Pläne für Kindergarten Trailsdorf stoßen auf Skepsis

6.10.2016, 17:43 Uhr
Ein Kindergarten soll eigentlich Spaß machen. In Trailsdorf sorgt er bei den Großen aktuell eher für Ärger - und zwar im Gemeinderat.

© colourbox.com Ein Kindergarten soll eigentlich Spaß machen. In Trailsdorf sorgt er bei den Großen aktuell eher für Ärger - und zwar im Gemeinderat.

Laut Karina Lovmo von der Rathausverwaltung verfügt die Gemeinde in ihren vier Kinderbetreuungseinrichtungen aktuell über 150 Kindergartenplätze für Drei- bis Sechsjährige und 36 Krippenplätze für Kleinkinder. In den Kindergartengruppen wären noch 20 Plätze frei, die Krippenplätze seien komplett belegt.

Da die Geburtenzahlen in den letzten Jahren leicht gestiegen und mehr Zu- als Wegzüge zu verzeichnen gewesen seien, rechnete Lovmo mit weiterem Bedarf für Kinderbetreuungsplätze. Auch das neue Baugebiet „Boint“ dürfte die Nachfrage verstärken.

In der Folge befürwortete das Ratsgremium die Schaffung einer zusätzlichen Krippengruppe mit zwölf Plätzen im Rahmen der Sanierung des Trailsdorfer Kindergartengebäudes. Dort sind bislang nur zwei Kindergartengruppen mit 50 Plätzen vorhanden. „Dass es keine Krippengruppe gibt ist ein großes Manko für Trailsdorf“, hatte Claudia Kraus zuvor während der Debatte erklärt. Als Bürgermeister Torsten Gunselmann das Wort an Architekt Christoph Gatz übergeben wollte, meldete sich Werner Fischer (WG Hallerndorf) und zeigte sich verwundert: „Ich kann mich nicht erinnern, dass wir uns dazu entschlossen haben, einen Architekten zu holen.“

Sebastian Schwarzmann verteidigte dessen Einladung: Die Gemeinde müsse sich zwischen einer Sanierung des Altbaus und einem Neubau entscheiden und dazu sollte man wissen, ob das alte Gebäude noch zu retten ist oder nicht. Gatz habe den Kindergarten besichtigt und könne hier weiterhelfen.

Noch kein Auftrag

Der Architekt selbst räumte ein, tatsächlich noch keinen Planungsauftrag erhalten zu haben. Die skizzenhaften Entwürfe, zu deren Vorstellung er gekommen sei, habe er „aus Eigeninteresse gemacht.“ Der alte Kindergarten habe eine „sehr strenge Architektur“, meinte Gatz. Das Gebäude, bei dem es sich ursprünglich um eine Dorfschule gehandelt hat, sollte „künftig kinderfreundlicher aussehen“ und „Anmut, Fröhlichkeit und Geselligkeit ausstrahlen“. Es gebe einen „extremen Instandhaltungsstau“ und „großen Modernisierungsbedarf“. Man könne den Altbau erhalten, „aber der Aufwand dafür ist relativ hoch.“

Der erste Entwurf sah einen nur durch eine lange schmale Rampe mit dem Altbau verbundenen und ansonsten freistehenden Neubau für die Kinderkrippe auf der Spielwiese vor. Dadurch ergäbe sich ein reizvoller Eingangshof, „aber die Denkmalschutzbehörden werden diesen Vorschlag nicht erlauben“. Möglich seien auch ein Anbau in Form eines langen Querriegels entlang der Straße (Entwurf 2) oder eine trapezförmige Erweiterung des alten Gebäudes an der Nordwestseite mit Mehrzweckraum (Entwurf 3) oder ohne (Entwurf 4).

Als letztes präsentierte Gatz einen Vorschlag mit einer frei auf dem Kindergartenvorplatz stehenden, oval gewundenen Rampe über eineinhalb Stockwerke, die das Obergeschoss barrierefrei erschließen soll und „als Skulptur gestaltet werden könnte.“ Damit könne die neue Krippengruppe auch oben untergebracht werden. Man solle außerdem darüber nachdenken, ob die bisherige „Fremdnutzung“ im ersten Stock für einen Ministrantenraum beendet werden sollte oder nicht.

Erst mal „sacken lassen“

Auf voraussichtliche Baukosten wollte sich der Architekt auf Nachfrage von Markus Düsel (WG Pautzfeld) nicht festlegen: Jetzt schon Zahlen zu nennen, „wäre unseriös“. Torsten Gunselmann schätzte, dass 40 bis 50 Prozent der Kosten von der Regierung von Oberfranken gefördert werden könnten. Zu einem Beschluss kam es nicht: Der Bürgermeister sah den Vortrag von Gatz vielmehr als „Impuls an den Gemeinderat“, diesen solle man nun erst einmal „sacken lassen“.

Als der Architekt den Sitzungssaal wieder verlassen hatte, zeigte sich Claudia Kraus „total enttäuscht“ von seinem Auftritt: „Bei den ersten vier Vorschlägen habe ich mir gedacht: Um Gottes Willen!“ Anschließend warb Kraus dafür, einen zweiten Planer zu beauftragen, um „ein sinnvolles Konzept“ zu bekommen. Der Bürgermeister kündigte an, das Thema bald erneut auf die Tagesordnung zu setzen.

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