Seminar für Frauen: Der Wald ist keine Männerdomäne

24.5.2015, 14:03 Uhr
Seminar für Frauen: Der Wald ist keine Männerdomäne

© Foto: privat

„Wir befinden uns hier eigentlich gar nicht in der Natur, sondern das hier ist Kultur, da der Mensch schon viel verändert und gemacht hat“, erklärte Matthias Kraft von der Waldbesitzervereinigung Fränkische Schweiz (WBV) bei der Infoveranstaltung „Nachhaltige Waldwirtschaft – Gestalten für die nächste Generation“.

Dabei stand er in einem ungewöhnlichen Seminarraum – die Veranstaltung fand mitten im Wald statt. „In Bayern gibt es etwa 700 000 Waldbesitzer, viele davon besitzen nur sehr kleine Flächen“, berichtete Niels Drobny, Projektmanager der Aktion „Aktivierung von Waldbesitzern“ bei der Cluster-Initiative Forst und Holz in Bayern. Auf diesen Flächen stehe viel Holz, das nicht genutzt würde.

Selbstbewusstsein fördern

„Klar, denn viele Waldbesitzer haben in den 1980ern eine Ölheizung eingebaut und weniger Holz aus ihrem Wald geholt“, ergänzte Daniel Schenk vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF). „Obwohl 40 Prozent der Waldbesitzer weiblich sind, ist das immer noch eine Männerdomäne“, stellte Matthias Kraft fest. Deshalb habe man diese Infoveranstaltung für Waldbesitzerinnen organisiert, um zu informieren, um das Selbstbewusstsein der Frauen zu fördern und um sie zu animieren, gemeinsame Projekte anzugehen.

Frauen waren eingeladen worden – doch auch Männer kamen. „Man kann sich doch mit einem Mann bei einem Seminar genauso unterhalten wie mit einer Frau“, sagte Erika Thäter, Waldbesitzerin und Model auf der Einladungskarte für den Event. Sie ist Mitglied beim WBV und war überrascht, dass es ein eigenes Seminar für Frauen gibt.

Elisabeth Erlwein dagegen fand die Aufteilung gut, „denn Männer haben da manchmal andere Ansichten“. Sie hat einen kleinen Wald geerbt, ihr Mann ebenfalls. Sie kümmert sich um die Waldpflege, ihr Mann um den Holzeinschlag. Roswitha Habermann-Will ist ebenfalls Besitzerin eines kleinen Waldes, den sie bewahren möchte. Und sie möchte etwas für den Naturschutz tun.

Direkt vom Notar war Roswitha Machander gekommen, Waldbesitzerin seit einer halben Stunde. Da sie mit Holz heizt, will sie die Bäume dafür nutzen. „Außerdem ist es eine Geldanlage, denn auf der Bank bekommt man kaum Zinsen“, erklärte Machander. Da kam ihr die Infoveranstaltung gelegen, denn sie wollte sich über Grundlegendes informieren.

Die Nachkommen profitieren

Und das erledigten Matthias Kraft und Daniel Schenk. Im Wald bei Ermreuth hatten sie einen Parcours aufgebaut und zeigten Waldbereiche in verschiedenen Alters- und Entwicklungsstadien. Sie erklärten beispielsweise, dass es viele Buchen gäbe, wenn der Wald nicht bearbeitet werden würde.

Denn Buchen brauchen weniger Licht und entwickeln sich gut im Schatten von hohen Fichten. Während sich zwei Damen fragten, wie lange man wohl gebraucht habe, um diesen Wald so gut durchforstet zu haben, diskutierten zwei Herren, mit welchem „Gerät“ man hier wohl rein fahren könnte.

„Zuerst muss eine Standortbestimmung durchgeführt werden. Sie müssen sich klar werden, was Sie mit Ihrem Wald tun wollen“, referierte Daniel Schalk. Erst dann können WBV oder AELF richtig beraten und unterstützen. Denn von dem, was jetzt gepflanzt und an Waldpflege investiert würde, können Nachkommen später profitieren. Falls allerdings ein Teilnehmer den Wald vom Opa geerbt hätte, keine Unterlagen mehr da und die Grenzsteine überwachsen wären, dann könne mittels GPS der Wald wieder gefunden werden.

Mehr Fotos unter www.nordbayern.de/forchheim

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