Reinhardsvilla hat Schmuddelimage abgestreift

1.7.2015, 17:00 Uhr
Reinhardsvilla hat Schmuddelimage abgestreift

© Ulrich Graser

„Herr Dworschak“, sagt Andrea Martin buchstäblich zwischen Tür und Angel und hält ihr Smartphone hoch, „gerade habe ich die letzte Wohnung vermietet.“ Die letzte von acht Wohnungen, die in Regie der städtischen Wohnungsbau- und Sanierungsgesellschaft GWS in der Reinhardsvilla vergeben werden. Geschäftsführer Alexander Dworschak nickt seiner Mitarbeiterin dankbar zu.

Viola Korneli grinst dazu bis über beide Ohren. Sie hatte vor genau einem Jahr versprochen, den gesamten Komplex hochwertig zu sanieren, wobei sie als Investorin von der GWS die Hälfte der Wohnungen zugesprochen bekam. Und sie hat Wort gehalten. Mehr noch: Kornelis Wohnungen sind schon längst vermietet. Daher das Grinsen.

Ein gebürtiger Forchheimer, sagt Viola Korneli, erklärte ihr, „welch’ schlechten Ruf die Reinhardsvilla hatte“. Kinder seien von ihren Eltern ermahnt worden, um diesen Sandsteinblock mit Einfach-Wohnungen aus den 1920er Jahren „einen Bogen zu machen“. Heute sollen die Wohnungen vor allem Familien mit Kindern anziehen. Und sie tun es: Fast alle künftigen Mieter bringen Nachwuchs mit und damit wieder Leben in die Gegend.

Preise wie Sozialwohnungen

Alle 16 Wohnungen werden zu einem Quadratmeterpreis von 6,45 Euro vermietet. Das sind fünf Cent unter der Obergrenze für Sozialwohnungen, sagt Alexander Dworschak. Die Wohnungen werden aber nicht öffentlich gefördert.

Reinhardsvilla hat Schmuddelimage abgestreift

© Ulrich Graser

Zwischen 90 und 100 Quadratmeter groß sind die meisten Einheiten. In der Korneli-Hälfte ist der Spitzboden zusätzlich ausgebaut. Aus sechs Hausnummern wurden vier. Alle Wohnungen, die meisten davon mit vier Zimmern, Bad und Gäste-WC, verfügen auf der Ostseite über einen Balkon.

Die GWS hatte hier zuletzt im Rahmen eines Sozialprojektes alleinstehende Mütter mit Kindern einquartiert. Doch die Wohn-Bedingungen entsprachen schon lange nicht mehr modernen Anforderungen. Jetzt sind die Häuser energiesparend ausgebaut, statisch wieder in Ordnung gebracht, haben Treppenhäuser in massivem Holz und mit der typischen Korneli-Lilie als Dekoration auf den Wänden. In die hellen Wohnzimmer sind die Küchenzeilen integriert. „Ich habe schon manches Mal schlucken müssen“, sagt GWS-Chef Dworschak, „als ich hörte, welche Ausstattung Frau Korneli wollte.“ Aber letztlich „hat sie mich überzeugt“ und jetzt ist er froh darüber: „Wir wollten dieses Wohnquartier schnell wieder reaktivieren und als GWS alleine hätten wir das so nicht geschafft.“ Viola Korneli freut sich auch im Nachhinein noch über die vielen Gestaltungs-Freiräume, zu der sie die GWS überreden konnte: „Unser Slogan ist immer: Würde ich selbst in so einem Haus wohnen wollen?“

Um die „alte Fasson“ der Häuser und damit ihren ursprünglichen Charakter zu erhalten, wurde der Bestand nicht einfach entkernt, sondern modernisiert. Was Eingriffe in die Substanz nicht ausschließt: „Wir mussten erkennen“, so Korneli, „dass alle Holzbalkendecken ausgetauscht werden mussten“. Zum Teil grenze es an ein Wunder, wie die Häuser überhaupt noch zusammengehalten haben.

16 Stellplätze

Die Schuppen auf der Ostseite wurden abgerissen, hier entstanden 16 Stellplätze. Von den Wohnungen aus gibt es keinen Zugang mehr in die Gewölbekeller, wo jede Wohnung über ein Abteil verfügt, sondern nur noch zentral auf dieser Ostseite. Im Keller sind auch die beiden zentralen Pellets-Heizungen installiert. Sie versorgen die Wohnungen mit Wärme aus nachwachsenden Rohstoffen.

Andrea Martin ist bei der GWS für das komplette Areal an der Birkenfelderstraße zuständig, zu dem die Reinhardsvilla gehört. Die Vermietung der neuen Wohnungen lief quasi wie von selbst, sagt sie: „Die Stadtnähe zieht einfach.“ Und natürlich der günstige Preis bei gleichzeitig hochwertiger Ausstattung.

Gestern wurden noch Restarbeiten erledigt, heute ziehen die ersten Mieter ein. Das nächste Projekt: Umgestaltung des Innenhofes, dem die alten Holzschuppen zum Opfer fallen werden. Viola Korneli hat dabei „Freizeit und Hobbys“ der Bewohner im Blick. Wetten, dass sie sich damit durchsetzt?

 

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