Rugby ist eine eigene Lebensart

2.11.2015, 18:32 Uhr
Rugby ist eine eigene Lebensart

© Foto: privat

„Eine positive Entwicklung des Turniers war, dass die Kluft zwischen den etablierten Nationen und den sogenannten Tier-Two-Teams wie Japan und Georgien kleiner geworden ist. Dort wird die Sportart populärer. Dass es von den europäischen Großmächten keines ins Halbfinale geschafft hat, war teilweise nicht leistungsgerecht. Schottland hatte mit einer Schiedsrichterentscheidung Pech, Irland fielen zu viele Leistungsträger aus. Allerdings ist der Erfolg der südlichen Hemisphäre — Südafrika und Argentinien komplettierten das Semifinale — auch durch unterschiedliche Systeme zu erklären.

Während der Ausländeranteil in den Topligen von Frankreich und England pro Team oft über 50 Prozent liegt, dürfen in Neuseeland nur Spieler für das Nationalteam auflaufen, wenn sie in der heimischen Liga aktiv sind. Dadurch sind die Formationen besser eingespielt. Neben der puren Muskelkraft spielt beim Körpersport Rugby die Strategie eine gewichtige Rolle. In der Feldmitte, wo Angriffe gestartet und gegnerische Attacken unterbunden werden, braucht es die entscheidenden Köpfe. Neuseeland zeichnet zudem eine besondere Mentalität aus, die sich in ihrem Kampf-Tanz „Haka“ zeigt. Von Geburt an verfolgen die Männer den Traum, einmal für dieses Team zu spielen. Wenn sie das geschafft haben, gilt: verlieren ist nicht.

Dass Rugby eine Lebensart ist, hat sich bei diesem Begegnungsfest wieder gezeigt. Dazu gehören skurrile Verkleidungen genau wie das friedliche Verhalten der Fans. Der Tempel von Twickenham war selbst bei Vorrundenspielen mit 80 000 Zuschauern ausverkauft. Wie nachher auf dem Feld, haben die Fans der Sieger an der U-Bahn eine Ehrengasse für die Verlierer gebildet. In Deutschland leidet Rugby zu unrecht unter einem abschreckenden Kampfsport-Image. Dadurch lernen es die Interessierten nicht in der Schulzeit, sondern zu spät, um richtig gut zu werden.“

Keine Kommentare