Reuth: Warum soll die Linde gefällt werden?

12.5.2018, 08:00 Uhr
Reuth: Warum soll die Linde gefällt werden?

© Foto: Huber

Konkret ging um einen Antrag des Reuther Kindergartens St. Johannes der Täufer: Der Kiga-Träger bittet die Stadt um Zuschüsse für die Sanierung der Außenspielanlage. Im Rahmen dieser Maßnahme soll eine große Linde umgesägt werden, die auf der Anlage wächst. Das sei notwendig wegen "des enormen Wasserverbrauchs" des Baumes – wodurch sich der Boden absenke und so "erheblichen Schäden", also Risse, in und an den Kiga-Gebäuden verursache, heißt es in einer Stellungsnahme der katholischen Kirchverwaltung Reuth.

Als weitere Gründe für die Fällung führt der Kiga-Träger an: "Verschmutzung" durch die Linde, von den Wurzeln angehobene Fallschutzmatten rund um den Baumstamm ("Stolpergefahr") sowie "beengte Platzverhältnisse im Außenspielbereich". Zuletzt teilt die Kindergartenleitung mit, dass die Lindenblüten Bienen und Wespen anzögen, was eine Gefahr für die Kinder darstelle.

Schon während des Sachvortrages waren vereinzelt ungläubige Blick im Finanzausschuss zu bemerken – die schließlich in parteiübergreifendes Kopfschütteln übergingen als den Räten eine Auskunft aus dem Gartenamt vorgelegt wurde. Denn laut Amtsleiter Herbert Fuchs handelt es sich nicht nur um eine durch die Baumschutzverordnung geschützte Linde in absolut gesundem Zustand. Auch gebe es Zweifel über einen Zusammenhang zwischen Baum und Gebäudeschäden. Im Gartenamt steht man deshalb einer Fällung "skeptisch" gegenüber.

Mehr als skeptisch war auch die Mehrheit der Stadträte: Weder das Argument der "Verschmutzung", noch eine Gefährdung von Kinder ließen sie gelten. "Von diesem Baum geht doch keine Gefahr aus", meinte etwa Ludwig Preusch (FW). "Wenn es so wäre, dass solche schönen Bäume Kinder gefährden, wäre die Menschheit längst ausgestorben."

Sein Parteikollege Manfred Hümmer ergänzte, dass man die Gebäudeschäden "freilich im Auge behalten muss". Die Bodensenkungen seien für ihn aber eher die Folge der vergangenen extrem trocknen Sommer und Winter – was die meisten Ausschuss-Mitglieder genauso sahen.

Annette Prechtel (FGL) machte es gar "traurig bis wütend", wie "gerade ein kirchlicher Träger" mit dem Thema Linde umgehe. Man wolle hier doch nur "nicht nachvollziehbare Gründe finden, um einen einzigartigen Baum zu fällen". Weniger emotional meinte Sebastian Körber (FDP): "Ich halte es einfach für völlig unplausibel, dass die Linde an den Gebäuderissen schuld sein soll."

Einzig Ulrich Schürr (JB) brach eine Lanze für den Antrag der Kiga-Verwaltung: "Der Baum ist nicht krank, ja. Doch seine Auswirkungen auf die Gebäude sind gravierend."

Am Ende folgten aber alle Räte dem Beschlussvorschlag der Stadtverwaltung – wonach man den Antrag des Kindergartens zurückstellt. Stattdessen wird das Pfarramt gebeten, einen Alternativplan aufzustellen, in dem die Linde erhalten bleibt. Oder durch ein Baumgutachten den Nachweis zu erbringen, dass die Linde tatsächlich für die Gebäudeschäden verantwortlich ist.

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