen Krieg zu beklagen hatte. Oder ein Schuster, der von einem Baum gefallen war und während seiner Bettruhe mal schnell ein 20-strophiges Lied gedichtet hatte. Vorgetragen wurden die Tagebucheinträge der Zeitzeugen sehr überzeugend von Aline Joers. Da es während des Krieges streng zu haushalten galt, trugen Joers, Essig und Tröger auch Lebensweisheiten für jeden Monat des Jahres vor.

Der Dezember zum Beispiel "erlaubt die gewürzte Wurst, drauf lösch’ mit süßem Wein den Durst". Zusammen mit Essig wurde der Herkunft von Sprichwörtern, die zum Teil aus dem Dreißigjährigen Krieg stammen, auf den Grund gegangen. Die Bezeichnung "Unter aller Kanone" zum Beispiel stamme aus dem 17. Jahrhundert — wenn eine Schulnote "sub omni canone" war, also weit unterhalb des Kanons und jedes Maßstabes. Im 19. Jahrhundert machten Studenten spaßeshalber "Unter aller Kanone" daraus, erklärte Essig.

Die mehrstimmige Gesangsleistung der Zuschauer im Kanon beim selbstgedichteten Lied "Pappenheimer und Schweden" war aber auf keinen Fall unter aller Kanone.

Apropos Schwede – woher kommt denn nun der Ausdruck "Alter Schwede"? Auch darauf wusste Essig eine Antwort: Im Krieg wurden Soldaten, die bereits lange und ehrvoll gedient hatten, oft zu Ausbildern für preußische Armeen ernannt. Diese Ausbilder wurden mit Lob als "Alter Schwede" bezeichnet, wusste Essig. Auch die Herkunft der Redewendung der "böhmischen Dörfer" wurde erläutert. Die slawischen Namen der Dörfer in Böhmen klangen für deutsche Personen auf der Durchreise fremd und sinnlos, daher der Ausdruck der böhmischen Dörfer. In Böhmen selbst wird für den gleichen Sachverhalt übrigens "spanische Dörfer" verwendet, erklärte Essig.

Knapp zwei Stunden lang sang man über Krieg, über Schweden, aber auch über Wein und Frieden — untermalt ein Akkordeon und diverse Spieluhren, denen Tröger wundersame Töne entlocken konnte. "Nur leider viel zu kurz", wie eine Besucherin anmerkte.

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