Pizza, Bierwerbung und ein bisschen Football

30.1.2015, 22:00 Uhr
Pizza, Bierwerbung und ein bisschen Football

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Pizza, Bierwerbung und ein bisschen Football

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Dieser eine Tag am ersten Sonntag im Februar hat für Familien in den USA annähernd die Bedeutung wie Weihnachten oder Erntedank („thanksgiving“). „Seit ich mich erinnern kann, haben wir den Super-Bowl geschaut. Entweder bei uns zu Hause mit Bekannten oder wir waren eingeladen“, sagt Glen Roberts. Als Kind trifft er sich natürlich mit Freunden oft draußen zum spielen, in der Schule widmet er sich lieber dem Golfsport. „Aber an der populärsten Sportart des Landes kommst du eben nicht vorbei, die Begeisterung für Football ist wohl bei jedem Amerikaner genetisch veranlagt“, glaubt der 32-Jährige.

Augenringe am Montag

Auch zum 49. Finale in Phoenix (Arizona) wird Roberts den Fernseher einschalten und Gäste empfangen, diesmal lässt er die Rituale seiner Kindheit allerdings in der gemeinsamen Wohnung mit seiner deutschen Freundin in Nürnberg aufleben. Hält er bis zum Schluss durch, sind die Augenringe am Montagfrüh vorprogrammiert. In Deutschland beginnt die Partie erst um 0.30 Uhr. Sechs Stunden später klingelt für den Forchheimer Siemens-Mitarbeiter, der seit fünf Jahren in Deutschland lebt, der Wecker.

Den Schlafmangel nimmt Glen Roberts, der sich mittlerweile im Marathon übt, in Kauf. Beim Super Bowl herrscht schließlich Ausnahmezustand: „Sportlich kann man das Spiel mit dem Champions-League-Finale im Fußball vergleichen. Obendrauf kommt noch eine gewisse Party-Atmosphäre.“ Also werden allerlei fettige Köstlichkeiten von Pizza, über Chicken Wings und Chips aufgetischt. Der Höhepunkt des gesellschaftlichen Teils, für Roberts „mindestens genauso wichtig wie das Spiel an sich“, ist die pompöse Halbzeit-Show. An die Inszenierung mit allerhand Lichteffekten kommt wenn überhaupt nur die Schlusszeremonie bei den Olympischen Spielen heran. Mit Katy Perry und Lenny Kravitz treten abermals absolute Stars der Musikszene auf.

Am meisten freut sich Glen Roberts damals wie heute auf die Werbung: „Bekannte Unternehmen produzieren extra neue Spots, die dann zum ersten Mal überhaupt gezeigt werden. Das ist fast eine eigene Meisterschaft. Am witzigsten finde ich meistens Budweiser und Pepsi.“ 30 Sekunden zur besten Sendezeit kosten am Tag der Superlative etwa 4,5 Millionen Dollar.

Das wohl emotionalste Finalspiel erlebte der Wahl-Franke 2005, als das Team aus seiner Heimatstadt Philadelphia im Finale stand. Die Eagles mussten sich nach einem spannenden Schlagabtausch mit 21:24 geschlagen geben. Gegner damals waren die New England Patriots, die 2015 erneut und zum achten Mal in ihrer Vereinsgeschichte um die Meisterschaft spielen. Für das Team aus Massachusetts um Quarterback-Superstar Tom Brady und den Deutschen Sebastian Vollmer wäre es der vierte Titelgewinn. „Die Patriots haben schon genug Erfolge gefeiert“, findet Glen Roberts und sympathisiert mit dem Gegner aus Seattle. Der ist zwar auch amtierender Champion, aber die bittere Niederlage von vor zehn Jahren wiegt eben schwerer: „Ich würde so oder so auf die Seahawks setzen. Ihr Quarterback ist auch gut und die Defensive ist die beste der Liga.“ Dagegen steht der punktbeste Angriff. Auch diese Konstellation gibt es nicht alle Tage.

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