Schweres Gerät zerpflügt die Bahnhöfe

20.8.2009, 00:00 Uhr
Schweres Gerät zerpflügt die Bahnhöfe

© Irene Lenk

Alfons Arold kann nicht mehr ruhig schlafen. Der 69-Jährige lebt seit 28 Jahren in dem Bahnhofshäuschen in Neuses und nie herrschte so viel Betriebsamkeit vor seiner Tür wie in diesen Tagen. Und nie war es in der Nacht so still. «Ich wache jeden Tag um fünf Uhr auf, weil ich keinen Zug mehr höre», sagt der ehemalige Bahnangestellte - und muss über sich selbst schmunzeln.

Weil der Mensch ein Gewohnheitstier ist, hat sich Alfons Arold längst an vorbeirauschende Güter- und anhaltende Regionalzüge gewöhnt. Er ist also bereits wach, wenn die Bauarbeiter um sieben Uhr morgens ihre Maschinen anwerfen. Um 19 Uhr ist Feierabend. «Außer beim Betonieren, da müssen sie dann in Schichten auch mal über Nacht ran», wissen Bahn-Projekt-Ingenieur Karsten Lehmann und Sprecher Frank Kniestedt.

Und für eben jenes Betonieren bereitet eine Baufirma aus Thüringen derzeit am Forchheimer Bahnhof alles vor. In den nächsten Tagen ziehen sie die neuen Beton-Treppen nach oben auf das erhöhte Bahnsteigniveau. Der Unterschied zwischen alter und neuer Höhe ist deutlich zu sehen am Eggolsheimer Bahnhof in Neuses. Die riesigen «L»s, so genannte Winkelstützmauern, ergeben aneinandergereiht auf einer Länge von 170 Metern die neue Bahnsteigkante. «38 Zentimeter war die alte Kante, 76 Zentimeter hoch ist die neue», sagt Lehmann.

Fahrgäste von Regionalzügen müssen ab dem 14. September nur noch eine Stufe nach unten aus ihrem Waggon steigen. Die ab 2010 fahrende S-Bahn kann man dann sogar ebenerdig verlassen.

Um die 250 Arbeiter sind zwischen Bamberg und Forchheim am Werk. Sie verlegen neue Gleise, sanieren Oberleitungen und die Masten. Bei einigen der Pfähle war es höchste Zeit, denn «sie sind teilweise von 1935», weiß Lehmann. Wo mehrere Tonnen hin- und hergewuchtet werden, kommt schweres spezialisiertes Gerät zum Einsatz. An den Bahnhöfen Eggolsheim und Forchheim durchwühlen derzeit «Zwei-Wege-Bagger» den Untergrund. Sie können sowohl auf den Schienen fahren als auch auf buckligem Gelände.

Momentan verteilt das achträdrige Gefährt auf einer verdichteten Erdschicht gleichmäßig den Schotter, auf den später die neuen Gleise gelegt werden. «Die Steine müssen ausgetauscht werden, wenn sie sich durch die Last der darüberfahrenden Züge rund gerieben haben», erklärt Bahn-Sprecher Kniestedt die Physik, «denn dann ist der Kraftschluss nicht mehr gegeben.»

Dachträger in Blassgrau

Zwischen dem Knallorange der Bauarbeiter-Westen und dem roten Autokran an Bahnsteig 1 fallen die tonnenschweren Dachträger für den S-Bahnsteig kaum auf. Sie sind in Bahn-genormtem Blassgrau gestrichen. Für sie mussten massive Holzpfähle der alten Unterstände weichen. «Die waren noch in einem Top-Zustand», sagt Ingenieur Lehmann.

Besonders freut ihn aber, dass es ein Unternehmen aus Bayreuth ist, das fünf Haltepunkte zwischen Forchheim und Strullendorf neu errichten darf. «Es ist immer schön, wenn Arbeiter aus der Region den Zuschlag für Bahn-Projekte bekommen.» In Kersbach, Bubenreuth und Baiersdorf ist eine Firma aus Thüringen am Werk.