Pinzberg: "Bundesstraße durch unser Paradies ist absurd"

17.9.2018, 11:00 Uhr
Pinzberg:

© Foto: Pauline Lindner

Ob aber eine große Umgehungsstraße mit neun Brücken von sieben Metern Höhe die Probleme Reuths und Gosbergs löst, hält Tom Konopka, der Bezirksreferent des Bund Naturschutz, für sehr zweifelhaft. Denn es fahren täglich 27 000 Fahrzeuge durch Reuth, deren Ziel- oder Herkunftsort Forchheim ist. Den allermeisten Fahrern hilft eine Ostspange durchs Wiesenttal nicht, vielmehr wäre sie ein Umweg zum Zielort.

Ähnlich ist es beim Heimwärtsverkehr von Forchheim-Süd Richtung Fränkische Schweiz. Wer sich öfters in die Kolonne einreiht, beobachtet, dass an jeder Straßeneinmündung ab Pinzberg eine bemerkenswerte Zahl von Autos abbiegt. Am Abzweig nach Reuth teilt sie sich nahezu und an der Ampel in Reuth kommen wieder neue Fahrzeuge aus Forchheim dazu, um weiter in die Fränkische zu rollen.

Wie der Eingriff auf das Bild der Kulturlandschaft aussehen wird, versuchte die BIWO durch ein kleines Experiment zu zeigen. Ungefähr drei bis vier Minuten brauchten die Helfer um eine 250 Quadratmeter große Folie auszurollen. Genauso dieselbe Zeit, in der in Bayern eben 250 Quadratmeter Boden versiegelt werden.

Wenn die Ostspange kommt, wird der Lkw -Verkehr zunehmen, befürchtete Atila Karabag, der Landtagskandidat der SPD. Heinrich Kattenbeck, der "Spiritus rector" der Bürgerinitiative gegen die Ostspange als vierspurige Straße, wirft aufgrund dieser Fakten Pinzbergs Bürgermeister Seeber (CSU) vor, bislang keinen Antrag auf Sonderbaulastmaßnahmen gestellt zu haben. Mit den dahinter stehenden Mitteln könnte das Staatliche Bauamt die vorhandenen Kreisstraßen ertüchtigen und sie zu Staatstraßen aufwerten. Das ist ein Weg, den auch Altlandrat Reinhardt Glauber (FW) für sinnvoll und gangbar hält.

"Straßenbau für das Allgemeinwohl bedeutet nicht, ein paar Sekunden früher auf der Autobahn zu sein", haderte Konopka mit den Plänen. Vielmehr diene Klimaschutz dem Allgemeinwohl. BN-Kreisvorsitzender Ulrich Buchholz fragte denn auch: "Vordringlicher Bedarf für wen?".

Mit der noch unverbogenen Diktion der Jugend formulierte Ilja Eger, der Sprecher der BIWO-Jugend: "Eine Bundesstraße durch unser Paradies ist ein absurder Plan, hinter dem alleine der egoistische Gedanke steht, Geld verdienen zu wollen. Nicht mit uns!"

Das sieht MdB Lisa Badum (Grüne) ähnlich. Sie wünscht sich bei den Protesten gegen die Ostspange den Bayerischen Bauernverband an ihrer Seite, weil das Bauwerk wertvolle Ackerflächen vernichtet. Grünen-Kreisrat Karl Waldmann forderte in diesem Kontext, dass der Kreis jedes Jahr auch einen ausgeglichenen Naturhaushalt vorlegen solle.

Bei jeder Prostestaktion dabei war bisher Christian Kiehr, der BN-Vorsitzende von Ebermannstadt. Er setzt immer noch darauf, dass die dort getroffenen Aussagen, endlich "auch in den Ohren der politischen Entscheidungsträger ankommen".

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