Rathaus bekommt Vorzug vor Kolpingshaus

20.3.2018, 20:00 Uhr
Rathaus bekommt Vorzug vor Kolpingshaus

© Archivfoto: Horst Linke

"Die Stadt muss sparen" scheint die Botschaft zu sein. Zwar verspricht Kirschstein, dass die Stadt zum Kolpingshaus und seiner Nutzung stehe, zugleich aber verweist er auf den "äußerst geringen finanziellen Spielraum". Der ermögliche es, einen Erbpachtvertrag mit dem Kolpinghaus-Verein zu schließen, um die Immobilie in den nächsten 99 Jahren nutzen zu dürfen. Er ermögliche es aber nicht, neben den im Raum stehenden 32 000 Euro jährlicher Pacht, weiteres Geld in die Hand zu nehmen, um das 118 Jahre alte Denkmal auf den neuesten Stand zu bringen.

Dem Lob für den vom Jungen Theater Forchheim und seinen Kooperationspartnern gestemmten KulturPuls folgt eine Abkehr von dessen vor vier Jahren vorgestelltem Konzept zur Nutzung des Kolpingshauses. Eine "Endausbaustufe" werde es nicht geben. Im Kolpingshaus soll in einer "Basic-Version" alles so bleiben, wie es ist — mit den entsprechenden Schwierigkeiten für die Veranstalter.

Im Zentrum der kulturpolitischen Überlegungen des OB steht das Rathausgebäude. Man könne nicht zwei solche Objekte wie Rathaus und Kolpingshaus gleichzeitig sanieren. "Dazu fehlt es an Geld, Personal und mentaler Power." Nach dem Umbau soll im Rathaus ab 2022 "das Kulturzentrum der Stadt" stehen. Mit zwei Sälen und mehreren kleineren Räumen, die für jede Art von Lesung, Konzert oder Theater geeignet sein sollen. Die entsprechenden bühnen- und lüftungstechnischen Einrichtungen, ein barrierefreier Zugang und sanitäre Anlagen sollen in dem mittelalterlichen Fachwerk-Denkmal ein "Haus der Begegnung" schaffen. Bis das Rathaus zugänglich sein wird, soll das Kolpingshaus als provisorische Spielstätte dienen.

Kirschstein machte aber auch klar, dass es in Forchheim wohl keinen Bedarf an zwei Kulturzentren gebe. Was aus den Plänen für die von der SPD-Fraktion in der Vergangenheit favorisierte Stadt- und Kongresshalle werden soll, bleibt offen.

Die Aufgabe der Erstellung eines Kulturentwicklungsplans (KEP) übernimmt seit zwei Monaten Susanne Fischer. Die Leiterin des Pfalzmuseums möchte in den nächsten zwölf Monaten ihre zusätzlichen neun Wochenstunden dafür nutzen, eine umfassende Bestandsaufnahme zu machen, mit Kulturschaffenden, Politikern und möglichst vielen Bürgern kreative Ideen zu sammeln. Für das KEP hat sie sich in Regensburg erkundigt, bereits nach Leipzig und Ulm geblickt. "Mitunter waren ganze Kulturreferate mehrere Jahre lang damit beschäftigt. Nur für Städte unserer Größenordnung gibt es so etwas meines Wissens nicht."

Ein erfreuliches Nebenprodukt könnte ein "Kulturwegweiser" sein, der sich am sehr erfolgreichen Seniorenwegweiser orientiert und den Bürgern unter anderem aufzeigt, in welchem der vielen Chöre, auf welcher Theaterbühne man mitwirken kann. Inzwischen haben die ersten Rückmeldungen der Kulturschaffenden die Handlungsfelder offengelegt, die interessierten Beobachtern schon seit Jahren aufgefallen sind. Es gebe zu wenig Raum für Kultur - und zwar buchstäblich. Es fehlten Lager-, Probe-, Ausstellungs- und Aufführungsmöglichkeiten; es gebe Nachholbedarf bei der Wertschätzung der Stadt für die ehrenamtlich geleistete Arbeit; die Kulturförderung sei zu niedrig. Zudem fehle es an einer zentralen Termin-Koordinierung, und von einem nach außen wirkenden Profil als Kulturstadt könne auch keine Rede sein.

1 Kommentar