Pretzfeld sagt "Nein" zu Wässerwiesenprojekt

3.5.2017, 16:41 Uhr
Pretzfeld sagt

© Foto: Mark Johnston

Zunächst herrschte Verunsicherung im Gremium über den Umfang des Projektes. Die Räte waren im März per Mail informiert worden, aber in Bezug auf Umfang und Zielrichtung herrschte noch Unsicherheit. So fragte Hans-Jürgen Müller, ob denn die Wehre alle wiederhergestellt werden sollen.

Renate Hofmann ergänzte, dass dies ein riesiger Schritt rückwärts wäre, denn die Wehre bräuchte kein Mensch mehr: "Wenn es dem Tourismus dienen soll, dann wären Radwege wichtiger". Karl-Heinz Grodd wollte wissen, ob denn die Eigentümerfrage schon geklärt sei und "wer kümmert sich später um die Gräben?"

Nachdem Bürgermeisterin Rose Stark erklärt hatte, dass nicht das ganze System wiederhergestellt werden ("Das geht für 400 000 Euro nicht"), sondern lediglich an Beispielen "dokumentiert werden soll, wie das naturnahe Industriedenkmal einmal funktioniert hat, ähnlich der Schleuse in Eggolsheim", wurde ausgiebig der touristische Nutzen dieses Projektes diskutiert. Die Gemeinde soll dazu über vier Jahre verteilt knapp 12 000 Euro beisteuern.

Einige Räte wünschten sich mehr Details zur angedachten Realisierung, andere sahen andere mögliche Projekte als wichtiger an. Die Abstimmung ging 6:6 aus, damit war der Antrag abgelehnt.

Ebenfalls rege diskutiert wurde die Frage, ob Pretzfeld künftig Krippenplätze für Kinder unter drei Jahren bereitstellen soll. Vertreter des Jugendamtes sehen hier Bedarf. Die Gemeinde müsste jedoch auch eine eigene Bedarfsanalyse durchführen.

2. Bürgermeister Walther Metzner gab zu bedenken, "dass wir hier über ungeborene Kinder reden, zudem ist es hier oft noch so, dass Kinder in diesem Alter noch in der Familie betreut werden".

Auf Nachbarn verlassen?

Mathias Reznik konterte diesen Einwand mit dem Hinweis, dass "wir eine Infrastruktur schaffen sollten, die es für junge Familien attraktiv macht, hierher zu ziehen. Dabei sollten wir uns nicht, wie bei der Nahversorgung, auf die Nachbarkommunen verlassen". Nach einer Änderung der Beschlussvorlage in Bezug auf den Standort (hier folgte das Gremium dem Vorschlag von Franz Stein, auch alternative Standorte zum Gelände an der Grundschule zu untersuchen) schloss sich der Gemeinderat einstimmig der Ansicht von Reznik an.

Ebenfalls einstimmig hat das Gremium die Bürgermeisterin beauftragt, die Leistungen für den Backofen in Lützelsdorf mit Sitzgruppe (wir berichteten) auszuschreiben.

Auch Pretzfeld wird, aber nur für den Hauptort, in das Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) einsteigen. Ohne diesen Schritt ist, wie die Bürgermeisterin verkündete, nach Aussage der Regierung von Oberfranken eine weitere Förderung im Rahmen der Städtebauförderung nicht mehr möglich.

Die Frage von Franz Stein, ob dies nur für den Hauptort gelte, bestätigte Stark, da nur hier die Kriterien erfüllt seien. Für die anderen Ortsteile gibt es die Förderung im Rahmen der Dorferneuerung. Unter anderem müssen für die Datenerhebung Angebote von Ingenieurbüros eingeholt werden.

2018 feiert Pretzfeld zum 50. Mal das Kirschenfest. Der hierfür gegründete Ausschuss hat seine Arbeit bereits aufgenommen, die Vereine im Ort wurden angeschrieben und um Teilnahme beziehungsweise Unterstützung gebeten. Rückmeldungen liegen bereits vor. Als Schirmherrn konnte der Ausschuss Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) aus Erlangen gewinnen, der auch selbst erscheinen wird, "falls er bis dahin noch im Amt ist", wie ein Gemeinderat bemerkte.

Anfrage aus Argentinien

Mit Mehrkosten von 3881,93 Euro wurden Umbau und Ertüchtigung der Brücke über die Trubach abgeschlossen, wie Stark berichtete. Bis zu 6300 Euro beträgt der Zuschuss, den die Gemeinde dem Katholischen Pfarramt St. Kilian für Sanierungsarbeiten des Kindergartens gewährt.

Von einer außergewöhnlichen Anfrage nach einer Gemeindepartnerschaft berichtete Stark gegen Ende. Eine Gemeinde in Argentinien mit dem südlichsten Kirschenanbaugebiet der Welt hat über das Konsulat des südamerikanischen Landes eine Partnerschaft angeboten. Auch wenn sich Pretzfeld hierdurch sehr geehrt fühlt, musste die Anfrage abgelehnt werden. Nicht nur, dass die einfache Flugzeit mit mehrmaligem Umsteigen 28 Stunden beträgt, wie Stark sagte. Sondern: "Uns fehlt hier die Grundlage, wir können das alleine nicht stemmen, weder sprachlich noch logistisch noch finanziell." Die Gemeinde in Argentinien soll aber eine Einladung zum 50. Kirschenfest erhalten.

Franz Stein (FW) kündigte an, zum 1. Juni sein Amt aus persönlichen und privaten Gründen niederlegen zu müssen. Als Nachfolger steht Steffen Lipfert bereit. Stein hat immer vehement seine Meinung vertreten und für manche, durchaus auch kontrovers geführte Diskussionen gesorgt.

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