Poetry Slam: Mit Faust-Reimen aufs Podest

1.12.2016, 17:57 Uhr
Poetry Slam: Mit Faust-Reimen aufs Podest

© Foto: Julian Hörndlein

Diesmal gaben sich acht Poeten die Ehre, eingeteilt in zwei Vorrundengruppen mit jeweils vier Teilnehmern. Per Los wurde der Schweizer Tommy Sans Souci als erster Dichter auf die Bühne gerufen. Er berichtete von seiner Motivation zum Schreiben, die er mit dem Alltag in einem Altenheim verknüpfte.

Dann war Frank Klötgen an der Reihe. Er überließ dem Publikum die Auswahl des Slams, indem er eine Liste mit seinem Repertoire austeilte. Letztlich wurde es „Die Symphonie von der guten Seite“ — einem Gefecht, in dem sich die Bläser und die Streicher eines Orchesters bekriegen und das Chaos als Vandalismus im Konzertsaal eingestuft wird. Untermalt wurde der Text von ausschweifenden Bewegungen Klötgens, etwa durch Luftgeige-Spielen, häufig setzte er den Text lautmalerisch um.

Klötgen nimmt seit 16 Jahren an Poetry Slams teil. Für ihn war es der letzte Besuch als Slammer in Forchheim. „Nach so langer Zeit ist einfach Zeit für etwas Neues.“ Nach der Tournee möchte der Münchner sich Soloprogrammen widmen, daneben schreibt er noch an einem Buch über die Abschiedstour.

Einfach mal anders sein

Um die Vorrunde der ersten Gruppe zu beenden, traten im Anschluss an Klötgen Philipp Schwarzer und Lokalmatador Michi Graul auf. Schwarzer erzählte in seinem Text „Ich mag dich auch, wenn wir uns nicht küssen“ von einer ungewöhnlichen Liebesgeschichte. Graul forderte von den Forchheimern, Vorurteile abzubauen, sich höflich zu verhalten und anders zu sein. Per knapper Abstimmung wählten die Besucher Schwarzer ins Finale.

In der zweiten Vorrundengruppe trat als erstes der Nürnberger Lars Schäfer auf. Autobiografisch erzählte der Chinesisch-Student von China und wie es sich anfühlt, als Ausländer in Asien unterwegs zu sein. Im Anschluss gab der Forchheimer Lenny Kreuz seinen Poetry-Slam-Einstand mit der „Utopie im Café“. Darin skizzierte er das perfekte Leben anhand einer Tasse Kaffee.

Auch Hannah Conrady aus Weimar erzählte aus ihrem Alltag und schilderte eine Begegnung mit einem kleinen Jungen im SOS-Kinderdorf.

Als letzter der Vorrunde kam Serkan Kalyoncu aus Baiersdorf auf die Bühne. Mit einer politischen Satire suchte er nach einer Antwort auf die Frage, was nach dem Abitur kommt. Dabei ging er auf ernste Themen ein und karikierte den Populismus. Lenny Kreuz zog ins Finale ein. 

Philipp Schwarzer textete als Erster. Als vage Fortführung seines Vorrunden-Textes sinnierte er über eine Hochzeit, bei der er selbst als Teufel auftrat. Der Titel seiner Tragikomödie übers Heiraten und Kinderkriegen: „Zwei Große und ein Kleines“.

Lenny Kreuz stieg literarisch in seinen Text „Unterlassene Hilfeleistung“ ein. Mit Reimen aus Goethes Faust ging der Forchheimer auf die Menschen ein, die einen Gott suchen. Und weil er keine Antwort fand, sprang er metaphorisch von der Brücke. Nach einer weiteren Applausrunde stand Kreuz als Sieger fest. Dem 18-jährigen Neueinsteiger war die Erleichterung anzusehen: „Vorher war ich total nervös, jetzt bin echt froh, dass ich teilgenommen habe.“

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