Pretzfeld: Bier aus der Heimat für die Heimat

26.6.2016, 08:00 Uhr
Pretzfeld: Bier aus der Heimat für die Heimat

© Foto: Martin Regner

Georg Kugler belebte die bereits in der Zwischenkriegszeit stillgelegte Elch-Brauerei in Thuisbrunn ebenfalls 2007 wieder zum Leben. Die beiden Brauer kennen sich gut: Sie besuchten zusammen die Berufsschule und sitzen auch heute noch manches Mal zum Karteln zusammen. Wenn dafür die Zeit bleibt: Die größte Herausforderung für Mike Schmitt besteht darin, „die Öffnungszeiten meiner Gastwirtschaft, das Brauen und die Auslieferungen zeitlich zusammenzubringen“.

Wie viel von welchem Bier?

Inzwischen hat er darin Routine, aber am Anfang war alles neu: „Wir haben erst einmal gar nicht gewusst, welche Biersorten sich verkaufen lassen und wie viel Menge wir brauchen.“ Kurzerhand entschloss sich Schmitt dazu, mit der Sorte anzufangen, die ihm selber am besten schmeckt: ein helles, unfiltriertes Zwickelbier. Diese Entscheidung scheint richtig gewesen zu sein: „Das ist heute noch meine Hauptsorte“, erklärt der Pretzfelder mit einem zufriedenen Grinsen.

Ganz von Null angefangen hat er 2007 allerdings nicht: Schon 1995 erlernte Schmitt in Buttenheim das Brauer- und Mälzerhandwerk. Nach Stationen als Angestellter in Forchheimer und Hallerndorfer Brauereien, wo er Erfahrung sammeln konnte, wagte er den Sprung in die eigene Existenz. Dabei hätte alles auch ganz anders kommen können: „Ich war vier Jahre lang Postbote und habe Briefe und Pakete zugestellt“, erklärt Schmitt.

Alten Bauernhof gekauft

Aber der Wunsch, selbstständiger Brauer zu werden, war dann halt doch größer als die Freude an der frischen Luft beim Postaustragen. Ausschlaggebend war die Gelegenheit, in Pretzfeld einen alten Bauernhof zu kaufen, den Schmitt anschließend zur Gaststätte mit Brauerei umfunktionierte: „Den Kuhstall haben wir umgebaut zur Gaststube, die Küche war früher mal der Schweinestall.“ Vom Gastraum aus eröffnen große Glasfenster Einblicke in das neu angebaute Sudhaus mit seinen dicken, runden Edelstahlkesseln.

Beinahe wäre der eingeborene Franke für seine berufliche Leidenschaft sogar Baden-Württemberger geworden: Vor dem Start in Pretzfeld „haben wir immer mal wieder alte Brauereien zum Kaufen oder zum Pachten besichtigt“. Die interessanteste, bei der Schmitt einen geschäftlichen Einstieg ernsthaft in Erwägung zog, befand sich auf der Schwäbischen Alb.

Alles sah vielversprechend aus, „aber wir haben halt nicht wegziehen wollen“. Die drei Kinder und die vielen Freunde in der Heimatregion waren das Eine. Das Andere war die ungewohnte Sprache der Schwaben: „Bei dem Dialekt habe ich mir irgendwann gedacht: Das könnte eng werden.“ Und so blieb Schmitt der fränkischen Heimat treu.

2007 war der Schritt, den er und Georg Kugler aus Thuisbrunn gewagt haben, noch ein großer: Der Trend zum Regionalbier steckte erst in seinen Kinderschuhen und das Brauereisterben in Oberfranken befand sich in vollem Gange.

Der Schlüssel zum Erfolg war bei beiden die eigene Braugaststätte: Die brachte nicht nur Laufkundschaft, sondern auch Mundpropaganda von zufriedenen Kunden aus dem Großraum Nürnberg.

„Die Leute aus der Stadt kamen immer wieder“, berichtet Schmitt über die Anfangsjahre. Das ist bis heute so geblieben. Für Georg Kugler ist seine Thuisbrunner Gaststätte bis heute der einzige Umschlagplatz für den selbstgebrauten Gerstensaft: „Ich verkaufe alles ab Rampe.“ Wer sein Dunkles, sein Pils oder sein Weizen nicht gleich im Gasthaus oder im Biergarten austrinkt, kann Flaschen, Kisten und Fässer nach Hause mitnehmen. Ein Händler aus Italien kommt regelmäßig mit dem Lkw über die Alpen, so Kugler, um Elch-Bier nach Rom und in die Toskana zu exportieren.

Was die Zukunft bringen wird, wissen die beiden Nachwuchsbrauer natürlich auch nicht. Auch wenn bei Mike Schmitt ein Schild in der Gaststube Frohes verheißt: „Freibier gibt’s morgen“. Dumm nur, dass dieses Schild jeden Tag da hängt.

Vielleicht haben auch Sie eine schöne Geschichte rund ums Bier? Vom ersten Kuss im Leben auf einem Bierkeller, vom Kennenlernen des heutigen Partners auf einer Kerwa? Oder von einer schönen Wanderung mit gelungener Einkehr in einem Brauereigasthof? Wir sind gespannt auf Ihre Biergeschichten unter redaktion-forchheim@pressenetz.de. Unter allen Einsendern werden besondere Steingut-Seidla zum Jubiläumsjahr „500 Jahre Reinheitsgebot“ der Tourismuszentrale Fränkische Schweiz verlost.

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