Reflexion beim Tennis

31.10.2016, 18:02 Uhr
Reflexion beim Tennis

© Müller

„Unbestritten ist die Tatsache, dass Mannschaften und Spielerzahl schrumpfen. Dem wollten die Verantwortlichen vor ein paar Jahren entgegenwirken und drehten an der Stellschraube Zeit, weil ein ganzer Tag auf dem Platz für einen Wettbewerb nicht mehr zuzumuten sei. Der Match-Tiebreak wurde eingeführt. Vor dem bayerischen Verbandstag Ende November gibt es jedoch wieder eine Gegenbewegung bei Vereinen, die den dritten Satz wieder haben möchten. Auch der Modus bei den Profis steht zur Debatte und bewegt sich in einem Spannungsfeld zwischen dem Versuch, das Spiel kurzatmiger zu gestalten und gleichzeitig noch ein Ergebnis, das auch die Leistung widerspiegelt, zu erhalten. Früher mal in der Ära starker Aufschläger sollten die Aufschlagfelder verkleinert werden, am Ende veränderten sich Bälle und Böden. Streitpunkt unter anderem ist derzeit die „No-Ad“-Variante, nach der bei 40:40-Einstand allein der nächste Punkt über den Spielgewinn entscheiden soll. Im Doppel wird auf der Profi-Tour schon so gespielt. Gerade der Wechsel zwischen Einstand und Vorteil macht für mich einen starken Reiz aus. Noch krasser wäre der angedachte Einschnitt, die Sätze auf vier Spielgewinne zu reduzieren. Der Sport täte gut daran, nicht in Aktionismus zu verfallen und kleine Regel-Operationen durchzuführen, sondern die Baustellen weitsichtig zu beackern. Jahrelang hat die Funktionärsebene verschlafen, im Jugendbereich notwendige Anpassungen vorzunehmen zum Beispiel bei den für Kleinkinder überdimensionierten Feldproportionen.

Leichter ist hingegen der Trend einzuordnen, abseits der prestigeträchtigen Weltturniere weitere Wettbewerbe mit Unterhaltungscharakter zu etablieren. Mit Tie-Break-Duellen wie kürzlich in Wien oder Indien steigt die Popularität der ohnehin gefragten Gallionsfiguren und entsteht ein lukratives Werbegeschäft einer Event-Industrie. Obwohl die Hallen gefüllt sind und zu einem positiven Tennis-Image beitragen, wünsche ich mir diese Geschichten als einmalige Veranstaltungen.“

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