Schweißtreibende Schwerstarbeit in der alten Schleuse 94

13.6.2014, 17:57 Uhr
Schweißtreibende Schwerstarbeit in der alten Schleuse 94

© Marquard Och

In der Schleusenkammer fließt seit April der Schweiß. Zunächst wurden mehr als 100 Meter Gerüst eingezogen. Mit einem speziellen Reinigungsverfahren sind inzwischen die Sandsteinquader der über sechs Meter tiefen Kammer gesäubert worden.

„Mauertaschen“ ab der Größe einer Faust und Wurzeleinwüchse in den Fugen bis 15 Zentimeter Durchmesser wurden nach dem Rat von Experten ganz bewusst belassen – Zauneidechsen, Hummeln und der „Schleusenmolch“ (sagt Bürgermeister Claus Schwarzmann) sollen in den Nischen weiter eine Bleibe haben – schließlich liegt die Schleuse im Naturschutzgebiet.

Bei einer Baustellenbesichtigung mit Schwarzmann, dem Architekten Jürgen Schönfelder und dem Vorsitzenden des Fördervereins Stefan Pfister war die Einfügung eines Ersatzquaders, einer Vierung, in die vorher in der Mauerkrone ausgearbeitete „Sasse“ mitzuverfolgen.

Trotz Flaschenzug eine Knochenarbeit in der Hitze, denn erst müssen die in Buch bei Nürnberg abgebauten Sandsteine mit Muskelkraft auf die Schubkarre gehievt werden. Bis zu 200 Kilogramm wiegt so ein Brocken — der dann auf das vorbereitete Mörtelbett abzusetzen und mit Wasserwaage und Schnur auszurichten ist.

Bis zu drei Tonnen wiegen die ausgebauten Kolosse der oberen Steinlage. Sie waren komplett eingewachsen und vermoost. Beiderseits der Schleusenmauer wurden die Mauersäulen mit den Eisenankern freigelegt, die für die Standsicherheit des Bauwerks wichtig seien, erläutert Architekt Schönfelder . Nach der Schadensbeseitigung werden die Gräben aufgefüllt.

Bis Mitte Juli haben die Natursteinspezialisten der Münchener Firma F. X. Rauch Zeit, dem Bauwerk die Kronensteine wieder aufzusetzen, denn Bürgermeister Schwarzmann drängt schon: Am 19. Juli steht das jährliche Konzert auf dem Programm. „Silvia Kirchhof und die Zigeuner“ wollen aufspielen.

Wer kann ein Tor bauen?

Am Unterhaupt der Schleusenkammer soll beim späteren, zweiten Bauabschnitt – der „Inwertsetzung“ des Industriedenkmals – das Schleusentor wieder eingesetzt werden. Eine Firma die in der Lage ist, so ein Tor anzufertigen, muss Schönfelder aber erst noch finden. Unterstützt wird er hier von Josef Gottschalk, dem Flussmeister des Wasserwirtschaftsamts Neumarkt. Dann soll die Schleuse ein Geländer erhalten und mit einem Edelstahlgitter überspannt werden.

Die Begrenzung des westlichen Treidelpfads hat Schönfelder auch schon ausgemacht. Abseits davon, wo das in den 80er Jahren abgerissene Schleusenwärterhaus einst stand, soll ein Info-Pavillon errichtet werden. „Den Garten anlegen“ — sprich die Treidelpfade anlegen – will der Hausener Diplomingenieur erst, wenn die vor 1846 errichtete Schleuse komplett saniert ist.

Schon angelandet sind mit einem Schiff der Main-Donau-Schifffahrtsgesellschaft 600 Kilo Stahlketten, die aus der Neckarsulmer Neckarwerft stammen. Die alten Ketten sollen an den Pollern, die am Aufweg zur Schleuse stehen, eingehängt werden.

Zur Finanzierung sagte Schwarzmann: „Für den ersten Sanierungsabschnitt kommen fast 180 000 Euro aus dem Entschädigungsfonds, mit 155 000 Euro beteiligt sich die Oberfrankenstiftung, 46 000 Euro erhält die Gemeinde von der Bayerischen Landesstiftung sowie 20 000 Euro von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz.

Seinen Anteil von 22 500 Euro habe der Förderverein schon auf der Kante, bemerkte der Vorsitzende und BB-Gemeinderat Stefan Pfister. Der Verein wurde gegründet, als eine CSU/FW-Mehrheit im Gemeinderat eine finanzielle Beteiligung abgelehnt hatte und die Errichtung eines zehn Meter hohen Aussichtsturms verhinderte. „Wie im Kindergarten“ kam sich der Planer Jürgen Schönfelder damals vor – wo doch die Finanzierung des Projekts aus den genannten Fördertöpfen bereits zugesagt war.

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